Es ging mit dem Toyota tief ins Sauerland und weit über lokale Erinnerungen hinaus. Ins Tal sank der der Nebel, Regen schüttete aus Eimern, und ich fühlte mich an einen Urlaub mit meinen Eltern im Schwarzwald versetzt. Ähnlich subtropisch war damals alles durchfeuchtet, aber ich schmiss mich beim „Torwarttraining“ stets munter in den Wiesenmatsch, drehte den Ball, wann es nur ging, um die zwei Bäume rum, die als Pfosten dienten. Ich weiss noch, wie ich einmal unter dicker Kapuze mit Western-Colt ins Grüne zog, über Pfützen und Sumpfartiges hinweg, im Kopf Robert Fuller, meinen Helden aus „Am Fuss der Blauen Berge“. Abenteuersuche – das liebte ich schon immer. Ich kaufte Jerry Cotton- und Kreuzworträtselhefte, und eines Morgens las ich voller Enttäuschung in der Bildzeitung, dass der BVB gegen Hamburg das Pokalendspiel 0:3 gegen den HSV verloren hatte, ein gewisser Uwe Seeler spielte da eine Hauptrolle. Wundert mich ja nun bei solch gefühlsgeladenen Bildern nicht, dass ich den Genres und dem Verein treu geblieben bin. Das Triviale und das Existenzielle sind allerdings enge Verbündete, und ich widerspreche Arthur Koestler vehement, der es sich so simpel machte, und unser Leben in zwei Zonen einteilte, eine, in der wir den Schwungrädern lieber und unlieber Gewohnheiten folgen, und eine, in der jederzeit alles auf dem Spiel steht, das Leben heftig zubeisst, der Schrecken keine Milde kennt. Diese Pole mischen sich nämlich fortlaufend, und, wenn wir nicht gerade völlig am Ende sind, halten wir die Unglücke in Schach, manchmal mit so viel Geschick, das wir unser Glück gar nicht fassen können.
2016 5 Sep
Schmallenberger Notizen (1)
von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | Comments off