Whiplash verstört, wühlt auf. Einem sadistischen Musiklehrer mit Charaktermerkmalen eines cholerischen KZ-Aufsehers bei der Arbeit zuzusehen, ist wahrlich kein Vergnügen. Oder war es deshalb keines, weil Humor hier völlig fehlte? Erinnerungen wurden wach an Volker Schlöndorffs Verfilmung von Margaret Atwoods bleischwerem Stoff „Die Geschichte der Dienerin“ (The Handmaid’s Tale), der mir einst sauer aufstiess.
Im Gegensatz dazu geht die Masse geradezu irrwitziger Gewaltszenen, wie sie die Qualitätsserien Fargo, Breaking Bad, Sons of Anarchy oder Justified zeigen, immer auch mit distanzschaffenden Portionen von Humor, Spielwitz und erzählerischer Leichtigkeit einher. Zudem ist die Darstellung subtil psychischer Gewalt, vor allem unter dem Deckmantel der „Erziehungsberechtigung“, oft schwerer zu ertragen wie die körperliche.
Jazzkenner und Musiker, die sich unter dem Sammelbegriff Insider auf höheren Ebenen treffen, mögen ferner einwenden, es sei ja gar kein Jazz, der da gespielt werde. Anyway, die interessante Frage stellt sich stets erneut, welche Merkmale es denn sind, die einen guten Musiker ausmachen. Gerne bemerke ich zuweilen, dass ein Jazzmusiker – vom Format eines Chris Potter beispielsweise – intellektuelle und technische Fertigkeiten besitzt, die denen eines Flugzeugpiloten oder Herzchirurgen in nichts nachstehen.
In eben dieser Sphäre von Exzellenz bewegt sich auch der Maler Wolfgang Beltracchi, von dem der Dokumentarfilm Beltracchi – Die Kunst der Fälschung Zeugnis abliefert. Ähnlich wie ihn Breaking Bad erzählt, wäre in diesem Lebenslauf einmal mehr reichhaltiger Serienstoff zu finden, in dem ein intelligenter, überdurchschnittlich Begabter zunächst erfolgreich, aber letztlich scheiternd Grenzüberschreitungen in kriminelle Bereiche wagt.
Delikat wird es, wenn der dann unter Mithilfe seiner Frau ein Max Ernst Gemälde in Frottagetechnik herstellt, es einer kunsthistorischen Koryphäe wie Werner Spies (der Max Ernst Kenner schlechthin) präsentiert und es kurzerhand als unbekanntes Werk des surrealistischen Meisters durchgewinkt wird. Tragisch und komisch, wie Vieles in diesem spannendem und intime Einblicke gestattendem Filmporträt, das Lust auf mehr macht.