Am 7. Februar 1996 erschien eine recht ungewöhnliche Platte. Ein großer Pianist, den ich schon seit meiner Schulzeit von Herzen bewundere (seine Interpretation von Beethovens Klaviersonate Nr.32 hüte ich heute noch wie ein Schatz – Aufnahme mit einem Uher Variacord 263 Stereo, immer noch bestens anzuhören), brachte damals, vor nunmehr 21 Jahren , eine Tangoscheibe heraus. Daniel Barenboim: Piazzolla et al – Mi Buenos Aires querido. Es wirkten mit Rodolfo Mederos und Héctor Console. Der Bandoneonspieler, Komponist und Dirigent Rodolfo Mederos spielt sein Instrument so herzzerreißend einfühlsam und gut, da bin ich wirklich sprachlos. Gleich beim ersten Stück Mi Buenos Aires Querido hört man zunächst nur extrem leise und zart das Bandoneon, bevor es dann richtig abgeht. Héctor Console spielt den Bass in diesem Trio. Zum Glück ist diese wunderbare Scheibe noch zu haben. Unbedingte Empfehlung.
Von Daniel Barenboim und seinen Projekten sind ja im Moment die Feuilletons der großen Zeitungen voll, ein Herzenswunsch von ihm ist in Erfüllung gegangen: Neben seiner Barenboim-Said-Akademie, in der palästinensische und israelische Musiker studieren können, hat er nun auch noch einen Konzertsaal in Berlin, den Pierre-Boulez-Saal, eröffnen können. Die Klangqualität des Raumes soll riesig sein, vielleicht kann ich ja selber dort einmal ein Konzert erleben.
Am 06.03. konnte man im DeutschlandRadio Laurie Anderson im Gespräch mit Vladimir Balzer und Axel Rahmlow hören – das Interview kann man hier nachhören bzw. nachlesen.
Hier ein Zitat aus dem Gespräch, am Ende des Interviews sagte Laurie Anderson:
Eine letzte Sache, die ich noch sagen möchte: Als ich zu den Demonstrationen in Washington gegangen bin, war das wirklich phantastisch, so viele Leute, so viel Spaß. Auf dem Rückweg im Zug von Washington zu unserem Bus in Maryland fingen alle an, Lieder zu singen wie „Michael Row the Boat Ashore“ oder „Where have all the Flowers Gone“. Normalerweise würde ich einen Impuls spüren, mich sofort umzubringen, wenn ich Folksongs singen müsste, also bitte, wirklich, ja? Aber alle im Zug haben gesungen, alte, junge, schwarze, weiße, Männer, Frauen – und ich dachte „Das ist es, wofür ich lebe: Teil einer Gruppe zu sei, die ohne jede Ironie einfach singt.“ Es gab ein paar Leute, die sich sehr unwohl gefühlt haben dabei und ihre Schuhe betrachtet haben, und nicht gesungen haben. Und wer waren diese Leute? Das waren die Kinder, die noch nie jemanden gesehen hatten, der im Zug singt und so gemeinschaftlich seiner Freude Ausdruck verleiht. Zu sehen, wie Fremde zusammen singen, erzeugte Unbehagen in ihnen. Da habe ich gedacht: „Was ziehen wir uns hier heran?“ Wir sollten besser aufpassen und ich hätte den Kindern am liebsten gesagt: „Ihr solltet lieber mitsingen, denn ihr werdet diese Lieder lernen, ihr werdet diese Lieder schreiben, also macht besser mit.“