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2017 5 Aug.

Aktueller Filmtipp: Die Erfindung der Wahrheit

von: Lajla Nizinski Filed under: Blog | TB | Comments off

Es sind die Lügen, die uns den Ärger in der Welt bringen.

(aus: The Circle)

 

Wir wollten von L.A. nach Süden in die Sonora Wüste fahren. Dafür kauften wir uns einen gebrauchten Chevy Camper Van mit der Aufschrift „Christ Church“ auf metallblauem Lack. Im hinteren Teil des Wagens fanden wir unter dem Bettgestell ein geladenes Luftgewehr. Als wir eines Nachts leise Stimmen hörten, vermuteten wir, dass Benzin aus unserem Tank gesogen wurde. Wir feuerten einen Warnschuss ab, die Treibstoffdiebe verschwanden in die Nacht …

 
 

Ob diese Geschichte sich so zugetragen hat, ist nicht bewiesen. Die Wahrheit lässt sich nicht googeln. Für Heidegger liegt ein Weg zur Wahrheit in der Schaffung eines Kunstwerkes, „wo Wahrheit als Un-verborgenheit an sich zum Vorschein kommen kann.“

 

Ich habe gestern ein kleines Filmkunstwerk im Kino angesehen: Die Erfindung der Wahrheit. Eine scheinbar eiskalte Lobbyistin gesteht ausgerechnet ihrem Callboy, dass sie als Kind immer lügen musste und ihr Leben allzu gern für ein normales Leben eingetauscht hätte. Es ist ausgerechnet dieser Callboy, der später als Zeuge für sie lügt und doch zu seiner moralischen, prinzipiellen Wahrheit steht. Der Film ist raffiniert aufgebaut. Jessica Chastrain spielt die Chefin der Bewegung für Waffenkontrolle einfach umwerfend. Als „Konzerntussi“ – so nennt sie der Callboy – ist sie dem Gegner stets ein Schritt voraus. Ihre Gegner sind diejenigen, die den 2. Zusatzartikel zur Verfassung der USA gepachtet haben. Dieser Zusatzartikel verbietet, das Recht auf Besitz und Tragen von Waffen einzuschränken. Miss Sloane, so der amerikanische Filmtitel, weiß genau, wo sie ansetzen muss, um gegen die Ratten des verkommenen Systems vorzugehen. Ihre Zielgruppe für den Sieg sind die Frauen, die sie clever umwirbt und für ihre Sache gewinnt. Leider verrennt sie sich ausgerechnet bei ihrer besten Mitarbeiterin, Esme, weil sie nie weiss, wo ihre Grenzen sind. Ihre Überraschungstaktik wird ihr zur Falle. Jane Molly, ihre rechte Hand und als einzige Verbliebene  in der alten Firma, da ging es um Steuerrechte für Palmoel in Indonesien, wird am Ende des Films die Karte des Maulwurfs ziehen. John Madden ist der Regisseur dieses intelligenten Politthrillers. Max Richter ist der meisterliche Komponist dieser unter die Haut gehenden Filmmusik.

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