Schon als Studentin schlenderte ich gerne über den Kirmesplatz. Mich interessierten weniger die Fahrgeschäfte sondern mehr das fahrende Volk. Unter den Schaustellern gab es Typen, denen ich nicht allein im Wald hätte begegnen wollen. Manche, die an den Boxautos z. B., sahen aus, als ob sie schon aus dem Knast heraus als Schausteller angeheuert hätten. Es gab aber auch immer die hochtoupierten Damen an der heißen Mandeltheke, die ihren unwiderstehlichen Blick auf Ding und Mensch warfen und man niedergedrückt mit Kantschem Gemüt weiterging: was soll ich tun? An den Schiessbuden stand mitunter adrettes Volk, Mann weniger Weib: Ich will ´nen Cowboy als Mann.
Die WILDE MAUS ist ein Fahrgeschäft auf dem Prater in Wien. Dort treibt sich ein renommierter Musikkritiker herum, der sich schämt, zuhause zu sagen, dass er wegrationalisiert wurde. Junge Praktikantengören glauben, dass sie was von Musik verstünden und ziehen an dem geschmacklosen Kaugummi: Anton Bruckner versa The White Stripes. Sie reichen längst nicht an das Können des Kritikerpapstes heran und schon gar nicht an seinen ausserordentlichen Erfindungsreichtum, der ihm einfällt, um seinen Chef platt zu machen. Zuhause geht es eher langweilig zu, seine alternde Gattin will noch den Eisprung wagen. „Das Tun des Einen ist das Tun des Anderen.“ Das haben wir von Helmut Stierlin gelernt! Die beiden leben außerhalb ihrer Beziehung das aus, was im Eheleben nicht stattfindet.
Du rufst mich an und du fragst mich wie’s mir geht
Ich ruf dich an und ich frag dich wie’s dir geht
You call me to say you’re running late
And you were already really late
I’m sorry if I don’t get all of it
I’m sorry if I end up going home
Then you hit me up
And just like that you’re candy again
So singt die Wiener Band BILDERBUCH in dem Song BUNGALOW. JOSEF HADER, der mit diesem Film Wilde Maus sein Regiedebüt gibt, gelingt es durchaus, die neue Popmusik von BILDERBUCH mit den alten Klassikern (Mozart, Händel, Strawinsky …) zu verbinden, und er ist ganz und gar nicht „krampfhaft junggeblieben“ dabei, sondern tragikomisch wie im richtigen Leben, in dem er bekanntlich Kabarettist ist.