Am Mittwoch vor einer Woche gab die NASA bekannt, dass in etwa 40 Lichtjahren Entfernung ein Planetensystem mit 7 erdähnlichen Planten entdeckt wurde, von denen 3 sogar in einem Bereich den Zwergstern Trappist-1 umkreisen in dem prinzipiell Leben denkbar wäre. Am Folgetag veröffentlicht die NASA ein Plakat, das dem geneigten Betrachter gleich eine Planetenreise in dieses schöne exotische System quasi als Urlaubsreise schmackhaft macht. Passengers lässt grüßen. Nur leider geht es nicht so schnell wie in dem Film, sondern würde mit aktueller Technik doch ein Trip für ein paar Millionen Jahre werden. Dann doch lieber zum Mars, wo immer noch das alte Werbeversprechen steht, dass es dort verbrauchte Energie zurück gebe. Oder erst mal eine virtuelle Reise nach innen. Ok, Augen zu und vorher den Soundtrack aktivieren:
Planets+Persona von Richard Barbieri. Die Reise beginnt mit Solar Sea (watch the 360° Video here). Schnell spüre ich, wie ich in die Sitze gedrückt werde und der Raum vor mir öffnet sich. Da sind Klänge und Anhaltspunkte, die zwar aus jahrzehntelangem Schaffen als Keyboarder bei Japan, Porcupine Tree und besonders in den vielen Projekten mit seinem ehemaligen Bandkollegen Steve Jansen nicht ganz unbekannt scheinen, aber dennoch eine neue Stufe der Intensität erreichen. Mit feinem Sinn für Dramaturgie und einer Melange aus elektronischen und akustischen Sounds erschließt er neue Räume, New Found Land und als Suite Night oft the Hunter. Dann die Leere zwischen den Sternen Interstellar Medium und über weitere Stationen, Unholy und Shafts of Night, die die Faszination immer wieder aufs neue nähren endet alles in Solar Storm, bei der Percy Jones ein fast perkussives, funkiges Bassfundament legt.
Eine wunderbare Komplexität, die trotz ihres Facettenreichtums wie aus einem Guss wirkt, Raum für akustische Einlagen mit Trompete, Saxophon, Vibraphon und Kora gibt und die inneren Planeten einen nach dem anderen besiedelt. Einzig die Zeit, die ja von manchen Physikern als Funktion der Komplexität beschrieben wird, mag sich nicht richtig einfügen: die Angaben zu den Längen der einzelnen Stücke schwanken teils um mehrere Minuten, je nachdem wo man auf dem Cover nachschaut und mein CD-Player ist gelegentlich nochmals ganz anderer Meinung. Wird sie, wie von Einstein so schön beschrieben, beim Annähern an die Lichtgeschwindigkeit gedehnt oder ist sie, wie manche Philosophen vermuten mehr ein Produkt extrem subjektiver Wahrnehmung? Aber ist das wirklich von Bedeutung? Dieses Universum jedenfalls ist groß …