„Der Griff ins Plattenregal, zu den Lieblingsplatten von Can und Holger Czukay, das ist dann auch eine Art, Abschied zu nehmen“ schrieb Micha vor ein paar Tagen nach der traurigen Nachricht von Tode, oder seltsamer: „aufgefunden werden“ von Holger Czukay. „On The Way To The Peak Of Normal“ war auch für mich eines seiner beeindruckendsten Werke, allein schon wegen des Titels, der ein Feuerwerk intrinsischer und extrinsischer Widersprüche darstellt wäre er schon ein Highlight, aber die Musik ist einfach exzellent.
Dennoch gab es von ihm ein Album, dass ich noch mehr liebte. Einfach weil es allegorisch fast alles vorwegnahm, was Holger Czukay später an Experimentellem, mit ungewöhnlichsten Klängen und Samples, an Rhythmischem und Ambientem entwickeln und ausreizen würde, aber auch seiner Zeit extrem weit voraus war und, dann wie so oft, kaum Beachtung fand. Er nahm es 1968 kurz nach der Gründung von Can im Inner Space Studio auf und selbst fast 50 Jahre später hört es noch frisch und unverbraucht an: Canaxis. Archaisch und zugleich immer noch weit in der Zukunft. Rituell, komplex und voller Erfahrungen aus Stockhausens Studio für elektronische Musik. Ein Vorausgänger seiner Zeit und nun ist uns Holger Czukay erneut vorausgegangen und während ich den wunderbaren Boat-woman-song höre, sehe ich die schlichten vietnamesischen Sängerinnen im Morgengrauen seine Asche in einen Nebenfluss des Mekong streuen …