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2016 23 Sep

Gregor öffnet seinen Plattenschrank (121)

von: Gregor Mundt Filed under: Blog | TB | 6 Comments

Ryuichi Sakamoto schrieb die Filmmusik, zu einem Werk, das bei uns leider noch nicht zu sehen möglich ist, Nagasaki – Memories of my Son (Japan Dezember 2015), so der Titel des Films. Es geht um den 9. August 1945, dem Tag an dem auf Nagasaki eine Atombombe fiel. Ein B-29 Bomber hatte um 11:02Uhr die Fat Man genannte Bombe abgeworfen. 36000 Menschen starben sofort, viele weitere tausend erlagen kurze Zeit später ihren Verletzungen… Zu diesem Film wird jetzt auch in Deutschland die Filmmusik veröffentlicht. Ryuichi Sakamoto ist uns ja nun aus diversen Filmmusiken bekannt und man erinnert sich gerne an seine Zusammenarbeit mit David Sylvian, David Bowie und vor allem an die mit Richard Horowitz für den Film Himmel über der Wüste.

 
 
 

 
 

Die Musik zu Nagasaki – Memories of my Son hat mich sofort in ihren Bann gezogen: man hört ruhige, sehr bewegende Klänge, sehr zart, überaus karg, sehr vorsichtig gespielt, überhaupt nicht bombastisch – das hätte gerade noch gefehlt – oder übermäßig gefühlsbetont. Mich erinnert diese Musik an ein Werk aus den siebziger Jahren, damals arbeiteten Peter Rühmkorf und Michael Naura eng zusammen (Jazz & Lyrik, siehe Plattenschrank Nr.4 und Nr.30): Einsteins Reise; oder an After The Requiem von Gavin Bryars; oder an die Musik von Giya Kancheli – in allen gennannten Fällen möchte ich den Vergleich aber nur bezüglich der Ernsthaftigkeit und Wahrhaftigkeit der Musik ziehen, nicht musikalisch. Eine großartige Platte!

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6 Comments

  1. Michael Engelbrecht:

    An so einem Thema kann man sich leicht vergreifen, zumal, da Sakamoto oft die Grenze zum Kitsch überschritten hat. Dann aber wieder feine asketische Musik, mit Fennez, oder Alva Noto. Ups and downs. Die von dir herangezogenen Vergleichswerke setzen die Latte hoch.

    In einem Jahr, in dem der politische und korrupte Wahnsinn fröhliche Urständ feiert, wäre das der richtige DOWNER für meine Jahresausklangssendung.

    Die Deutschen tragen ihren Teil dazu bei, wenn sie eine rechte Dreckspartei hoffieren, die das Wort „völkisch“ wieder positiv besetzen will, mit ihrer braunen Gedankensuppe.

  2. Michael Engelbrecht:

    Mir ist aus ungenannten Quellen Cohens neues Album YOU WANT IT DARKER zugesendet worden. Wahnsinn. Sein bestes Spätwerk, das darf ich so lapidar sagen.

    Mir ist aus anderen ungenannten Quellen Lambchops neues Album Flotus zugespielt worden. Wow! I love Kurt Wagner. Das kommt in mein Vorsilvesterprogramm – erscheint erst im November.

    Mir ist aus erratischen, südländischen Quellen „A Multitude of Angels“ zugespielt worden. Wer will, kann sich ins Auto setzen und vorbeischauen: Hans-Dieter und Gregs dürften sich als erste dazu ernsthafte Gedanken machen :)

    Mir ist aus ganz offiziellen Quellen eine CD zugegangen, die mich völlig in ihren Bann gezogen hat: Andrew Cyrille und seine „Erklärung der Unabhängigkeit“.

    ECM: still crazy / state of the art, after all these years!

  3. Uwe Meilchen:

    Auf das neue Cohen Album freue ich mich auch; allerdings etwas gedämpft durch die Vorahnung, dass die Instrumentierung wieder aus Drumcomputer und Billigkeyboard bestehen wird. Ich fand und finde die Alben, die er mit einer richtigen Band eingespielt hat immer wesentlich besser.

  4. Uwe Meilchen:

    Naehxte Woche sollte der Soundtrack von „The Revenant“ von Sakamoto bei mir in der Post sein; da wird der Soundtrack aus dem hunderteinundzwanzigsten Plattenschrank sicherlich eine gute Ergänzung sein. Danke also für den Hinweis …

  5. Michael Engelbrecht:

    Nix Billigkeyboard, die Elektronik ist zurückgenommen, die Platte ist unglaublich gut!

    Mich haben seine alten Synthisounds aber auch nie gestört. Ten New Songs etwa, das waren im Grunde Demos, die er dann so beliess.

  6. ijb:

    Für den Fall, dass es noch nicht bekannt ist – hier ein sehr schöner Text über Leonard Cohens letztes(?) Album und die Zusammenarbeit mit seinem Sohn Adam, der den alten Herrn zur Produktion geleitet hat:

    http://www.macleans.ca/culture/arts/the-gloomy-grim-and-triumphant-third-act-of-leonard-cohen/


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