Die Färöer liegen zwischen Island, Schottland und Norwegen.
Ich flog mit Atlantic Airlines, einer angenehmen Fluggesellschaft angesichts des Sitzcomforts und den zwei Tageszeitungen pro Reihe. Man landet auf der Insel Vagar, wo ich ein gemütliches Guesthouse gebucht habe. Bis zur Hauptstadt Torshavn, die auf einer anderen Insel (Streymoy) liegt, braucht der Blaue Bus300 eine knappe Stunde. Ich hatte bisher 4 Stunden Sonne. Ich sah eine baumlose, grüne Hochgebirgswelt mit zahlreichen Wasserfällen. Die Berge sind lediglich 800m hoch. Wegen der kurzen Sicht kann ich die Fjorde nicht von den Binnenseen oder Buchten unterscheiden. Meine Wanderung zu einem spektakulären Wasserfall musste ich abbrechen, die Absturzgefahr war zu hoch. Ich entscheide mich, die Färöer mit dem Bus zu entdecken. Es gibt insgesamt 18 Inseln, 70000 Schafe, Millionen Vögel und mehr Zeitungsauflagen als Einwohner (50000).
Ich besuche zuerst das Nordic House in Torshavn. Dort spielte vor ein paar Tagen Kris Kristoffersen. Es ist ein ganz in nordischer Architekturtradition gebauter Multikulturtempel mit Steinen aus Norwegen, Holzbodenplanken aus Schweden, Stühlen aus Finnland, Glas aus Dänemark, das Dach ist aus Island und endlich das Gras darauf färängisch. Wunderbar, der Architekt heisst Ola Steen.
Wir sind zu dritt in dem empfehlenswerten Guesthouse. Ein Mann aus Manchester, der mit seinem waghalsigen Plan, die unsichtbaren Inseln per Helikopter zu erkunden, nie seinen Humor verliert, wenn es immer wieder heisst: sorry, cancelled.
Ausserdem ist hier ein Isländer auf Wikingertrip mit Eisengürtel um die Hüften. Er versucht mit dem Postschiff auf die nördlichsten Inseln (Fugloy und Svinoy) zu gelangen. Auch hier: sorry, no service.
Die Hauptsaison ist vom 1. Mai bis Ende August. Das bekomme ich zu spüren. Die meisten Cafés haben geschlossen. Ich habe zum Glück meine Barbour dabei, zu der Martina auf Sylt meinte, die hätte schon viel gesehen. Tatsächlich scheut sie keine Wetterlagen. Ich befinde mich auf einem ‚timeless place‘. I just love it. Diese nur zu ahnende Unendlichkeit gibt mir ein Gefühl von großer Freiheit – free as a bird.
Still seas,
the world wide and silent,
feelings come in to me by ways
as secret as those that wind and dew follow
Feelings, where do they come from?
Suddenly they waken, grow warm and break into flame,
Live like northern lights in lofty skies
(Karsten Hoydal, 1912 -)
In Torshavn gibt es einen kleinen, feinen CD Laden. Krista Blak hat ihn eingerichtet und vertreibt unter seinem Label TUTL (= Flüstern) wundervolle Musik von den Färöern. Er selbst ist Pianist und kam in den 80ern auf die Idee, in einer Grotte auf der Insel Nólsoy ein Konzert zu geben. Ich habe mir einige CDS angehört und mich dann für die CD „LIGHT WHEN DARK“ entschieden. Darauf sind Aufnahmen von einem Konzert (2000) in einer Grotte mit dem dänischen Saxophonist Karsten Vogel im Zusammenspiel mit Kristian Blak. Karsten Vogel schreibt auf dem Cover: “ … here the acoustics are the starting point, here the perpetual foaming and sighing of the ocean do not create a distracting countermelody, rather they become the basis of the music … .“
Morgen muss ich nicht entbehren: Die färöische Fussball Nationalmannschaft trifft in der EM Qualifikation auf Ungarn. Die Fähren legen Extranachtschichten ein. Morgen soll es stürmen, d.h. bei Elfmeterschießen darf ein dritter Mann den Ball halten.
Heute habe ich im Supermarkt die gefrorenen Schafsköpfe genauer betrachtet. Der Slogan von den Färöern ist herausfordend: „Discover the Islands, discover yourself. „Ich werde in den Schafskopf beißen und mit Föroya Bjór (4,6%) hinunterspülen.