Hans Otte ist ein beinahe Unbekannter
ein kaum bekannter Pianist
es gibt Aufnahmen mit dem SWF-Sinfonieorchester und den Berliner Philharmonikern
ein kaum bekannter Komponist
sein bekanntestes Werk ist DAS BUCH DER KLÄNGE für Klavier
Herbert Hencks 1999 erschienene ECM-Einspielung dieses 12-teiligen Klavierzyklus hat die Erinnerung an einen unterschätzten Komponisten lebendig erhalten.
Auf dem kompositorischen Weg des 1926 geborenen Hans Otte scheint es keine kontinuierliche stilgeschichtliche Entwicklung zu geben.
Beiheft Zeitgenössische Musik in der Bundesrepublik, Vol. 5
Man hat keine Chance, diese Feststellung profund zu überprüfen. In Heft 17 der MusikTexte vom Dezember 1986 findet man neben einem überraschend umfangreichen Werkverzeichnis eine nur schmale Diskographie. Das ist bis heute so geblieben. Das widerspiegelt auch meine Tonträgersammlung. Neben einer Aufnahme von Das Buch der Klänge / Stundenbuch – gespielt von Hans Otte – ruhte viele Jahre eine Aufnahme von passages (1965) für Klavier und Orchester ungehört.
Die New Music aus Amerika kam in zwei Wellen. In den 50er Jahren war es der Kreis um John Cage, der die festen Burgen des europäischen Serialismus erschütterte.
In den frühen 70er Jahren fand die amerikanische Minimal Music essentielle Unterstützung in Deutschland. Die New Allies waren zahlreiche Kulturträger Westdeutschlands, allen voran die Rundfunkanstalten.
Die Festivals „pro musica nova“ und „pro musica antiqua“ in Bremen
Hans Otte gehörte zu den Neuen Verbündeten der American Experimental Music und war dazu ein Förderer der Alten Musik, ganz besonders der damals noch jungen historischen Aufführungspraxis. Nikolaus Harnoncourt hat ein erstes entscheidendes Podium in Bremen gehabt. 1959 war das Jahr, in dem Hans Otte die Leitung der Musikabteilung von Radio Bremen übernahm.
Als ich 1959 nach Bremen kam, hab‘ ich mir einfach das Konzertleben der Stadt angeschaut, und das war ja, wie man weiß, sehr traditionsbeflissen. Es waren in erster Linie eben die Philharmonischen Konzerte für klassische und romantische Musik da, dann gab es ein reges Kirchenmusikleben. Was der Stadt also meiner Meinung nach damals fehlte, war die gesamte alte Musik, vom Mittelalter bis zur Renaissance und in das Barock hinein, was der Stadt fehlte, war die Kenntnis der neuen Musik, und was der Stadt ebenfalls fehlte, war das, was man Informationen über die außereuropäischen Musikkulturen nennen kann. Also habe ich ein Festival für alte Musik aufgebaut und eins für neue. Im Zusammenhang mit anderen Festivals in Berlin, Rennes und München war es möglich, als Ergänzung auch immer mehr außereuropäische Musikensembles nach Bremen zu holen. Es war eigenttlich eine Liebeserklärung an Bremen, eines Tages sollte jeder wissen können, was auf dieser Welt musikalisch existiert. (Bei Pro Musica Nova) ging es darum, durch das Festival darüber zu informieren, was die mittlerweile längst schon arrivierten Komponisten der Welt denn gerade machen: Stockhausen, Cage, Boulez. Kagel. Ligeti und so weiter. Dann gab es natürlich die vielen ganz jungen Komponisten, die wir hier vorgestellt haben.
MusikTexte 17, 33
Ungewöhnlich detailreich, fast möchte man glauben lückenlos, wird in New Music, New Allies Hans Ottes Wirken in Bremen beschrieben, ein Engagement, das weit über die Hansestadt hinaus ausstrahlte. Und hier kommt Walter Bachauer ins Spiel, der am 3. Dezember 1971 der Uraufführung von Drumming im Museum of Modern Art, New York beiwohnte – am 3. Dezember 2016 wäre Hans Otte 90 Jahre alt geworden.
In the audience at Otte’s legendary 1972 festival sat a RIAS employee named Walter Bachauer (1942-1989). In July 1972 he hosted a similar eight-day series of avant-garde concerts in West Berlin (11-18 July), subtitled „Spiel, Klang, Elektronik, Licht.“ For this ambitious event, Bachauer took advantage of the European tours of Cage, Tudor, and Reich and other Americans like Feldman and Rzewski who resided in Europe that summer. Following Otte’s plan, Bachauer presented concerts as well as exhibitions, tape demonstrations, and three seminar series. […] Like Otte, Bachauer framed his festival with Cage and Tudor, who gave the first concert as well as the last. Three concerts featured works by Feldman. […] Many critics agreed that for better or for worse, Reich’s Drumming stole the show.
New Musik, New Allies, 184