In den Klanghorizonten waren einige „compilations“ von Bob Stanley zu hören, der das wunderbare Buch „Yeah! Yeah! Yeah“ geschrieben hat, über, ähem, die Geschichte der Popmusik von Bill Haley bis Beyoncé. Ich erinnere mich an eine herrliche Sammlung über englisches Regenklima und das Trauma, das das Ende der Beatles hinterlassen hat. Verdammt gewitzte Begleittexte sicherten manche dieser Zeitreisen und Schatzsuchen ab. Hier nun der neueste Streich des Meister-Kurators.
Im Allgemeinen gibt es drei Möglichkeiten, über DIY-Musik, Schlafzimmer- und Hausbesetzer-Pop in den Jahren nach den Sex Pistols und Punk im Allgmeinen nachzudenken – als Produktionsweise (do it yourself), als Ästhetik (rau, kratzig) oder als Ethos („anti-corporate“, „small-scale“). Winter Of Discontent, eine Zusammenstellung von DIY, die im Windschatten des Punk entstanden ist, ist verdammt spannend, wenn man in solche Zwischenwelten eintaucht, für die auch John Peel immer offene Ohren hatte – mit so klugen Zusammenstellern wie Bob Stanley und Pete Wiggs gelingt stets eine kluge Auswahl, reich an Songs, die den Enthusiasmus und die Möglichkeiten von DIY verkörpern.
Es sind viele bekannte Namen dabei – Scritti Politti, The Fall, Television Personalities, The Mekons, Blue Orchids – und einige der unentdeckten Perlen leuchten am hellsten: Der perfekte Garagenpop von The Manchester Mekons; der gespenstische „Red Pullover“ von The Gynaecologists. Und über allem thront das immer noch verblüffende, vorausschauende, wahnsinnig kraftvolle Debüt von The Raincoats, „Fairytale In The Supermarket“ – Perfektion.
(Andrew Male und Michael Engelbrecht)