Lajla: Eigentlich fühle ich mich hier wie eine der EASTBOURNE LADIES. „Eastborne Ladies with your hair done up so nice, Eastbourne Ladies with your tea and your lemon ice … .“ Kennst du den Song? Der ist von Kevin Coyne. Ich habe Kevin in den 70er Jahren zweimal im Audimax der Uni Freiburg gesehen. Ich engagierte mich damals in der Drogenarbeit, mit Junkies in einem LKH. Coyne war der Musiker, der ebenfalls socialworker war, seine Musik und Texte kamen sehr authentisch rüber. Er sprang in seiner Latzhose auf die Bühne, startete sofort und schwitzte in seinem Cocker und Donovan Verschnitt Gesicht. Er war sehr intensiv. Wir lasen damals die Schriften von David Cooper und Franco Basaglia, sympathisierten mit dem sozialistischen Patientenkollektiv in Heidelberg. „Aus der Krankheit eine Waffe machen“ war damals das Motto und dazu Kevin, der mit seiner Gitarre und seinen Texten kämpfte. Grossartiger Typ. BLAME IT ON THE NIGHT, noch so ein verzweifelter Song von ihm. Erinnert mich an „Do not go gentle into that good night“, ja Dylan Thomas. Ja, John Cale singt seine Texte: „Too late in the wrong rain“. John Cale sah ich vor etwa 10 Jahren auf irgendeinem Ruhrfestspiel. Wie er da sass, so allein an dem Piano mit all dem Industrie Accessoire um sich herum. Wie Wotan. Neben Lou Reed wirkte er nie so. Mich interessiert wirklich, was Laurie Anderson zu deren Verhältnis zu sagen wüsste.
Martina: Ja, das wäre spannend. Ich fand ihren Film Heart of a Dog sehr gut. Ihre Stücke gefallen mir auch, ich darf sie nur nicht zu lange hören, dann verfällt ihre Wirkung. Bei dem John Cale Konzert wäre ich auch gern anwesend gewesen. Möglichst mit einer super Digi Kamera mit mehreren Möglichkeiten für Schwarzweissaufnahmen, die die Fotografien grobkörnig oder verwischt aussehen lassen.
L.: Hast du jetzt eine Kamera dabei? Was hast du alles in deinem grossen Rucksack?
M. (lacht): Ich habe mehrere Bücher dabei. Ich lese immer in verschiedenen Büchern.
L.: Zeig her. Ah, sehr schön. Die Gedichte von Jürgen Becker. Und hier, ähem, surprise: Das Handbuch für Guerrillakommunikation. Why this one?
M.: Ich bin ja auch Juristin. Mich interessiert das Thema „Faking“. Vielleicht schreibe ich etwas darüber.
L.: Viel Erfolg bei der Recherche. Vielleicht fängst du mit dem Filtern schon mal auf unserem Blog an.
M.: Lieber nicht. Lassen wir’s bei dem Reiz des Erfundenen.
L.: Ja, Fantasie an die Macht :). Ciao, see you in Münster.