In den letzten Tagen kam ich, was ich nur zu gerne erlebe, aus dem Staunen nicht mehr heraus. Wer die „Klanghorizonte“ seit 1990 hört, wird sich womöglich daran erinnern, dass Radiohead zum Stammpersonal der Sendung zählt. Meine Faszination begann allerdings erst mit ihrem vierten Album „Kid A“, „The Bends“ habe ich nie gehört, und als mir „OK Computer“ erstmals begegnete (in einem Umfeld sich überschlagender Begeisterung), liess es mich kalt. Beim zweiten Mal auch, seitdem ignorierte ich das Album zwei Jahrzehnte lang. In dieser Zeit erlebte ich die Band einmal, bei einem regnerischen Festival in Norddeutschland, es war ein Traum. Radiohead hatte sich einen Platz in meiner Herzenliste der besten „westlichen“ Rock-„undweitdarüberhinaus“-Bands aller Zeiten gesichert, neben den Kinks, den Beatles, den Talking Heads, den Flaming Lips, Wire (Früh- und Spätwerk), The Go-Betweens, King Crimson, Swans, The Mountain Goats, Can, den Young Marble Giants, Steely Dan, den späten Talk Talk, und einer Handvoll anderer. (Ich nenne hier nur Bands, die mindestens einen Sänger hatten und keinen Eigennamen im „branding“ führten.) Aber erst vor zwei Wochen, als mir die Promo der „reissue“ von „OK Computer“ ins Haus flatterte, war ich bereit, mich noch einmal auf das Album einzulassen. Und anders als im Regelfall, wenn das jüngere Ich treffsicher lebenslang geltende Urteile liefert, war ich sprachlos und im eingangs erwähnten Staunen angekommen. Ich schloss keine Scheissbildungslücke, ich öffnete einen Abenteuerspalt!