Blau war noch nie meine Lieblingsfarbe, zumindest nicht, wenn ich sie am Körper tragen sollte. Aber außerhalb meiner physischen Sphäre hingegen faszinierte sie mich schon immer. Das unbestechliche Azurblau im Sommerhimmel der Cevennen, das Ultramarin, das Yves Klein ins Extrem übersteigerte, das blaue Kobaltglas in meinem Chemiekasten. Und nicht zuletzt die großformatigen intensiv blauen Bilder meines viel zu früh verstorbenen Freundes Jörg Faak, mit dem ich Nächte durchphilosophiert habe, ohne dass uns das Verstreichen der Zeit auch nur im Geringsten aufgefallen wäre oder die Intensität auch nur einen Augenblick nachgelassen hätte. Und wir teilten Musik. Es war immer ein Fest des Austausches, wenn wir uns trafen und die Welt hatte für ein paar Stunden eine Dimension mehr. Wenn ich ihm etwas neues zum Hören mitbrachte tauchte er ganz hinein, versuchte mit seinem ganzen Wesen zu erfassen, was sich dieses Mal für eine kleine Welt auftat, was für eine Bewusstseinssphäre sich hier offenbarte. Auch bei Triptych in Blue hätte er genau hingehört, hätte die Aufmerksamkeit nicht abschweifen lassen, wäre bestimmt genauso fasziniert gewesen wie ich.
Drei Ambientstücke der besonderen Art, fließend, sich ständig verändernd, neue Klänge ganz vorsichtig aufnehmend, aber stets auf scheinbar ganz vertraute Art unfassbar bleibend, zu neuen blauen Ufern strebend. Das Produkt eines einzigen Abends, im Fluss des Augenblicks rahmen Azurite und Cobalt im Triptychon das Ultramarine ein, mal ein bisschen klassisch mit Piano und Cello, mal synthetisch und manchmal durchdrungen von feinen Samples und Field-Recordings. Improvisiert. Nicht festzuhalten und doch voller eigener atmosphärischer Dichte. Und selbst der Applaus am unvermeidlichen Ende wirkt komponiert. Vielleicht berührten Hans-Joachim Roedelius, Christopher Chaplin und Andrew Heath den großem Raum der Möglichkeiten gemeinsam für ein paar Stunden, aber die Tür dazu bleibt auch nachdem die Musik längst zu Ende ist immer noch einen Spaltbreit offen …