In einem Jahr, in dem politisch, sportpolitisch etc., alles, fast alles, den Bach runtergeht, die rechten Horden, die Rassisten sich versammeln, Aufwind erfahren von einem megalomanischen Präsidenten, eine kleinkarierte weisse Mittelschicht zu grossen Teilen einem Rattenfänger folgt, Menschen verachtende Konzerne Menschen verachtende Firmen aufkaufen, die alternative Kunst nur noch den Bekehrten predigt, der runde Tisch abgeschafft ist, unsere Besten, einer nach dem andern, die Bühne verlassen, darf man ja immer noch seine 3, 5, 7, 10, 12 oder 20 Lieblingsplatten benennen und dem Hauptquartier der Manafonisten (manafonistas@gmx.de) zukommen lassen, also bitte nicht mir, die Post geht nach Hannover!
Als ich also meine Top 20 (die „alternative BFBS-Charts“ aus alten Teenagerjahren, transportiert in eine angefinsterte Gegenwart (um nicht vollends schwarz zu malen)) auf den Weg schickte, fiel mir auf, wieviel Tod, Niedergang, Abschied, Zerstörung und Verzweiflung uns aus etlichen grossartigen Alben entgegenströmte, als würde da eine Ahnung privater und globaler „Doom“-Sphären abgehandelt, aufgegriffen, nicht von den üblichen schwachköpfigen Untergangspropheten.
Zudem fiel mir auf, welche eine Fülle von Klassealben 2016 veröffentlicht wurde. Im folgenden habe ich meine nichtgenannten Alben (die Plätze 21-50, roundabout) zusammengestellt, allerdings in reiner Zufallsanordnung, wissend, dass jedes dieser Alben noch vor Nikolaus in meiner „Top 20“ landen könnte. Selbst Nils Petter Molvaer hat nach seinem berühmten zwei Alben auf ECM Records, wieder ein grosses Werk veröffentlicht, das mehr ist als die Verwaltung einer geschätzen Neon-Jazz-Groove-Welt. ECM produziert weiterhin einsame Klasse, das norwegische Label Hubro rückte mehr und mehr ins Blickfeld.
Zu jedem der folgenden Alben wäre einiges zu sagen. Eure Aufgabe, liebe Manafonisten und Stargäste (einige werden noch angeschrieben), ist eine gewaltige, sage ich mit einem Schmunzeln. Natürlich gibt es Vergessenes und Überhörtes. Sowieso eine Menge Schrott und „Unterhaltungsmusik“, ein Wort, das von „unten halten“ kommt. Und, um den Kreis zu schliessen, mit welchem Song soll denn meine Zeitreise am 31. Dezember in der Radionacht Klanghorizonte zuendegehen ausser mit dem Cohen-Song „The Future“?! „Noir“ ist eine breite Palette anno 2016.
(21-50+, Stoffsammlung, ohne Gewähr, zufallssortiert, jederzeit auf dem Sprung in die Bestenliste, grossartige Musik durchweg): P.J. Harvey: The Hope Six Demolition Project / Anohni: Hopelessness / Jack DeJohnette w/ Matthew Garrison & Ravi Coltrane: In Movement / Sinnika Langeland: The Magic Forest / Nik Bärtsch’s Mobile: Continuum / Andrew Cyrille Quartet: The Decalaration of Musical Independance / Geir Sundstol: Langen Ro / Rolf Lislevand: La Masquerade / Darren Haymen: Pleasant Villages Vol. 1 / Wolfgang Muthspiel: Rising Grace / Carla Bley: Andando El Tiempo / Mats Eilertsen: Rubicon / Frank Ocean: Blond / Zsofia Boros: Local Objects / Monkey Plot: Here I Sit, Knowing All Of This / Nils Petter Molvaer: Buoyancy / Michael Kiwanuka: Love and Hate / Meredith Monk: On Behalf Of Nature / Wardruna: Runaljod – Ragnarok / Pierre Favre Drumsights: Now / Tord Gustavsen Quartett: What Was Said / Daniel Lanois: Goodbye To Language / Cindytalk: The Labyrinth of the Straight Line / Yann Tiersen: Eusa / Jakob Bro: Streams / Building Instrument: Kem Som Kam A Leve / Christian Wallumrod Ensemble: Kursam and Folger / Swans: The Glowing Man / Wilco: Schmilco / William Tyler: Modern Country / Markus Stockhausen – Florian Weber: Alba / Sturgill Simpson: A Sailor’s Guide To Earth / Kevin Morby: Singing Saw / Thomas Köner: Tiento de la Luz / Avishai Cohen: Into The Silence / The Legendary Pink Dots: Pages of Aquarius