Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2016 13 Okt

His Bobness erhält den Nobelpreis für Literatur

von: Lajla Nizinski Filed under: Blog | TB | 12 Comments

 


 
 
 

Jeder, der die Chronicles gelesen hat, erinnert sich an die Gedanken von Dylan über Malerei. Ich hatte das grosse Glück, 2007 in den Kunstsammlungen Chemnitz die erste Ausstellung von Dylan’s Zeichnungen, Gouachen und Aquarellen ansehen zu können. Seine Themen in der Malerei sind hauptsächlich Menschen [Frauen:)] und Landschaften. Er benutzt kräftige Farben und setzt sie in Kontrast. In seinen „DRAWN BLANK SERIES“ verarbeitet er Bilder, die er schon in seinen Songs im Kopf hatte. Er ist wirklich ein Universalkünstler. Musiker, Lyriker, Maler. Ich denke an andere: Wilhelm Busch, Dichter und hervorragender Maler. Arnold Schoenberg, Komponist und ausgezeichneter Maler, Marguerite Duras, austauschbar in jedes Genre, um Michael nicht den Roman aufzuzwingen.

Ich hatte die Direktorin der Kunstsammlungen Chemnitz bei einer anderen Gelegenheit noch einmal wiedergesehen und sie gefragt, wie sie eigentlich auf die Idee kam, Bob Dylan auszustellen. Sie sagte mir, dass sie ihn nach dem Konzert in Leipzig einfach danach gefragt hatte und er hätte sofort ja gesagt. Er sei selbst nie im Museum erschienen.

Ich könnte mir vorstellen, dass Bobby zu seinem ihm verliehenen Literaturnobelpreis sagen könnte: „This is a very nice birthday present for Paul Simon: same age – same price.“

 
Meine Lieblings LPs:
 

  1. The Freewheelin‘ Bob Dylan
  2. Blonde on Blonde
  3. Oh Mercy
  4. Highway 61 Revisited
  5. Desire
  6. Blood on the Tracks
  7. The Times They are a- changin‘
  8. Time Out of Mind
  9. Infidels
  10. keine LP, aber immer wieder gehört: The Death of Emmett Till (unglaublich aktuell auch heute)

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12 Comments

  1. Michael Engelbrecht:

    Even „The Sad-Eyed Lady of the Lowlands“ now has a shadow of a smile on her face.
     
    The wonderful Richard Williams once told the story of that song:

    „Recorded at four in the morning after a session that had started 10 hours earlier, and in which the musicians had done little but play cards while Dylan worked on the lyric, this draws its sepulchral power not just from the glinting ambiguities of his magnificent wordplay but from an arrangement that ebbs and flows like a slow tide. Not having been given a clue as to the length of the song, the musicians surged to a climax at the end of every chorus, only to find the singer pulling them into yet another verse. Eleven minutes and 21 seconds long, the one and only take was given its own special setting, isolated on the fourth side of a double album. It presented itself as a masterpiece, and it was.“

  2. Jochen:

    „Eine Zeile wie eine schallende Ohrfeige(spiegelonline)

  3. Gregor:

    … wie ich diese Listen liebe …

  4. Jan Reetze:

    Er stand ja seit Jahren immer wieder auf der Shortlist. Ich vermute, das Nobelpreiskomitee hat ihn sich aufgespart, bis es mal passen würde.

    Und jetzt, angesichts der Schlammschlacht, die hier als Wahlkampf durchgeht, und des weltweiten Rollbacks, das wir erleben, hat es gepasst.

    Ich denke, die Verleihung eines Nobelpreises an jemanden wie Bob Dylan ist ein Kommentar zur Lage. Das Komitee macht sowas gelegentlich.

  5. Michael Engelbrecht:

    Eine wunderbare Sache.

    Interessant, die Schar der Kleingeister aus dem Feld der Klein- und Halbliteraten, und der ganz superschlauen Journalisten, die diese Verleihung als grosses Missverständnis und deplatziert abkanzeln.

    Da sind sie wieder, die Schubladenverwalter des Schönen, Guten, Wahren und Vollkommenen. Ganz elendig der breite und dümmlich-arrogante Artikel in der FAZ am Sonntag.

  6. Michael Engelbrecht:

    Hier dagegen: a great spirit at work …

    rollingstone.com / read-bob-dylans-complete-riveting-musicares-speech

    Und immer wieder: No Direction Home.

  7. Jan Reetze:

    (Zu dem Rüther-Artikel in der FAZ habe ich einen Beitrag in einem Thread in einem CCR-Forum gepostet. Ich kopiere ihn einfach mal hier hinein.)

    =============
    *** hat geschrieben:Wer vertieftes Interesse hat, der lese diesen Artikel aus der FAZ: Falscher Preis für den Richtigen.
    http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/literaturnobelpreis-2016-fuer-bob-dylan-ist-falsche-entscheidung-14482992.html
    Ich schließe mich dem Autor in weiten Teilen an.
    ==============

    Worum geht hier eigentlich dieses schlechtgelaunte Gemaule? Geht es darum, dass das Nobelpreiskomitee dieses Jahr mal frische Luft reingelassen hat und den Literaturnobelpreis nicht, wie sonst üblich, einem Autor zugesprochen hat, den man erst mal googeln muss? Oder darum, dass er nicht John Fogerty zugesprochen wurde? Oder darum, dass überhaupt Preise verliehen werden?

    Für jemanden wie Tobias Rüther, der immerhin mal ein sehr ordentliches Buch über Bowies Zeit in Berlin geschrieben hat, ist das ein erstaunlich kleingeistiger Kommentar. Der müsste es eigentlich besser wissen.

    Nein, man muss Dylan nicht mögen. Ich höre ihn mir nur selten an, und ich würde auch keinem widersprechen, der sagt, dass Dylan nicht der beste Interpret seiner Songs ist. Trotzdem kann man doch wohl mal anerkennen, dass sehr viele seiner Texte allen literarischen Kriterien mühelos standhalten, dass er hervorragende Songs geschrieben hat (oder glaubt einer, musikalische Hochkaräter wie The Band oder ein Produzent wie Daniel Lanois würden sich sonst mit ihm abgeben?). Es geht hier auch nicht mal eben um ein paar Songtexte, sondern um ein Werk, das – ich glaube – mittlerweile 37 Alben und etliche Bücher umfasst, das ständig live präsentiert und laufend variiert und neu erfunden wird. Kurz, dass Dylan eine Ausnahmeerscheinung ist, der mit seinem Werk seit 1962 Maßstäbe setzt und mindestens zwei Generationen von Musikern, Hörern und Autoren maßgeblich beeinflusst hat.

    Wie dann der FAZ-Kritiker Rüther in seinem Kommentar darauf verfällt, Dylan als simplen Popmusiker sehen zu wollen und ihn allen Ernstes auf eine Ebene mit Beyonce oder Teenagerschlagern wie „Da-Doo-Ron-Ron“ stellt, das verschlägt mir den Atem.

    Das ist wirklich das ganze Elend der deutschen Kritik, die einfach aus ihrem elitären Schubladendenken nicht rauskommt. Auch in den USA sind keineswegs alle von der Entscheidung für Dylan begeistert, aber so rückwärtsgewandt argumentiert hier kaum jemand. Die Literatur ist längst weiter und hat längst auch über das klassische Buch hinaus andere Medien und Verbreitungswege entdeckt, und daran hat nicht zuletzt auch Bob Dylan seinen Anteil.

    Wäre noch die Frage, warum sich Dylan nicht zu dem Preis äußert. Ich weiß es natürlich auch nicht, aber ich habe ja vor ein paar tagen geschrieben, dass ich glaube, das Nobelpreiskomitee wollte mit der Verleihung an Dylan auch einen Kommentar zur gegenwärtigen Lage abgeben. Ich könnte mir vorstellen, dass Dylan selbst das auch so sieht, und da er sich noch nie gerne vor irgendwessen Karren hat spannen lassen, schweigt er halt. Wenn irgendjemand sich das erlauben kann, dann er.

  8. Michael Engelbrecht:

    Synchronizität der Manafonisten … :)

    Auf den Punkt gebracht, Jan! Nur, und schön, dass es Unterschiede gibt, obwohl mir Cohen und Young, lebensgeschichtenträchtig, noch etwas mehr bedeuten, halte ich Dylan für den besten Interpreten seiner Lieder.

    Und, für Lajla, meine Desert 10 Dylan:

    01) Desire (bei Dylanologen nicht so hoch angesiedelt)
    02) Time Out Of Mind (produced by Lanois)
    03) Blood on the Tracks
    04) Blonde On Blonde (it took decades to love it, ha!)
    05) One of the Official Bootleg Series, forgot the number
    06) Another Side of Bob Dylan (the mono version:))
    07) Oh, Mercy (produced by Lanois)
    08) Modern Times
    09) Highway 61 Revisited
    10) I have to think about it

  9. Michael Engelbrecht:

    Übrigens, Jan, Tim Harfords Buch (mehr Psychologica als Philosophica) beginnt mit einem desolaten Klavier, Vera Brandes, und dem Tag des KÖLN CONCERT.

    Und dann geht es gleich weiter zu David Bowie in seinen Berliner Tagen :) – in diesem Buch, das ich gerade lustvoll lese, und dessen Grundgedanken ich sowieso teile, könnte gut und gerne auch Bob Dylan auftauchen, wenn ich nur dran denke, wie seine Mitstreiter Band im luftleeren Raum agierten, als Dylan beim Einspielen von „The Sad-Eyed Lady of the Lowlands“ kein Ende zu finden schien, und jeder immerzu bereit war für das Ende vom Lied. A messy situation.

  10. Lajla:

    Good choice, Micha. But, „The Freewheelin'“ is a must-listen :)

    Zu den Kleingeistern noch eine Ergänzung: Denis Scheck. Woher er die Luftkritiken nimmt, ist mir ein Rätsel. Ich bin z.Z. im Land der Poesie. In keiner italienischen Zeitung habe ich eine negative Kritik über Bob Dylan gelesen. Er wird verehrt und ihm wird gratuliert.

    Es gibt einen ausführlichen ausgezeichneten Text in dem „FOUR“ Magazin über Brian Eno. Unvorstellbar in deutschen Zeitschriften. (Ich bringe Michael das Heft mit).

  11. Michael Engelbrecht:

    Danke, Lajla. Weisst du eigentlich, dass ich ein Stück mit deinem Namen in den Klanghorizonten spielte.

    Diese Schubladendenkerei ist typisch deutsch, so kommt es mir manchmal vor, und verrät immer mehr über den, von dem sie stammt, als über den, auf den sie zeigt.

    Wo der Kleingeist im Freigeist haust, ist der Freigeist nur Maske, und der Kleingeist, gerade in einsamen Höhen der Kunst (die grosse Musikarenen einschliessen) in seinem Element …

  12. Lajla nizinski:

    Wie schön! Leider konnte ich die letzte Sendung noch nicht hören, habe ja noch 2 Monate Zeit:)


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