Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2016 11 Okt

I got the MALI BLUES

von: Lajla Nizinski Filed under: Blog | TB | 4 Comments

„Musik ist unser Krankenhaus“, sagt die Musikerin Fatoumata Diawara in dem hervorragenden Film MALI BLUES von Lutz Gregor (2016). Sie floh aus ihrem Dorf in Mali, weil sie den für sie Auserwählten ablehnte und die Demütigungen der Dorfbewohner nicht mehr aushielt. In dem Film kehrt sie mit ihrer Gitarre zurück in ihren Heimatort, wo sie mit einer Dorfältesten ein ergreifendes Versöhnungslied singt. Aus dem Norden von Mali floh der Musiker Ahmed Ag Kaedi nach Bamako. Die Dschihadisten verbieten in der Nordwüste Musik und Tanz. Ahmed versucht, mit seiner Bluesmusik, die Sehnsucht nach der Wüste zu vergessen. Seine Lieder sind leise. Wer singt schon laut im Leid? Master Soumy rappt dagegen laut in der Hauptstadt, er bezeichnet sich als „Anwalt der Strasse“.

Er erzählt aus dem vollen Leben: was auf der Straße passiert, wie man sich gegen den Islamismus verteidigt, wie man sich selbst in Ordnung hält. Sein HipHop-Auftritt auf dem Festival sur le Niger ist sehr stark. Bassekou Koujate, den ich im letzten Jahr in Wuppertal mit seiner Großfamilie erleben konnte, erzählt dagegen in bekannter Griot-Tradition, wie der Blues in Mali entstand. Wie sich das Banjo aus dem Ngoni entwickelte … Der Film ist sehr informativ und zeigt bunte Straßenszenen mit nicht nur Mopedlärm, sondern auch Musik aus dem strassenstaubigen Off. Aus diesem Film ging ich mit viel innerer Anreicherung an Lebendigkeit.

 

Zu diesem afrikanischen Road-movie möchte ich passend zum Thema ein Buch vorstellen, das ich gerade gelesen habe. „ON THE ROAD – UEBER DIE STRASSE von Erik Wegerhoff (Wagenbach 2016). Wem fallen nicht Filme, Songs, Bücher, Bilder zu diesem Thema ein. Ich denke an den Clouzot Film Lohn der Angst, in dem jedes Mal, wenn ich ihn ansehe, meine Todesangst mitfährt. Auf einer Münchner Tagung haben sich ein paar Leute zusammengesetzt und was sie zu diesem Thema beigetragen haben, wird in diesem Buch vorgestellt, so z.B. dieses Gebet von dem Countrymusiker und Truckdriver Red Sovine (1917-1980):

 
 

… Give me strength for every trip
So I may care for what they ship
And make me mindful all the while
That life is just a little while …

 
 
 

 

This entry was posted on Dienstag, 11. Oktober 2016 and is filed under "Blog". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. Both comments and pings are currently closed.

4 Comments

  1. Gregor:

    Von dem Film habe ich gerade in der SZ gelesen, ich würde ihn auch so gerne sehen, hoffentlich kommt er auch mal nach Stuttgart.- Danke auch für den Buchtipp.

  2. Wolfram Gekeler:

    On the road …

    Dieser Mythos verträgt keine Staus; die Buchumschläge zeigen immer freie Fahrt bis zum Horizont. Ich habe auch so ein Buch, von einem meiner Lieblingsautoren: Michael Ventura, If I was a highway.

    John Densmore (The Doors, Riders on the storm!) schreibt über Ventura: „He can write like a musician“. Womit bewiesen wäre: Highways sind musikalisch, machmal jedenfalls.

  3. Lajla:

    Also Jungs, wenn Ihr Euch auf den Highway nach Esslingen oder Tübingen begebt, könnt Ihr vielleicht noch den sehr sehenswerten Film „Mali Blues“ anschauen. Ich suche nach dem Ventura (Highway in the sun …) Buch.

  4. Jan Reetze:

    In Toronto wurde der Film gerade auf einem Festival gezeigt, ansonsten scheint er in Nordamerika noch nicht angekommen zu sein. Ich werde das mal im Auge behalten.


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