Es sind genug Schlaumeier unterwegs, in der Audiophilie. Zum Glück auch „record lovers“, Amateure im besten Wortsinn. Natürlich, es gibt sie, die fantastisch klingenden schwarzen Scheiben, deren besondere Klasse auf Normalanlagen genauso überzeugt wie auf High-End-Gerätschaften. Und es ist interessant, dass es solch atemraubende Aufnahmen seit gut sechzig Jahren gibt, bei denen man nicht mal die „historische Perspektive“ in Rechnung stellen muss, um sich an ihnen endlos zu erfreuen. So möchte ich im folgenden, rein auf den Jazz bezogen, ein paar solcher Objekte meines Begehrens benennen. Ohne Hierarchie, und wohlwissend, dass jeder, den eigenen Ohren folgend, andere Schätze ins Spiel bringen könnte. Zudem noch eins: es sind grobe Vereinfachungen, vom „Blue Note-Sound“ oder „ECM-Sound“ zu sprechen. Eine ganze Palette klanglichen Ausdrucks zeichnet jedes Label aus, niemand hat je eine schlichte Uniformität des Sounds praktiziert. Dass ich überhaupt diesen Artikel schreibe, liegt daran, dass ich vor einer Woche ein Doppelalbum aus dem Hause Unit Records erhielt, mit einer Piano-Bass-Schlagzeug-Platte aus dem Jahre 2010, die mir nicht nur ein Wahnsinns-Trio nahe brachte, sondern auch einen zum Greifen nahen, unfassbaren Sound, und mit diesem Album geht es, ohne Absatz, aber mit Punkt und Komma, los, auf dieser kleinen Klangreise, kreuz und quer zwischen Dekaden springend: Rosset & Meyer & Geiger: What Happened / Sonny Rollins: Way Out West / Miles Davis: Kind Of Blue (MFSL 2-LP, 45 rpm) / Gary Peacock: Voice From The Past / Count Basie Orchestra: Kansas City Suite / Kenny Burrell: Midnight Blue / Don Cherry & Ed Blackwell: El Corazon. Soviel zu einer guten Handvoll Sternstunden. Auch abseits des jeweiligen Sounds, Meisterwerke durchweg.
2018 26 Apr.
Die Sache mit den audiophilen Jazzplatten
von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | Comments off