Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

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Archives: Juni 2017

 


 
 
 

Biotop, 1981 auf dem Hamburger Sky-Label erschienen, war mein Erstkontakt mit der Musik Asmus Tietchens‘. Kaufimpuls war nicht nur Sky (dieses Label war immer der Aufmerksamkeit wert, weil sein Boss Günter Körber ganz offenkundig nur Platten machte, die er sich selber gern anhörte), sondern ein Interview von Steve B. Peinemann mit Asmus Tietchens in dem damals noch lesenswerten Stadtmagazin „Szene Hamburg“. In diesem erzählte Tietchens unter anderem, einen Sarg unter dem Wohnzimmertisch stehen zu haben, dass er einmal Werbetexter gewesen war und woher der Titel „Geisel des Monats“ kam — Geiselnahmen waren damals gerade eine Modeerscheinung und mediales Dauerthema.

Biotop ist die erste von insgesamt vier Platten, die innerhalb von nur zwei Jahren auf dem Sky-Label erschienen. Peter Baumann, der Tietchens‘ Erstling Nachtstücke produziert und beim französischen Egg/Barclay-Label untergebracht hatte, nahm seine Option auf ein weiteres Album nicht wahr, und so landete Tietchens durch seine Freundschaft mit der Gruppe Cluster bei Sky. Diese vier Platten bilden im Werk Tietchens‘ fast so etwas wie eine eigenständige Werkgruppe. „Industrial“ im späteren Sinne gab es noch nicht, und Tietchens experimentierte mit rhythmisch orientierten, melodiösen Stücken, die man schon beinahe Popmusik nennen könnte — wären da nicht Tietchens‘ sarkastischer, gelegentlich sardonischer Humor, der die Stücke immer im letzten Moment davor bewahrt, es zu werden, und die Harmonien, die immer irgendwo haken. Dieser Humor zeigt sich schon im schreiend tageslichtleuchtenden Cover (Grafik: Tina Tuschemess) und dem komplett gegensätzlichen Titel, er setzt sich fort in der „Band“, dem Zeitzeichenorchester, das sich ausschließlich aus Anagrammen des Orchesterleiters zusammensetzt, und einzig ein gewisser Rokko Ekbek passt nicht in die Reihe — grübel, grübel.

Die Aufnahmen, das scheint mir nicht ganz unwichtig zu sein, entstanden vor dem Kontakt mit Körber, sie sind also ohne Produktionsdruck, aber auch ohne die Gewissheit einer Veröffentlichung, eingespielt worden. Das dominierende Instrument ist ein Roland-CompuRhythm, ein programmierbares Rhythmusgerät, der damals sehr beliebte Vorläufer der TR-808, die dann durch Phil Collins zu Weltruhm kam. Das Melodieinstrument ist ein Moog Sonic-Six, der auch später immer wieder bei Tietchens auftaucht. Das Ganze ist auf acht Spuren aufgenommen, ein Eventide-Harmonizer und ein Hallgerät kommen ergänzend zum Einsatz. Das ist schon alles. Kein Stück ist länger als drei Minuten. Auf der usprünglichen Original-LP lief das letzte Stück auf Seite 2 in einer bespielten Endlosrille aus, auf der späteren CD-Veröffentlichung ist es ausgeblendet. Außerdem findet sich handschriftlich ins Deadwax gekratzt der Hinweis „Urbane Musik!“

Körber hatte geäußert: „Wenn das irgendwie erfolgreich ist, können wir gleich ’n halbes Jahr später ’ne weitere LP machen. “ Das wurde dann Spät-Europa. Dazu demnächst mehr in [AT06].

 

Asmus Tietchens:
Biotop
Sky Records – 057 (1981)
Wiederveröffentlichung mit Bonustracks (zu diesen später mehr):
Die Stadt – DS 61 (2003)
Wiederveröffentlichung ohne Bonustracks:
Bureau B – BB 141 (2013)

Was haben Sex, Musik, Meditation, im Gleichschritt marschieren, Depression und Demenz gemeinsam? Sie sind neurophysiologisch mit einer verlangsamten gleichsinnigeren Hirnaktivität verbunden, einem Modus, der für unser Gehirn offenkundig seit Jahrtausenden ein höchst wichtiger Attraktor ist. Aber deshalb empfinden noch längst nicht alle Freude daran: was des Einen Lust ist, ist des Anderen Horror vacui! Wobei es durchaus einen wichtigen Unterschied zu machen scheint, ob jemand diesen Zustand aktiv und erfahrungsoffen ansteuert (wollen kann man ihn scheinbar nicht) oder krankheitsbedingt einfach reinrutscht.

In angenehm lässiger Schreibweise begeben sich die Autoren auf eine Reise durch Philosophie, Neurowissenschaft (die eher beiläufig vermittelt wird und nicht unbedingt vorausgesetzt wird), Psychopathologie (Epilepsie, Depression und Demenzen) bis hin zu den Tätigkeiten, die in einem intendiert positiven Verhältnis zur Leere stehen: Neurofeedback und die Stille beim Meditieren, Reizdeprivation und das Floaten in Isolationstanks, der Flow beim musizieren und Musik hören und nicht zuletzt dem Ansteuern des Orgasmus, der von einigen Neurobiologen für die stärkste Triebfeder der Sehnsucht des Gehirns nach Leere gehalten wird. Der Beweis dafür steht aber leider noch aus …

Zumindest zeigen die Autoren auf, dass die bewertenden und handlungssteuernden Areale von der sensomotorischen Verarbeitung im Zustand der zunehmenden Leere im Kopf abgekoppelt werden und auch das für Gefahrenmeldung zuständige System heruntergefahren wird. Die Eigenwahrnehmung wird reduziert und bald entsteht im bewertungsarmen bis -freien Modus des Gehirns eine Entleerung des Ichs – es kann nicht länger verborgen bleiben, dass auch dieses nicht mehr als ein Konstrukt des Gehirns ist. Während der Zen-Mönch am Ziel seiner Aktivitäten angekommen zu seien scheint oder der Musiker einfach nur befreit und glücklich in Flow spielt, nimmt der Wegfall bedeutsamer Objekte und Beziehungen beim Depressiven oder Dementen schnell bedrohliche Dimensionen an. Denn wer die Leere fürchtet, leidet eher unter ihr.

Im Vermitteln von Wissen um diese Zustände und den Umgang damit wird dieses Buch ein kleiner Reiseführer durch eine vernachlässigte, aber außerordentlich wichtige Funktionsweise unseres Gehirns und vielleicht auch einiger Regionen jenseits davon. Denn, wie schon Albert Einstein sehr vorausschauend anmerkte, kann man Probleme niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind. Vielleicht hilft hier eine echte Pause der Stille, der Reset durch die gelegentliche Erfahrung einer Leere im sonst so überfüllten Kopf?

2017 25 Jun

From Morrison Planetarium, San Francisco

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Stephen: I’ve always been chanting „Michelle“ with wrong words, never been keen on getting the French and English right. All I needed to know it’s that love song with this floating melody …

(noises on the tape, a kind of xylophone in the background, a hole of six minutes)

Anne: Sam Genders‘ voice is strongly rooted in a long and winding and very English road of delivering vocals – slim, clear, small brush, kind of. Most of the words I got from first hearing, though my Kentucky accent is slightly different.

David: „Dorothy“ is quite an addictive experience. He really put the poems of Dorothy Trogden into motion opening up quite different landscapes, soundwise…

Anne: Ha, yep, I think hearing these poems from a classically trained female soprano voice adding a string quartet with a knack for the Second School of Vienna, oh me, there would be no shivers down the spine …

David: This pair is a perfect match. Allow me to recite this one, called „Everything“ – „Only connect, Forster said, and I remember moments under an umbrella on a wet city sidewalk, my arm locked in another’s, our steps in sync. I lived for that even as I knew its passage. Everything is on its way to being something else, beginning or undoing, brighter than it was, or darker.“

Anne: Beautiful in its simplicity. And now really becoming something else, transported to a kind of folk idiom, neither traditional nor weird. You are literally drawn onto these these „wet city sidewalks“, everyday motives with a twist, seductive in a silent way.

Stephen: From the point of view of one of my current favorite song albums, Sam’s songs have a tiny little bit in common with Grandaddy’s recent album, that „mellow yellow“ vibe, sun-drenched, loving to let the lyrics dissolve in whispered melodies …

Anne: Hush, hush! Is it on „Winter River“ where the musicians move, for a short passage of time, into Ennio’s wide prairie territory? There are small surprises everywhere.

Stephen: There are only 50 seconds I don’t like too much, with that electric guitar at the end of one track. But, ha, even on „Sgt. Pepper’s“ there’s one whole song I don’t like, the one with the chickens in the morning.

Anne: Hopefully it will work on the new stereo mix, Stephen, You really are a Beatles maniac. „Dorothy“ feels, in moments, like stepping its toes in early English folk moods from the late 60’s. More breezy and rolling than rocking. Remember the pilgrimage of Vashti Bunyon.

David: At least that’s what they do have in common, a journey!

Anne: By the way, what are we looking at here? In this old exhibition?

Stephen: I’m not too sure. They have no guide here in the morning. It’s a stunning view, isn’t it? Mrs. Trogdon’s lines come to mind: „So just let me watch the cinema of my perceptions, let me
 catch them and let them go.“

k

– excerpts from a tape recording at Morrison Planetarium, San Francisco. Morrison Planetarium shows are fueled by cutting-edge scientific data, resulting in stunning visualizations of the latest findings, discoveries, and theories about our Universe. Every star or galaxy a viewer encounters in the planetarium precisely mirrors a real-world counterpart, and when this virtual cosmos is projected onto Morrison’s 75-foot-diameter screen, the dome itself seems to disappear, resulting in a uniquely immersive experience. You might have similar sensations listening to Diagrams‘ „Dorothy“.

2017 25 Jun

Midori Takada: Through The Looking Glass

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Zur japanischen Woche soll heute eine besondere Spezialität serviert werden. Wir treten durch das Spiegelkabinett in das kleine japanische Restaurant, wo verstörend leise zum Studium der Speisekarte die seltsam perkussive Musik des Mkwaju Ensembles gespielt wird. Ein feiner Senchatee wird serviert und es gibt einen Seetangsalat mit Sesam zur Vorspeise und schon beginnen wir mit Henri Rousseau zu träumen (Mr. Henri Rousseau’s Dream). In früheren Kommentaren hatte ich schon angedeutet, dass wir vielleicht über die Compilation Fairlights, Mallets and Bamboo sprechen sollten. Leise aber, damit das Träumen nicht gestört wird und vielleicht noch klarer werden kann.

Denn da ist etwas versteckt, das erst kürzlich wieder hinter den Spiegeln aufgewacht ist und langsam mit einem hypnotischen Rhythmus in unser Bewusstsein kreuzt (Crossing). Quasi wie die optische Rhythmik auf einem Sushiteller, der mit Wasabi und Gari eine gewisse Schärfe erreicht, loopend wie die Bänder beim Sushi-Circle und mit Overdubbing, bei dem die genussvoll entstandenen Lücken immer wieder aufgefüllt werden und das Band nie leer zu werden scheint. Aber ist das nicht reine Augenwischerei (Trompe-l’oeil) zu den reduzierten Klängen einer kleinen Holzorgel, Glöckchen und einer leeren Colaflasche? Zeit für eine Udon-Nudelsuppe und zum Nachdenken:

 

„When I thought about it in retrospect, all the tracks actually have the same concept. The only subtle difference from track to track were the techniques I experimented with, and yet the main theme of the music on this album was the notion of time and body, of physicality. While approaching this idea in a multitude of variations, I wanted to understand how my physical body would react.“

 

Während dessen hat im Hintergrund die Musik angezogen, Fahrt aufgenommen und sich in den Vordergrund gearbeitet – nein: sich zur Summe der Katastrophe emporgeschwungen (Catastrophe Σ) – und beginnt heftiger zu oszillieren, dichter zu werden. Multirhythmisch – Steve Reich würde das Herz aufgehen. Das Gespräch ist verstummt und jeder im Raum versteht spätestens an diesem Punkt, warum andere über 600 Euros für dieses kleine Wunderwerk bezahlten, bevor es wieder neu aufgelegt wurde. Ein Album, das 1983 fast keine Beachtung fand bei seiner Veröffentlichung. Das in bloßen zwei Tagen eingespielt wurde und sich aus Mangel an finanziellen Mitteln durch konsequentes Overdubbing auf wenigen Tapes auf seine künstlerische Höhe auffaltete.

Der Ober trat an den Tisch, verneigte sich in vollendeter japanischer Diskretion und Höflichkeit und fragte, nachdem er einen kurzen Vortrag zur mathematischen Präzision und dem damit verbundenen Versuch jeglichen persönlichen Ausdruck hinter dem Klang zum Verschwinden zu bringen gehalten hatte, ob ein Nachtisch gewünscht werde. In die Stille hinein bot er einen japanischen Eisbecher zur Abrundung des Gesamterlebnisses an – bestellt!

In der Porzellanschale kamen drei Kugeln wunderbaren Speiseeises: eine apricotfarbene, eine grüne und zu meinem leichten Befremden eine graue Kugel. Nein, er wolle nichts dazu sagen, um die Geschmackserfahrung nicht durch Vorwegnahmen zu schmälern. Nie hätte ich gedacht, dass apricotfarbenes Misoeis so köstlich, grünes Algeneis so unfassbar esoterisch und graues geröstetes Sesameis so erdend seien könnten. Die Sinne waren nun endgültig überwältigt und wer schließlich wieder mühsam durch die Spiegel zurück in die Welt, aus der er kam gefunden hatte, weiß: es wird nie wieder dieselbe sein wie zuvor. Nie wieder.

2017 25 Jun

The final season of „Broadchurch“

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Keine Frage, Patti Smith, die berühmteste Bingewatcherin englischer Kriminalserien jenseits des Atlantiks, hätte mitgefiebert in der dritten und finalen Staffel von „Broadchurch“. Das Ermittler-Duo Hardy (David Tennant) and Miller (Olivia Colman) gehört zu den gemischtgeschlechtlichen „Klassikern“ der jüngeren und älteren TV-Geschichte, und dürfte im „all-time-ranking“ einen Platz sicher haben knapp hinter Emma Peel und John Steed. Was einst makaber und surreal und exzentrisch war (und eine unschlagbare Titelmelodie hatte), schlägt in „Broadchurch“ ganz andere Tonarten an: zerrüttete Beziehungen, Gier, Kälte, und der unendliche Blues der Hinterbliebenen. Das pittoreske Dorset ist weitaus mehr geeeignet für das Zeug, aus dem die Träume von Rosamunde Pilcher sind, doch belegen Regie und Kameraführung stets aufs Neue, dass es nicht den ewigen Regen von Wales oder die karge Tristesse der Shetlands braucht, um der Nichtfarbe „noir“ neue, ungewohnte Schattierungen zu verleihen.

Jene britischen „crime series“, die sich fernab der grossen Städte abspielen, nutzen allesamt das Potential des Hinterlandes und seiner geographischen Verwitterungen, ob „Happy Valley“, „Shetland“ oder „Hinterland“ – letztere nicht nur ganz oben auf der Liste von Mrs. Smith, sondern auch Beleg dafür, dass sowohl die britische, wie natürlich auch die skandinavische Fernsehkultur, deutschem Serienstumpfsinn weit überlegen sind. Ich habe schon lange aufgehört, mich über das Münsteraner Idiotenduo amüsieren zu können, und selbst, wenn man mal „hard core“ versucht, wie beim Dortmunder „Tatort“, wiederholen sich einzelne Szenen und Muster, als wären die Drehbücher am Reissbrett entworfen worden. All diese biederen oder sozial furchbar betroffenenen „Tatorte“ werden in Punkto Dämlichkeit und/oder Sozialrealismus für Doofe nur noch von „Sylt-Krimis“ übertroffen.

Da ist „Broadchurch“, auch in der finalen Staffel, ein anderes Kaliber und vollkommen abnutzungsfrei. Und die Qualität gerät nicht einmal dadurch ins Wanken, dass wir es hier einmal mehr mit einem klassischen „whodunnit“ zu tun haben, mit gefühlten 175 Verdächtigen, und noch mehr falschen Fährten, die zwar selten der Wahrheit nahekommen, dafür aber einen Abgrund nach dem andern freilegen. Die Dialogschärfe, die Fähigkeit der Kamera, sich all Zeit der Welt für erstarrte und entgleitende Gesichtszüge zu nehmen, der homöopathisch dosierte Humor der trockenen Sorte: es gäbe einiges aufzulisten, was „Broadchurch“ ein besonderes Gütesiegel sichert.

Ohne Schwächen ist dieser finale Zehnteiler nicht, ich nenne es das „Lost-Syndrom“. Diese falschen Versöhnungsarien am Ende grosser Staffeln. Da kamen sie nun auch wieder in einer Kirche zusammen, um sich auf eine grosse Predigt einzulassen: cinematographischer Schmalz, der dann doch einmal einen Pilcher’schen Nachgeschmack hinterlässt, und der Klasse des Dramas in drei Staffeln unwürdig ist. Aber wer in Dorset lebt, ist wohl leichter für die Bergpredigt empfänglich. Sie vergeben etwas zu leicht, die Frauen von Broadchurch. Und sonst: die Abspannmelodie mag psychohygienisch ihre gute elegische Arbeit verrichten, sie ist allerdings auf Dauer allzu einlullend und sentimental. Das sind aber nur Kleinigkeiten, die von unserem gebannten Eintauchen in diese kleine Welt an der Südküste spielend absorbiert werden.

Noch ein paar Empfehlungen: lassen Sie sich, wenn möglich, auf die englische Originalfassung ein, die drei Staffeln gibt es seit kurzem in einer Box. Und geniessen Sie, bei Bedarf, die begleitenden Texte in „The Guardian“ (Google-Eingabe: z.B. Broadchurch, season 3, episode 1, recap, The Guardian). „It makes home cinema a less solitary experience. You’ll never watch alone!“ Und, wenn Sie Patti Smith irgendwo treffen, bestellen Sie ihr einen schönen Gruss und sagen sie ihr, sie möge sich rasch die gesammelten vier Hammer-Staffeln von „Line Of Duty“ besorgen. Da geht es dann allerdings ab in die Grosstadt!

2017 24 Jun

After 20 Years

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„OK Computer never stopped sounding timeless. In its new form as OKNOTOK, unreleased songs feed off beloved B-sides, forming a web that supports the concrete themes of the original album so as to make its points even sharper. For a record of technological dread and personable anxieties, it never felt so good to be reminded of what a dystopia the future could become — a future we’re already living in — and how predictable our very existence is that we already know how it’s going to end. Perhaps Radiohead’s greatest feat with this record wasn’t predicting the future, but accepting it. They don’t welcome it warmly. Rather, they accept it as an inevitable evil, and the intimacy that comes with peace of mind like that can be heard from top to bottom, all the way down to a the knowledge that the only option is to move forward, no matter how harrowing that direction may be.“

(Nina Corcoran, consequence of sound)

2017 21 Jun

Jeff Tweedy’s quiet hour

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„Laminated Cat“ (Video)

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Als Jeff Tweedy mit seinem Sohn tourte, war es eine „family affair“, nichts Grosses, allenfalls vermittelten mir die Tweedys einen Hauch von Truthahn und Hinterhöfen der Kindheit. Immerhin, eine Herzenssache, Wilco blieb die aufregendere Welt, und mich wundert nach wie vor, dass in den Köpfen so vieler Daddies mit nicht völlig entschärftem Hippiebewusstsein so selten der gezielte Koboldsprung von den Eagles zu Wilco geglückt ist. Gut, ich gebe zu, es ist ein kleiner Umstieg vom „Hotel California“ ins „Yankee Hotel Foxtrot“. Wilco ist eine fantastische amerikanische Rockband, welche immer schon unvergessliche Stimmungen, experimentelle Kraftfelder, und Melodien der Marke „heartbreaking“ unter einen Stetson brachte.

Wenn Jeff Tweedy nun allein mit Gitarre und Harmonika in einen Loft, mit dezent analoger Aufnahmetechnik, die „coffee table“-Version ausgewählter Lieder aus Jahrzehnten auftischt, nehmen Innerlichkeit und eine Portion Verwundbarkeit die Position der Risikozonen an diverse Grenzen getriebener Sounds ein (kein Glenn Kotche, kein Nels Cline in der Nähe), nur das Mikrofon, die Lieder, und der geneigte Zuhörer. „Together At Last“ erscheint diesen Freitag, und aus reiner Sentimentalität (ich liebe Wilco und den Songschmied) empfehle ich die Vinylversion. Dass von  Neil Young in Kürze ein lang in den Archiven schlummerndes nächtliches Solosingen aus dem Jahre 1976 das Licht erblickt, passt richtig gut ins Bild. (m.e.)

 

First Hour 

K

Diagrams: Under The graphite sky, from DOROTHY (spoken word version) / Ryuichi Sakamoto: Walker, from ASYNC / The Inward Circles: The Soul Subsisting, from AND RIGHT LINES LIMIT AND CLOSE ALL BODIES / Diagrams: Under the graphite sky, from DOROTHY / Michael Pisaro: V, from ASLEEP, STREET, PIPES, TONES / Diagrams: It’s only light, from DOROTHY / Arve Henriksen: Groundswell, from TOWARDS LANGUAGE / Ensemble Economique: Gonna get right with god, after the next cigarette, aus IN SILHOUETTE / Arve Henriksen: Realign, from TOWARDS LANGUAGE / Diagrams: Winter River, from DOROTHY  / Gas: Narkopop 10, from NARKOPOP („Cavernous reverb is a constant, and the tracks are layered with the kind of hiss and electronic noise that bring to mind the frighteningly high noise floor of a massive sound system waiting to explode“, from the „Pitchfork“ Gas-review)

 
 

 

Second Hour

 

Schneider & Kaczirek: Duett, from RADIUS WALK / The Mountain Goats: Shelved, from GOTHS / Crescent: i’m not awake, from RESIN POCKETS / Ryuichi Sakamoto: Zure, from ASYNC / Stephan Micus: For Shirin and Kosru, from INLAND SEA / Colin Stetson: Between Water and Wind, from ALL THIS I DO FOR GLORY („His new opus sees  a return to the unabashed singularity of his earlier work that also embraces a renewed percussive vigour. As ever with the mercurial, this is ‘jazz’ reverberating through the prisms of glitchy electronica and Steve Reich/Philip Glass-like minimalism rather than wading through the concert hall or conservatoire terrain of flowing be-bop or incendiary free jazz“, from an American review of Colin Stetson’s solo album) / Phonophani: Firmamental, from ANIMAL IMAGINATION / Brutter: Your House, from REVEAL AND RISE 

 
 

 

Third Hour

 

CLOSE UP (today: CONVERSATIONS – DUETS OF SAX AND PIANO, incl. milestones and discoveries)

 

The playlist of intimate conversations: Anthony Braxton & Richard Muhal Abrahams (DUETS, 1975) Dave Brubeck and Paul Desmond (The Duets, 1975) Stan Getz and Kenny Barron (People Time, 1991) Art Lande and Jan Garbarek (Red Lanta, 1974) Trygve Sein and Andreas Utnem (Purcor, 2010) Tommy Smith and Brian Kellock (Whispering of the Stars, 2014) David Liebman and Richard Beirach (Forgotten Fantasies, 1975) Juhani Aaltonen and Heikki Samanto (Conversations, 2014)

 
 

 

Fourth Hour

 

TIME TRAVEL (1) – ROBERT FRIPP, MIDORI TAKADA, ALICE COLTRANE, THE BEATLES

 
 
 

 
 
 

Fifth Hour

 

TIME TRAVEL (2) – OREGON: OUT OF THE WOODS / ROOTS IN THE SKY

TIME TRAVEL (3) – JORDAN DE LA SIERRA: GYMNOSPHERE – SONG OF THE ROSE

K

2017 19 Jun

Haggis

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Richard Harrington gehört als DCI Mathias zu den leidgeprüftesten Ermittlern der jüngeren englischen Kriminalserien. Selbst seine Kollegen in Broadchurch besitzen, zumindest in Momenten, einen trockenen Humor. Sie müssen in den vier Staffeln der walisischen Serie HINTERLAND  lange nach den Spuren eines Lächelns suchen. Da die betörend langsam erzählten Geschichten fortlaufend im Dunkeln forschen und im Dunkeln stranden, wirken auch die Landschaften recht trostlos, und was immer hier für ein „product placement“ betrieben wurde, das walisische Tourismusbüro hatte bestimmt nichts beizusteuern.

Dabei schwärmen manche Freunde von Wales, von den Küstenstreifen, den Rad- und Wandertouren, und sogar von der walisischen Küche. Bevor also der Toyota nach Dover übersetzt, mit E-Bikes, mit den Mailadressen von Alison Statton (sie arbeitet als Physiotherapeutin in ihrer alten Stadt) und den Brüdern Jones von Crescent im leichten Gepäck (ihre wundervolle neue CD Resin Pockets kommt natürlich mit, neben dem Klassiker YMG!),  studiere ich in Ruhe Landkarten, Wegführer, die passende Begleitlektüre (nein, nicht Dylan Thomas, vielmehr Adrian McKinty!), und etliche Empfehlungen des geschätzten Richard Harrington, die nach Aberystwyth führen, und ins wahre Hinterland. (m.e.)

 
 
 

Sunset and low tide at Ynyslas beach, north of Borth


 
 

„What I really like to do is go to Borth, which is north of Aberystwyth on the coast, and walk the sand dunes of nearby Ynyslas. It’s an extraordinary place, very mystical. It takes you back to the fundamentals of life. Borth also has an animalarium with meerkats, a black panther and reptiles all looked after by these bohemians. The kids love it up there.“

„I love the coastal path that goes through Aberystwyth. I’m a keen runner and 15 miles up and down that is better than any marathon. I did the Marathon des Sables [a six-day ultramarathon] a couple of years ago in the desert and I did most of my training here.

„Aber has a Welsh-speaking community but it’s a multicultural town because of the university. So you’ve got scholars walking around, hippies walking around, creative people walking around… It’s a place for everyone. It’s almost like a festival. If I didn’t have commitments elsewhere and if I was approaching 65, I would think about coming here to retire.“

„The Glen on the seafront has one of the best sun terraces I’ve ever seen and the view is absolutely stunning. It’s a lovely pub: very friendly, good food, exotic beers. There are some great bars for sport and the rugby club is always good fun if there’s a game on. There’s about 30 pubs in Aber, all in all.“

„The arts thrive here. There’s poetry, music, loads of Welsh folklore. When we finish work, I like to play music. There are a lot of virtuoso musicians on the crew and our Hinter-band plays the pubs of Aberystwyth. I play the drums and sing.

„The world’s first camera obscura was built in Aberystwyth in 1880.“

„I love the springtime here because you can almost see the Irish Sea calming, instead of spitting and snarling at you every waking moment. It has no desire to come and reclaim the land. And I like the magic hour in the springtime: when the light gets very bleak before night falls. It’s a fantastic time to shoot. It looks extraordinary – almost like a dream.“

„Go to Charlies hardware store. I can go to Charlies and stay there all day without buying a thing. It’s tool porn. I might be proving my age here. Opposite Charlies, there’s a really good restaurant called Medina. It’s an Ottolenghi sort of place where you can pick up a picnic. There’s a friendly fishmongers right next to it who have a gorgeous little restaurant down in the harbour called Pysgoty.“

„You can surf at Aberystwyth or up the coast at Borth. I haven’t surfed here yet but I do like to go and watch them.“

„There’s another lovely place called Baravin down on the front. „Bara“ means bread and „vin“ is obviously French for wine. They serve all sorts: oysters, pizzas, lovely salads, a great array of beer and wines. I just wish I had more time off to indulge.“

 


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