Vortex: Als Wirbel oder Vortex bezeichnet man in der Strömungslehre eine drehende Bewegung von Fluidelementen um eine gerade oder geschwungene Drehachse. Der Begriff des Wirbels ist eher intuitiv und mathematisch nicht präzise formulierbar. Die Wirbelstärke ist im Zentrum groß und fast null im äußeren Bereich des Wirbels, umgekehrt verhält es sich mit dem Druck, der im Zentrum am niedrigsten ist. Wirbel neigen dazu ausgedehnte Wirbelröhren auszubilden, die sich mit der Strömung mitbewegen, sich winden, biegen und strecken können. (Wikipedia)
Der karmesinfarbene König rutschte etwas auf seinem Thron zu Seite und neigte sich leicht nach vorne, weil es sich in dieser Lage besser wiederkäuen ließ. Fast teilnahmslos starrte er dabei in die Ferne, die zeitlich ziemlich weit hinter ihm zu liegen schien. Dabei erinnerte er in tragischer Weise an König Theoderich aus dem Herrn der Ringe, als er sich unter dem zersetzenden Einfluß des finsteren Schlangenzunge befand. Wahrscheinlich zog er gerade den Inhalt seines 7. Magens nach oben und fand sonderbarerweise im Schalen immer noch etwas Geschmack daran. Draußen, an den Mauern spielten drei Trommler. Das gefiel ihm und drinnen versuchte gerade ein blasser Barde mit seinem farblosen Gesang ihm das Wiederkäuen zu verschönern. Eine wahrhaft tragische Entwicklung – Fists down!
Polymetrische minimal Grooves sind eines der besten Mittel, um einen musikalischen Strom zu einem Wirbel werden zu lassen. Zu einem Sog, fast einem Mahlstrom. Diesen Weg verfolgt die Schweizer Gruppe um den Gitarristen Stephen Thelen, Sonar, bereits seit einigen Jahren. Mit tritonal gestimmten Gitarren, einer Menge neuer Ideen und komplexen Rhythmen machten sie sich auf die Suche nach einem Produzenten für ihre Ideen und kamen so über Henry Kaiser an David Torn, mit dem sich sofort ein energetisches Bündnis entwickelte, bei dem die grüne Fee wohl auch ausgiebigstens Pate stand.
Mit Part 44, einem kaum wiederzuerkennenden Don Li-Cover beginnt die Eskalation gleich von Anfang an. Das hört sich frisch an, wie King Crimson zu seinen besten Zeiten, bis der minimalistische Vortrieb durch David Torn’s Einsatz einen heftigen Energieschub erhält. Und schon hebt das Ganze in deutlicher Rotverschiebung (Red Shift) ab, zerlegt sich in Waves and Particles, türmt sich auf zum Monolithen, treibt voran und in den großen Wirbel hinein, Vortex, um schließlich mit klarem Blick mitten ins Gesicht (Lookface!) zu enden. Ja, schau mir in die Augen, alter König, wirf den alten Ranz fort und besinne dich deiner Kreativität, wenn du dies vielleicht hören solltest! Klingt vielleicht ein bisschen so, als ob man Nik Bärtsch, der kürzlich mit Awase wieder ein wunderbares Album veröffentlicht hat, ein paar E-Gitarren in die Hand gedrückt hätte und gebeten, ein paar alte King Crimson-Klassiker durch den Fleischwolf zu verwirbeln. Frisch, hypnotisch, eskalativ.