Short short comics, die nur an einer Stelle spielen. Bei Bill Bragg ist es eine verschneite Straßenecke mit einer Laterne bei Nacht. Ich hatte – es ist eine Zeitlang her – hier darüber geschrieben, die kleine Bilderstory findet sich auf der Website des Künstlers. Richard McGuire hat für seine Comicerzählung „Here 1989“ ein noch unauffälligeres Setting ausgewählt:
Die Ecke eines us-amerikanischen Wohnzimmers wird zum Ausgangspunkt einer vielschichtigen Reise durch Zeit und Raum. In den Hauptpannel werden immer wieder kleinere Pannels eingefügt, die sich manchmal nur auf ein Detail beziehen, etwa auf einen Hund oder ein vom Couchtisch fallendes Glas oder ein durchs Fenster geworfener Fußball. Alle Pannels sind mit Jahreszahlen versehen und scheinbar wild, aber doch durchdacht, gemixt; der Blickwinkel, die Achse des Betrachtenden ist immer die gleiche. Der zeitlich früheste Pannel eine glühende Erdmasse, der zeitlich späteste im Jahr 2033, das Haus steht nicht mehr und es findet eine Art militärischer Feier statt. Die Gesprächsfetzen sind knapp gehalten und banal. Historie und die Geschichten der Menschen mit ihren Wendepunkten spielen sich hauptsächlich zwischen den Pannels ab.
„Here 1989“ erschien erstmals auf sechs Seiten in schwarzweiß in dem legendären, von Art Spiegelman gegründeten RAW Magazin. Richard McGuire hat daraus inzwischen eine umfassende und farbig gestaltete Graphic Novel ausgearbeitet, die 2014 unter dem Titel „Hier“ bei DuMont erschienen ist. Ich hatte das Buch heute eine Weile in der Hand; mich hat allerdings der Charme des ersten Entwurfs mehr überzeugt. Entdeckt habe „Here 1989“ in Heft 2/2016 der Neuen Rundschau, die den Titel „Why I hate Poetry. Der neue amerikanische Essay“ trägt.