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2017 2 Dez

Eine Geschichte der Glasbläserei

von: Manafonistas Filed under: Blog | TB | Tags: , | 1 Comment

 

Den Berichten zufolge blies in Shanghai
gegen Ende der Yuan-Dynastie im Jahre
1364 ein Glasbläser eine Meerjungfrau,
die zum Leben erwachte, davonschwamm.
Und 1531 blies eine Gruppe Kölner
Glasbläser ein Orchester, komplett
mit Instrumenten, das zu spielen begann.
1846 blies in Hokkaido ein blinder
Mönch seinen eigenen Buddha, betete
zu ihm und konnte am nächsten Tag sehen.
In Natchez blies 1901 ein Glasbläser
einen Raddampfer voller Glücksspieler, einer
lag tot da. Und in Oaxaca wurde
1929 eine Miniatur der Sierra
Madre geblasen, Goldgräber an
den niederen Hängen, die ganze Stadt
voller Gold. In Letterkenny blies
1965 eine Frau eine Herde gläserner
Schafe, jedes von ihnen komplett mit Wolle
und leisem Klingelblöken. 1993
blies in Sète der Glasbläser am Hafen
einen Leuchtturm mit eigenem Lichtkegel,
und 2004 bliesen in Timişoara drei Glasbläserburschen ein neues Sonnensystem, ließen es steigen, ließen es ziehen.

 

This entry was posted on Samstag, 2. Dezember 2017 and is filed under "Blog". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. Both comments and pings are currently closed.

1 Comment

  1. Michael Engelbrecht:

    „Nachdenklich, witzig, unglaublich einfallsreich und makellos geschrieben.“ Das sagt Charles Simic zu den Gedichten von Matthew Sweeney.

    Im Hanser-Verlag gibt es nun eine neue Sammlung, unter dem Titel „Hund und Mond“. Die Auswahl liegt im englischen Orignal, und in deutschen Übersetzungen vor.

    Ich habe nur einen Lyrikband in diesem Jahr gelesen, und es wurde gleich mein Lieblingslyrikband des Jahres. Er hatte also keine Konkurrenz, und ich nehme mal an, er hätte auch kaum eine bekommen. Der Lyriker als Storyteller, das ist was Rares. Die wunderbarsten „song lyrics“ hat m.E. Father John Misty verfasst, aber das ist etwas anderes. (m.e.)
     
    Presseinformation:

    „Als ich die Strickleiter hinaufstieg im Dunkeln, / wußte ich nicht, wohin die Reise ging, / nur eben dies: hinauf.“ Wer sich Matthew Sweeneys Gedichten anvertraut, kann nie wissen, wo er landet, in Grönland oder im Inneren eines gigantischen Rotkohls, und ob nicht gleich ein singendes Pferd oder eine gläserne Nixe um die Ecke biegt.

    Wohin auch immer die Strickleiter führt, Sprosse für Sprosse, Vers für Vers sind Sweeneys Gedichte von anschaulicher Handfestigkeit und sprachlicher Präzision, die noch das Unwahrscheinlichste selbstverständlich erscheinen lassen. In diesem Auswahlband zeigt Sweeney sich erneut als Lyriker von abgründigem Witz und zarter Melancholie.


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