Guten Morgen,
es ist ein frischer windiger Tag im Rheinland, aber schon früh lag in der Post eine Platte aus der näheren Zukunft, oder, besser, aus der fernen Vergangenheit. Ich kenne mich nun wahrlich nicht sonderlich gut aus in jener Phase der Musikhistorie, purer Dilletant, aber da schaffen die ausführlichen „liner notes“ Abhilfe – und ich möchte hier eine Lanze brechen für eine Aufnahme Klassischer Musik von CPE Bach, vorgetragen auf einem uralten Tasteninstrument.
Ich habe ein Faible für solche raren Klangkörper, und sie erlauben mir einen direkteren emotionalen Zugang zu solcher Musik, als jedes konventionelle Instrument. Ich fühle mich da mehr auf einer Zeitreise, und weniger in einem Saal mit tiefernsten Menschen. Also hörte ich die „Freye Fantasie“, und war seltsam begeistert, dem Sound, der Dynamik sei es vor allem gedankt. Die CD des Pianisten Alexei Lubimov erscheint bei ECM in der New Series am 25. August.
Und so habe ich hier, mit einiger Unterstützung, Neuerscheinungen der kommenden drei Monate gesammelt, die schlicht vielversprechend sind. Okay, eine Schallplatte ist bereits erschienen – bei A-Musik in Köln kann man sie sich besorgen, sie haben einen Riesenbestand davon, seit sie wissen, dass sie bei uns zum Album des Monats gekürt wurde: Carlos Casas und seine „Pyramid of Skulls“ (Discrepant Records) wird ausführlich in den Klanghorizonten am 19. August vorgestellt, ich nenne das Teil mal „ethnic hardcore“, und dass man, laut „Boomkat“, hinterher ein Sauerstoffzelt und einen süssen Tee braucht, darf als lediglich leichte Übertreibung durchgehen – eine weitere Zeitreise der anderen Art!
Sehr fantasievoll ist das Soloalabum des Gitarristen Michael Rodach, „Die Zeit ist rund“, das am 11. August erscheint. Joey ist ganz und gar angetan von seinem alten Liebling Tim Berne (er hörte sich das Album in meinem „electric cinema“ an), und ich wette, er wird beizeiten etwas dazu schreiben.
Und so könnte ich endlos weitermachen, die CDs betreffend, die ich schon gehört habe, und die schlicht fabelhaft sind, ob Erik Honore (Hubro, Oktober) oder Björn Meyer (ECM, 15.9.), aber eine Frage bleibt: was ist der Recherche entgangen, welche grossartigen Silberscheiben werden in diesem Jahr noch auftauchen?
Man wünscht sich, Scott Walker wäre in einem späten Schaffensrausch, Robert Wyatt würde wenigstens sein Archiv öffnen, (oder ein Audio-Book rausbringen, das neue Buch von Monica Hesse lesen, und zwischendrin kleine Trompetensoli spielen), Steve Tibbetts ein Lebenszeichen aus Minneapolis senden, und Scritti Politti endlich das neue Werk vollenden. Hauptsache, Lucinda Williams ist nicht volltrunken (wie in Hamburg, vor Jahr und Tag), wenn sie in Köln-Nippes auftritt, im August.
Mit freundlichen Grüssen,
Michael Engelbrecht, Bagles & Beans
P.S. Dank Gregor ist nun unsere Jukebox in Hörnum mit einem Klassiker bestückt worden, und zwar mit meinem Lieblingssong von den Rolling Stones, „Paint It Black“. Jetzt fährt auch Larry, Urholländer und Chef des Ladens mit dem besten Cappuccino und dem besten Flat White Deutschlands, mal nach Sylt, statt immer mit dem Wohnwagen nach Domburg.
David Virelles: Gnosis / Richard Horowitz: Eros in Arabia / Joseph Shabason: Aytche / Grizzly Bear: Painted Ruins / Audun Kleive & Jan Bang: The Periphery of a Buildung / Carlos Casas: Pyramid of Skulls / David Rawlings: Poor David’s Almanack / Vijay Iyer Sextet: Far From Over / Iron & Wine: Beast Epic / Erik Honoré: Unrest / Björn Meyer: Provenance / Tim Berne’s Snakeoil: Incidentals / Moebius – Story – Leidecker: Familiar / V. A.: Sky Music – A Tribute To Terje Rypdal / The Gist: Holding Pattern (unveröffentlichtlichte Aufnahme aus dem Jahr 1983) / Shit and Shine: Some People Really Know How To Live / Gary Peacock Trio: Tangents / Alexei Lubimov: Carl Philipp Emanuel Bach / Randy Newman: Dark Matter / BJ Nilsen: Massif Trophies / The National: Sleep Well Beast / Rodach: Die Zeit ist rund / Hannah Peel: Mary Casio – Journey to Cassiopeia / Greta Aagre & Erik Honoré: Tuesday Gods / Stefano Battaglia: Pegalos / Anouar Brahem w/ Django Bates, Dave Holland, Jack DeJohnette: Blue Magams