Manafonistas

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Archives: Juli 2017

2017 31 Jul

Thronspiele zur Diskussion

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Am Wochenende gab’s hier in meinem Elternhaus im Stuttgarter Umland große Streitgespräche über Game of Thrones. Mutter und Bruder sind flammende Verehrer und restlos überzeugt, dass es sich hierbei um die beste Produktion aller Zeiten handle („bestes Drehbuch“, „beste Ausstattung“, „beste Schauspieler“ usw. usw. – bis hin zu dem Urteil, dass keine noch so teure Hollywoodproduktion mit angeblich viel höheren Budgets diese Qualität erreiche – letztere Aussage bzgl. der angeblich geringen Budgets konnte ich via Online-Recherche schon schnell widerlegt finden), während sich der zweite Bruder und seine Freundin da etwas verhaltener äußern, sich streckenweise beispielsweise daran gestört haben, dass bei zu vielen Figuren zu wenig Handlungsfortschritt passiere. Das war eine geradezu religiös-fanatische Debatte, der mit meinem Bemühen auf eine Objektivierung nicht beizukommen war.

So begab ich mich ein wenig auf die Suche in Blogs und Liebhaber-Foren, um ein wenig auf andere Meinungen zu stoßen. Von diversen Bekannten hatte ich sehr unterschiedliche Meinungen aufgeschnappt; ein befreundeter Drehbuchautor (dessen Schreibkünste ich sehr schätze) etwa äußerte sich stets hingerissen von der Drehbuchqualität und schickte mir YouTube-Ausschnitte, die ich als Nichtseher der Serie leider nicht wirklich wertschätzen konnte, bis er sich schließlich irgendwann von den Drehbuchautoren verraten fühlte; ein anderer, mitt-siebzigjähriger Autor in Virginia erzählte mir mehrfach ausufernd von den vielen Bezügen zur realen Historie der britischen Königsfamilien; andere Leute äußerten sich verhaltener („Kann man anschauen, ganz unterhaltsam, aber nicht so überragend wie Breaking Bad / Mad Men / Twin Peaks / Boardwalk Empire (bevorzugte Vorlieben bitte unterstreichen!)“ – oder es gehe „halt nur darum, wer mit wem in die Kiste hüpft und wer auf welche krass brutale Tötungsmethode aus der Geschichte geworfen wird“, wie bei jeder x-beliebigen Soap Opera, die theoretisch bis ins Endlose fortgesetzt werden kann.

Nun muss ich gestehen, dass mich weder historische Serien (von wenigen Ausnahmen wie Mad Men abgesehen) noch Fantasyserien wirklich interessieren, so dass ich bislang nie wirklich den Drang verspürte, Game of Thrones zu sehen. Alles, was ich darüber gehört und nun online gelesen habe, bestärkte meinen Eindruck, dass es sich dabei um eine arg populistisch mit Sex und Gewalt aufgepeppte und mit mittelmäßigen Schauspielern durchsetzte Seifenoper handelt, und dass die GOT-Fans hier viele Schwachstellen schönreden, die sie an anderen Filmen oder Serien kritisieren.

Daher wäre ich neugierig auf eure Meinungen. Wer hat’s gesehen, wer schaut es noch, wer hat aufgegeben, wer hat was zur Verteidigung beizutragen, das mir evtl. entgangen ist?

2017 31 Jul

„The Big Four“

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I have often said, Eno is reverential for me. I have met many of my heroes, most of them in the sporting world métier, forever regretting trying to talk to them but with “The Great Bald One” it was quite different. I had the pleasure of spending half an hour with the guy backstage at an UnSound Festival in Krakow some years ago. He was dressed in lady stereo surround looking completely serene, engaging in conversation as if he would rather be no where else in the world than hanging out with a clown like me. That is truly an art form in itself.

We celebrate artists for being prolific and Eno for me is the modern world’s true Renaissance Man. His existence and output in the field of creativity has always been a constant source of inspiration for me. It would be a tragic waste of words to put one of these recordings on a higher level than the other because in many ways they are all perfect time capsules for me, adding to the fact that he essentially never went back to this style for his own releases. It seems to keep the joy of returning to Warm Jets, Tiger Mountain, Green World and After Science all the more special. Like a wise man once said, “When I was young, I believed in three things: Marxism, the redemptive power of cinema and dynamite. Now I just believe in Eno.

(Adam Wiltzie, Stars of the Lid a.o.)

 

I would never say it in these words, but I can very well sympathize with Adam Wiltzie’s compassion for the four „song albums“ from the 70’s. I surely have no heroes, well, except Raylon Givens from the fantastic TV-series „Justified“. In a moment of not-really-thinking-hard, I have decided to do a whole hour about these four records in my long October radio night. What a fool I am! They were part of my radio nights since 1990, what can I do now in such a condensed form but to press repeat and play? Then again, why not, and tell some good stories like the one about loudspeakers hanging in tall trees?!  (m.e.)

Am frühen Sonntagmorgen, so gegen 6 Uhr, von einem lauten Knall aufgeschreckt zu werden, ist nicht gerade etwas, was man sich für den Beginn eines schwülwarmen Sommertag wünscht. Oder für irgendeinen anderen Tag, im Herbst, bei angenehmeren Temperaturen zum Beispiel. Aber gestern morgen war es dann bei mir so weit: dass sich schon seit einiger Zeit etwas vorneigende schwedische Bücher- und Schallplattenregal aus Holz (Holz arbeitet!!) ist vornüber gekippt. Glück im Unglück, dass eine Fensterbankkante das Regal vor dem kompletten Umfallen auf den Boden bewahrt hat! Oder ich gar davor gestanden hätte, mit der Option, blitzschnell zur Seite zu springen, bevor mich ein Bücher- und Schallplattenhagel bombadiert …

Weil ein Nagel fehlte, ging das Königreich verloren …

Festgestellt, dass sich das Regal nur wieder an die Wand stellen lässt, wenn es komplett leergeräumt ist: im Regal glücklicherweise verbliebene Bücher und Schallplatten wiegen zuviel, als dass es sich jetzt schon wieder in die Horizontale stemmen lässt. (Und hinter das Regal ist auch so einiges gefallen durch den Sturz, das behundert das Heranrücken dann auch.)

Nun denn, für die nächsten freien Arbeitstage und Sonntage ist dann also Sichtung und Sortieren angesagt. Und vermutlich auch Aussortieren, was eh nicht mehr gelesen wird; das habe ich lange genug vor mir hergeschoben!

2017 31 Jul

p5 (revisited)

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Der Deal: du verzichtest auf fünf sterbliche Gedichte,
die in hundert Jahren von fremden Augen heimgesucht,
ferngefunden werden, schulbuchdingfest –
und hast diesen einen Wunsch frei, der natürlich nur
ein lustvolles Verschwinden sein kann, wir verhandeln
keine Ewigkeiten. Ja, dann bleibt nur eins: ich gehe
(Schlussblende, rund) auf diesem Feldweg, wie einst
Chaplin, Staub und Staub und „Moon River“ im Ohr!

 

 

Ö

ö

„The day the music died.“ Ein Versehen, ein nicht ganz so kurzer Moment der Abwesenheit, und eine dummerweise automatisierte Reaktion des Oppo, führten zu einer Schredderung zumindest der Mittel- und Hochtonareale meiner Aktivlautsprecher, weitere kollaterale Schäden denkbar. Ich übe tiefes Durchatmen, lege Gary Peacocks neue CD ein, der Kontrabass kommt satt mit Holz, das Piano ein elendes Krächzen. Over and out. Das „electric cinema“ ist auf unabsehbare Zeiten geschlossen. Bitte keine Anteilnahme ausdrücken, der Kopfhörer funktioniert noch (glaube ich zumindest). Jetzt muss erst mal Schadensdiagnostik betrieben werden, dann (wenn das ganze nicht jeden Kostenrahmen sprengt), fahre ich die c1-Monitore nach Mellrichstadt. Manger Audio baut fantastische Lautsprecher, ich bin neugierig, ob & wie ich aus der Nummer rauskomme. Freunde, die hier waren, ahnen, wie Alexei Lubimovs Tangentenklavier  klingt, wenn er ein Rondo von CPE Bach spielt – fast hyperreal! Es war einmal, fürs erste.

 

2017 30 Jul

Wahn Wahn Wahn

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Nein, hier wird es nicht um „Die Meistersinger“ gehen, sondern um 2 Protagonisten, die aus satellitgrossen Schattenschüsseln heraustreten, um an ihrer Kunst zu wirken. Vorweg sei noch ein Frust auf Reisen geschickt: Loudon Wainwright III trat jetzt in Bremen auf, natürlich das einzige Konzert in Germany. „THERAPY“ war in den Endsiebzigern mein Alibi in Diskussionen für oder gegen eine Therapie. „It costs so much, it can’t be bad … just sixty bucks an hour, that’s all.“

Etwa gleichzeitig entdeckte ich auf der anderen Seite des Teichs einen excitable boy, der reif für eine Therapie war – Warren Zevon. Ich war sofort von ihm begeistert: sein Aussehen, seine tiefe Stimme, seine guten Texte hatten mich beeindruckt … Langzeilensongs wie das von Bruce Springsteen abgekupferte „JEANNIE NEEDS A SHOOTER“ sind bis heute Hörherzchen von mir.

Als ich neulich auf meiner Wanderung durch das UNESCO Naturerbe Müritzer Park wanderte, kam ich zufällig an dem ehemaligen Wohnhaus von Hans Fallada (1893-1947) in Carvitz vorbei. Ich staunte nicht wenig, als ich all die trüben Geschichten auf seiner Lebenskarte las: mit 18 Selbstmordversuch, immer wieder interniert in psychiatrischen Anstalten oder Gefängnissen, sein Vater war Richter- o Graus. Wie fast alle kannten wir Fallada von der Schullektüre: „Kleiner Mann, was nun?“

Dass er der deutsche Chronist der Nazizeit war, wussten wir ebenfalls. Aber, dass er dermassen gewalttätig war – bei der Trennung ging er mit einem Vorderlader auf seine Ehefrau los, das hat mich überrascht. Seit einiger Zeit erlebt sein Buch: „Jeder stirbt für sich allein“ ein merkwürdiges Revival besonders in den USA und Israel. Das hängt nicht nur mit seinem 70. Todestag zusammen. Es macht nachdenklich. Bevor er „Alone in Berlin“ schrieb, sortierte er seine desolate psychische Verfassung in dem Buch „Der Alpdruck“. Lesen möchte ich ihn nicht mehr.

Warren Zevon ist noch nicht ganz so lange tot, er starb vor 15 Jahren. In seinen letzten Songs hat er mit seinem „DIRTY LIFE AND TIME“ abgerechnet. In „DISORDER IN THE HOUSE“ verarbeitet er die Diagnose Lungenkrebs. Er wusste, dass er sterben würde und er wusste, dass er oft über die Stränge geschlagen hatte. In „PLEASE STAY“ sucht er die Versöhnung mit einer verprügelten Partnerin. Als Frau schluckt man da schon dreimal, um zuzugeben, dass diese Männerwerke doch gelungen sind.

These werewolves, „Ah – hoooo“ …

He’s an Englishman from the books, the funny, human, eccentric type,  and I met him at breakfast. I have not been the first to tell he should write a book should about his experiences of recording the world, on one side a lesson about the difference of our listening habits and how the world actually sounds, on the other a collection of  stories of his equally funny and revealing experiences in desolate, famous, everyday surroundings.

 

Tbc

 

Dass wir hier Verschwörungstheorien das Wort reden, darauf kommt zurecht niemand. In den letzten Jahren tauchten in Film und Fernsehen des öfteren Weltuntergangsszenarien auf, prä- und postapokalyptische Szenarien. Mal trashig, mal hollywoodesk, mal so tief und abgründig wie in den drei Staffeln von „The Leftovers“, wohl eine der besten TV-Serien aller Zeiten, und immer noch Geheimtipp. Psychoanalytiker argumentieren da gerne mit den Ahnungsfeldern des Kollektiven Unbewussten, genauer gesagt, zielt das auf die schwarz auf weiss oder nur vorbewusst wahrgenommene Addition des wahrgenommenen politischen Wahnsinns. Richtet man allein den Blick aufs Weisse Haus, sollte man endlich aufhören, zu viele Witze zu machen, die ja auch nur eine „coping strategy“ sind, sich das Unaushaltbare hellschwarz zu malen. Die Lage ist viel ernster. Der Irre schart immer mehr Gleichgeschaltete mit hohem Soziopathiewert um sich, und seine grosse Fresse konterkariert seine Führungsschwäche. Wer innenpolitisch von einem Abgrund zum nächsten stolpert, sorgt gerne für einen grossen aussenpolitischen Coup. Und der könnte verhängnisvoll werden. Einige hardliner vom Grosskapital, vom Militär, vom Stamme der finstersten Rednecks, hat der Geistesschwache schon in den engsten Kreis gelotst. Glauben Sie allen Ernstes, da wird noch Schlimmeres abgewendet!? Und bevor Sie einen Rest von gesundem Menschenverstand herbei halluzinieren, lesen Sie einfach die zwei angefügten Artikel aus „The Guardian“!

 

 
 
 

Überraschungsarm, aber sehr angenehm und leise. So leise, dass man immer wieder einmal den Klavierhocker knarren hört. Auch andere Nebengeräusche fügen sich ins Klangbild, und man weiß nicht immer, ob sie beabsichtigter Teil der Musik oder akustischer Beifang sind.

Über Hans-Joachim Roedelius muss man nichts mehr sagen. Hier spielt er Klavier, ausschließlich, aufgenommen in seiner Wohnung in Baden bei Wien. Der schon durch den Anschlag sanfte Klavierklang wird noch zusätzlich abgedämpft, indem Roedelius‘ 30 Jahre jüngerer Mitstreiter Arnold Kasar die Saiten mit Filz präpariert hat.

Man kennt die weitgehend improvisierten melodischen Girlanden und impressionistischen Akkorde eigentlich seit vielen Jahren, aber Roedelius erschafft sie in immer neuen Wendungen und Variationen, und kaum jemals werden sie langweilig. Arnold Kasar, mit elektronischen Mitteln, stellt sie in den 19 Tracks in immer neue, nie aufdringliche, aber stets präsente akustische Umgebungen. Mehr passiert im Grunde auf der ganzen CD nicht, außer dass die Intensität des Spiels im Laufe der Platte zunimmt. Aber das genügt schon, um die 76 Minuten Spieldauer ohne Durchhänger auszufüllen.

Arnold Kasar hat mit der Abmischung der Stücke bereits während der Zugfahrt von Wien nach Berlin begonnen. Vielleicht ist das ein Fingerzeig darauf, dass Einfluss eine sehr kopfhöreraffine Platte geworden ist.

Für mich schon jetzt eine meiner Platten des Jahres. Und für Roedelius, da bin ich sicher, eine ihm keineswegs gleichgültige späte Anerkennung, dass die Scheibe beim Yellow Label der DG erschienen ist. Dort darf tatsächlich noch immer nicht jeder.

So listen to the silence. Once all other external sounds cut out, there´s no more escaping from yourself. The late John Cage put it like this: “ … sounds (which are called silence only because they do not form part of a musical intention) may be depended upon to exist. The world teems with them, and is, in fact, at no point free of them. He who has entered an anechoic chamber, a room made as silent as technologically possible, has heard these two sounds, one high, one low – the high the listener´s nervous system in operation, the low his blood in circulation. There are, demonstrably, sounds to be heard and forwever, given ears to hear.“

Silence marks the escape route through the self into a infinity of sounds. And this infinity finds its echo in what Gaston Bachelard, author of The Poetics of Space, discribed as the „intimate immensity“ that lies just beyond the immediate world. „Immensnsity is within ourselves“, he wrote. Ìt is attached to a sort of expansion of being that life curbs and caution arrests, but which starts again when we are alone. As soon as we become motionless, we are elsewhere: we are dreaming in a world that is immense. Indeed, immensity is the movement of motionless man … Always elsewhere. Driftworks resonates such inimate immensity.

 

(Zitiert nach den Liner Notes aus der CD-Box Driftworks)

 
 

 
 
 

Nun ist endlich auch klar, welch grandioses Werk heute aus meinem Plattenschrank endlich einmal wieder ans Tageslicht geholt wird. Es ist fast genau 20 Jahre her, ja es war 1997, da brachte Big Cats Records eine Vier-CD-Box heraus. Je eine CD des in Australien geborenen Paul Schütze, stateless, eine zweite nahm der Dortmunder Thomas Köner auf, Nuuk, die dritte kommt aus Japan, Nijiumu, der Komponist: Keiji Haino. Bleibt noch die vierte zu erwähnen: Pauline Oliveros & Randy Raine-Reusch, der Titel der Platte In The Shadow of the Phoenix. Von Pauline Oliveros, die eine US-amerikanische Komponistin und Akkordeonistin war und im November letzten Jahres starb, ging es ja erst kürzlich in dem Beitrag von Uli Koch zu Insect Music.

Diese einmalige CD-Box, die hoffentlich eines Tages wiederveröffentlicht wird – im Moment ist sie nur für einen riesigen Batzen Geld zu haben – trägt einen buchstäblich fort, man driftet ins Ungewisse, lässt sich irgendwohin treiben, ins Offene, eine musikalische Reise ohne Geländer.

 
 
 

 


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