Das war der erste Streich der vier Songalben von Eno in den Siebzigern, und über keine Platte aus diesem Quartett wurde in den Jahren der Manafonisten weniger gesprochen als über dieses erste Liederalbum nach Brians Weggang von Roxy Music. Völlig zu Unrecht, für mich steht es auf einem Level mit den drei Nachfolgern. Die Songs sind so bizarr und surreal wie das Cover, Eno wandelt seinen Gesang, seine „persona“, von Track zu Track. So war es unmöglich, seiner Stimme ein kommerziell taugliches „branding“ zu verpassen – er entzog sich jeder biederen Vereinnahmung – viele andere Künstler, die „ihre‘ Stimme gefunden hatten, wiederholten diese Rezeptur bis zum Sankt Nimmerleinstag. Und die ständig wiederkehrenden herzerweichenden Melodien? Inmitten all der Songwildnis? Sie konnten nie Hits werden, weil ihr instrumentaler Untergrund zu subversiv war, ihr Text zu erratisch. Proto-Punk. Psychedelic Exotica. Pure Pop. „Weird, very weird, very strange, disturbing and utterly beautiful.“ Am vierten August erscheint also das Quartett jener Dekade in „half speed-masters“. Obwohl ich diese vier Langspielplatten ohne Ermüdung und seit Jahrzehnten von vorne bis hinten höre und höre, lauschend wohlgemerkt, bin ich ein bisschen neugierig auf den möglichen magischen Mehrwert, obwohl mein Wunsch nach 5:1-surround-Abmischungen unerfüllt bleibt.
2017 23 Juli
Der erste Streich
von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | Tags: Die fünf Streiche | Comments off