„Now I’m driving down the 80 towards Sacramento / Past Vacaville, that once housed Roman Polanski and Charles Manson, you know / And now I’m driving down the 80 towards Sacramento / Capital of California and the birthplace of Diego Corrales /God rest his soul
Now I’m driving down the 80 towards South Lake Tahoe / Folsom Prison on the right / Dust devil right there in my sight / Now I’m approaching Old Hangtown, they hung bad guys there during the Gold Rush / I love Gold Rush history and all that old Western stuff“
(The Highway Song, tiny excerpt)
Was eine gewisse Extravaganz angeht, stehen, was all die grossen Liederwaren im noch so jungen Jahr angeht, die Monumentalwerke von The Magnetic Fields und Sun Kil Moon einzigartig da. Mark Kozelek und Stephin Merritt pflegen einen autobiographischen Hyperrealismus, der immer wieder ins Surreale entgleitet. Old Boy Stephin pflügt durch seine gesamte Vita, während Old Dude Mark vorwiegend durch die Gegenwart geistert. Es ist das ganz grosse Glück für uns Hörer, dass sie auf den Alben 50 SONG MEMOIR und COMMON AS LIGHT AND LOVE ARE RED VALLEYS OF BLOOD keinen Sticker kleben haben mit der Aufschrift „Strictly Confessional“. Des einen Irrgarten ist des andern Bewusstseinsstrom.
Ich habe zwar anno 2017 kein Songalbum öfter gehört als LAST PLACE von Grandaddy, das auf typisch Grandaddy’sche Weise den Abschied von der Kindheit und einer grossen Liebe zelebriert, im Wissen, dass man dem Schmerz am besten mit süsser Melodie und sanfter Verzerrung zu Leibe rückt, ich gerate in eine marokkanische Wüstentrance, wenn ich Tinariwen höre, ich glaube wieder an die Widerständigkeit des politischen Songs, wenn ich Rhiannon Giddens lausche mit der Faust in der Tasche, ich möchte wieder mit der jungen Bridget St. John schlafen, wenn ich Laura Marling höre, ich will meine Lieblingsschallplatte von Muddy Waters auflegen, wenn der letzte Ton von Valerie Junes THE ORDER OF TIME verklungen ist, aber „when it comes push to shove“, wie wir Engländer sagen, dann ist das neue Doppelalbum von Sun Kil Moon meine grösste vorstellbare Seelennahrung des jungen Liederjahres, und es wird am Ende mein Album des Jahres sein. Natürlich muss man des Englischen mächtig sein, um nicht diverse Formen von Erschöpfung und Kopfschmerz zu erleiden, bei der empfundenen Schlagzahl von 325 wpm (words per minute), aber das ist schon alles, was der geneigte Hörer mitbringen muss. Dann stellt sich (bei mir jedenfalls, und selbst die manafonistischen Geister werden sich hier scheiden!) jener Sog ein, mit dem man durch das Grauen und die Highways gleitet, durch Alltagshändel und Alltagsglück, durch Atempausen und Schockstarren, Träume und Traumen hindurch, Mortalität und Minne all inclusive. Overwhelming, Sons-of-Anarchy-like!
„On June 2nd, 1851 / James Wang was captured in Centerville, California by bounty hunter Robert Lee Himmel. Wang, wanted dead or alive for the murder of Jack H. Moldy, was brought into the town of Hangtown by Robert Lee and three of his men by stagecoach. Moldy was reportedly bludgeoned to death with miner’s picks by James Wang and three other fugitives, who, according to Wang, fled to Oklahoma. Moldy had apparently slept with Julia White, the daughter of John B. White, copper tycoon of Butte, Montana. Julia White was allegedly the obsession and love interest of James Wang. Wang was hung in Hangtown on June 10th 1851 at 10:00 AM. His last words were „cut this rope, you bastards.“ He was pronounced dead at 10:17 AM June 10″
(The Highway Song, tiny excerpt)