Vor Wales kommt der Bodensee, Lindau, genauer gesagt, lieber Gregs! Wie ich heute aus bester Quelle erfuhr, gab es dort einen geschichtsträchtigen kleinen Jazzclub, in dem viele Cracks spielten, auch Barney Wilen, der in den nächsten „Klanghorizonten“ eine besondere Rolle spielt. Manfred Eicher sprang manchmal am Bass ein, in seiner Heimatstadt. Vielleicht war unser Hans-Dieter Klinger einst mal da (der auf dem Sprung nach Island ist) – „Zur Fischerin“ heisst der historische Ort.
Zuletzt überquerte ich den Bodensee, Anfang der Neunziger, als ich unterwegs nach Appenzell war, um den Violinisten Paul Giger in seiner Berghütte zu interviewen. „Alpstein“ heisst sein Zauberwerk mit Jan Garbarek und Pierre Favre. Aber das Teil hast du sicher in deinem Plattenschrank. Zuallererst war ich am Bodensee, und mehr als diese frühen Erinnerungen habe ich nicht zu bieten, als ich sieben Jahre alt war, in einem Dorf, empfundene sieben Kilometer von Lindau entfernt, und mindestens vier Wochen unter der Fuchtel einer strengen Gouvernante! Einmal fiel ich in einen Brunnen, und als ich rausgeklettert kam (oder rausgerettet wurde), erhielt ich eine wilde Tracht Prügel. Ich sollte jeden Mittag einen Mittagsschlaf machen und bekam von Tante Mia regelmässig Burlecithin, oder wie das Zeug heisst, gereicht. Ich schlief natürlich nie, und las, kein Witz, Detektivbücher für Kinder, und Westernhefte.
Ich empfehle dir eine Schallplatte, über die ich vor einer Woche schon schrieb, aber inzwischen habe ich sie noch etliche Male gehört, und sie erzeugt bei mir einen gewissen Suchtfaktor. Dabei hat sie nichts Grenzsprengendes oder Spektakuläres, Jeff Tweedy ist einfach allein im Studio und singt ausgewählte, verdammt gut ausgewählte, Lieder, meist nur von seiner Akustikgitarre begleitet. Der Bandleader von Wilco dosiert dabei den Sprung seiner Stimme in höhere Gefilde so zurückhaltend, wie Beimischungen aus seinem elektrischen Gitarrenarsenal. Die Mundharmonika, nie mein Instrument, erklingt nur einmal, und in diesem einem, ersten Song möchte ich sie gar nicht missen. Kriegt nur gemischte Kritiken, oft ein gutes Zeichen, siehe, höre, Sun Kil Moon’s „Common As Light And Love Are Valleys of Blood“.
Und Tweedy ist, aber wem erzähl ich das, ein exzellenter Texter – hier spielt er jedenfalls, inspiriert ohne Ende, zur privaten Hausmusik auf. „Together at Last“, so der Titel. Zur Zeit neben „Resin Pockets“ von Crescent aus Bristol „on high rotation“. Ach, genau, nach Cardiff, Bristol, Prembrokeshire, geht es dann etwas später, das wird dann der Abenteuerurlaub. Brauchst du noch einen 1000-Seiten-Romantipp? „Die Stunde zwischen Frau und Gitarre“, jetzt als Suhrkamp Taschenbuch. Hammer! Mit herzlichem Gruss, dein Pokalsieger!