Vier Minuten ist das auf 18 Minuten anwachsende akustische Epos im ‚flow‘, da wird die ruhige Darbietung von Jason Molina unterbrochen vom Geheul einer Polizeisirene. In Sekunden schleicht sie sich in den Song ‚Travels In Constants‘ hinein, wie eine seltsame Verdopplung und Kontrastierung, und dann wieder hinaus. Ein unerwarteter Sound auf so einer intimen wie einsamen Veranstaltung, ein Klang, der etwas preisgibt über die Schöpfung dieser dunklen Ecke in seinem Werkverzeichnis, das voller dunkler Ecken ist. Nach wie vor machte er Lieder unter dem Bandnamen und ‚alter ego‘ „Songs:Ohia“, und nur noch wenige Monate sollte es dauern bis zur Veröffentlichung seines Americana-Meisterwerks „Didn‘t It Rain“. Er nahm diesen Song mit seiner geliebten Akustik-Gitarre auf, in seinem Appartment in Chicago, allein in der Gesellschaft seiner primitiven Vier-Spur-Bandmaschine. Alle seine Lieblingsthemen und -bilder sind hier versammelt, schreibt Stephen Deusner in seiner Besprechung der Mai-Ausgabe von „Uncut“, die ich hier ein wenig frei übersetze, und mit der ich Wort für Wort übereinstimme, und sie nur um ein paar Wörter anreichere: Kompasse und Vogelscheuchen, Vergänglichkeit und Isolation, „the moon, and the black moon beside the moon“. Die Polizeisirene signalisiert Gefahr, und ist eine zufällige Bereicherung des Liedes, als würde sich die Stadt seinem inneren Chor hinzugesellen. „Travels in Constants“ wurde damals rausgebracht, in extrem kleiner Auflage, von dem Brooklyner Label „Temporary Residence Ltd“, und erfährt jetzt seine erste Ausgabe auf Vinyl. Der andere, zwölf Minuten lange Song „Howler“ fügt einen kuriosen Drum-Loop hinzu und eine stechende E-Gitarre, und klingt doch ähnlich verloren und verwunschen. Jason Molina ist schon lange tot.