… man Radiergummis, Kalbellitzen, Schrauben, Butterbrotpapier, Alufolie, Holz, Filz und Kork, kleine Metallgegenstände, found objects, akademisches Treibgut und anderes schwer Vorstellbares nähme um damit John Cage’s Versuch einem Konzertflügel neue Flügel zu geben mit apokalyptischen Phantasien zu neuen Horizonten zu treiben? Wenn diese neuen Klangräume nicht nur allerlei sonderbare Klangfarben enthalten würden, sondern einen Rhythmus, einen Puls, einen sogartigen Groove, der nur durch gelegentliches zartes Oszillieren und Zirpen unterbrochen wird, um dann sich gleich wieder treibend neu aufzubauen? Und das alles noch eine kaum identifizierbare elektronische Würze bekäme?
Dann wäre man im düsteren Herzen der Abandoned Cities, in den noch nachglühenden Reaktoren, die alles Wasser verdampft, die Bäume in Buchseiten verbannt und alles Vertraute zum Verschwinden gebracht haben. Ein musikalisches Exil? Das, was sich in Harold Budd’s Abandoned Cities noch bedrohlich und präapokalyptisch angehört hat und in Hauschka’s gleichnamigem Werk zu einem Rundgang durch zerfallende Städte wurde, ist nun einen Schritt weiter nur noch eine Erinnerung an die Vitalität des Zerfalls und des Lebens davor. Denn die Kinder leben längst auf dem Mars und ich habe noch über neunhundert Jahre vor mir …
Als Sohn einer Musiklehrerin hat mich Musik von Kindheit an begleitet. Aber das war, durchaus zum Leidwesen meiner Mutter, nicht unbedingt die klassische Musik: bei Mozart und einigen Romantikern verspüre ich heute noch eine leichte Übelkeit, von der Langeweile des tausendmal Gehörten ganz zu schweigen. Es war die Suche nach der Magie des Neuen, des noch nicht Gehörten und so entwickelte ich früh eine Faszination für experimentielle Musik und neue Klangräume, die sich mir zunächst in der elektronischen und psychedelischen Musik der 70er Jahre eröffneten, dann aber auch bald den Weg zum Jazz, besonders zur improvisierter Musik, aber auch ambienten Klängen fanden. So gestaltete sich die Suche nach einem geeigneten Klavierunterricht auch hinreichend schwierig, weil es mir nur schwer gelang dem klassischen Reproduktionsgeschäft etwas abzugewinnen. Schließlich fand ich als 16jähriger eine Klavierlehrerin aus der damals sehr aktiven und brodelnden Wiesbadener New Jazz Kooperative, die mir zum Glück nicht nur „Literaturspielen“ beibringen konnte. Hier konnte ich über die Jahre eine Form des Improvisierens erarbeiten, die inzwischen viele Grenzen hinter sich gelassen hat und dennoch jedes mal wieder neue Herausforderungen findet. Wozu auch das Präparieren eines Konzertflügels – meist zum Leidwesen seines Besitzers und zur Freude des Publikums – gehört. So ist What if ein Eintauchen in eine zutiefst vertraute Welt von experimentellen Ereignissen, ein Heimkommen in ein futuristisches Haus, in dem die klassischen Regularien verwelkt auf dem Boden liegen und in jedem Raum anstelle von Bildern organisch artifizielle Klänge für die Atmosphäre sorgen. Und wenn die Musik einmal vorbei ist, läuft sie traumgleich einfach im Inneren weiter. Was wäre wenn …