Vielleicht war ich 13, 14 Jahre alt, als meine Eltern einen Maler beauftragten, einige Räume unserer Pension zu renovieren. Dieser Handwerker war ein richtig lustiger Gesell, mit dem ich mich sehr gerne unterhalten habe. Dass er einen ähnlichen Musikgeschmack hatte wie ich, merkte ich sehr schnell, bei ihm lief nämlich während der Arbeit ständig heiße Musik.
Da damals – Mitte der 60er Jahre – kaum meine Musik im Radio gespielt wurde, kam seine Musik natürlich auch nicht aus einem Kofferradio, er hatte doch tatsächlich ein Tonbandgerät dabei, ein Grundig TK 14. Meine Begeisterung war grenzenlos. Wie toll wäre es es, ein solches Wunderwerk der Technik zu besitzen. Mein Maler-Freund war gar nicht so begeistert von dem Gerät, sagte, es sei schon vier Jahre alt, ständig gelaufen, die Riemen ausgeleiert, die Tonköpfe abgenutzt, nein, meinte er, er würde sich demnächst ein neues Gerät kaufen, vielleicht ein Uher Universal S, das hätte sogar mehrere Geschwindigkeiten.
Nun sah ich meine Chance kommen, würde der Malermeister mir vielleicht sein altes Grundig TK 14 für wenig Geld verkaufen? Ich nahm mir ein Herz und fragte. Etwas überrascht antwortete er, dass er sich das mal überlegen würde. Ein paar Tage später meinte er dann, für 50 Mark wäre das Gerät mein. Damit wären meine gesamten Ersparnisse aufgebraucht, alle Sparschweine in Stücke gehauen, aber dafür könnte ich endlich meine Musik aufnehmen, die Sender BFBS, Radio Luxemburg, Radio Caroline (seit 1964 auf hoher See) brachten ja durchaus meine Musik. Aber das Bandmaterial, das musste man ja auch einrechnen …
Natürlich schlug ich in den Handel ein, ein altes BASF-Band erhielt ich für meine ersten Aufnahmen gratis noch obendrein. Ab jetzt wurde aufgenommen, was für ein Fest.
Später wurde das TK 14 von einem Grundig TK 19 de Luxe (hier im Bild) abgelöst, dann eisern auf ein Uher Variocord 263 Stereo gespart. Kurz vor dem Abitur hatte ich es dann geschafft, ich konnte das Gerät kaufen. Erst viele Jahre später konnte ich mir das Traumgerät von Uher, das Uher Royal de Luxe (mit Echo- und Hallfunktion, Diapilot und vier Geschwindigkeiten) leisten. Zu dieser Zeit gab es das Gerät schon lange nicht mehr im Handel, mein Gerät – siehe Foto – stammt aus einem Totalausverkauf eines Radio- und Fernsehgeschäftes.
All diese Geräte besitze ich natürlich noch und sie laufen auch, wenn auch die Qualität zu wünschen übrig lässt. Natürlich wurden von den Bändern keines dem Müll übergeben, im Gegenteil, gerade höre ich sie sehr gerne wieder. Da ich für die wenigsten Tonbänder Titellisten angefertigt habe, weiß ich oft gar nicht, welche Schätze ich damals aufgenommen habe.
Oft habe ich die unglaublich flotten Ansagen der englischen Radio-Luxemburg-Sprecher nicht verstanden oder die Titel wurden nicht angesagt, also gab ich das Aufschreiben von Musiktiteln schnell auf. Schade eigentlich, von vielen Titeln weiß ich bis heute noch nicht einmal die Interpreten. Aber da hilft ja seit einiger Zeit die Musikerkennung mit der App. Leider erkennt meine App längst nicht alle Titel, wahrscheinlich auch deshalb nicht, weil die Qualität einfach zu schlecht ist, allenfalls die Hälfte aller Eingaben sind erfolgreich.
Folgende Titel konnte ich endlich einmal zuordnen:
Thunderclap Newman – „Something in the Air“
Booker T and The MG´s – „Time is Tight“
Mitch Ryder and The Detroit Wheels – „Devil with the Blue Dress on“
Stealers Wheel – „Everything Will Turn Out Fine“
Bo Hansson – „Fog on the Barrow-Downs“ / „The Black Riders & Flight to the Ford