Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2016 20 Aug

Rezeptpflichtige Musik in Tüten für eine lange Nacht

von: Manafonistas Filed under: Blog | TB | 24 Comments

In der Betriebsküche hatte ich den Honigtopf umgeschmissen. Passiert schon mal kurz vor vier in der Nacht, wenn die Stimme geölt wird. Die ECM-Stunde lief auf einen schönen Schluss zu. Ich hatte ein Stück aus Jon Balkes fantastischer Solo-CD WARP ausgewählt, das genau drei Sekunden, bevor Rio Reiser im „Kalenderblatt“ anlässlich seines 20. Todestages losrockte, zu Ende war. Eine saubere Abgrenzung zweier Welten.

Und dann hatte ich in einer Nacht, in der bis dahin alles reibungslos funktionierte, vergessen, den „Auto Stop“ zu drücken, wodurch Jon Balke einfach weitermachte, mitten in den rockenden Reiser hinein. Grrrhh. Das ärgerte mich. Auch wollte ich statt GATEWAY (der doppelte Abercrombie in der Anteilung 76 war zuviel des Guten) Terje Rypdals AFTER THE RAIN spielen – nicht so stark wie ODYSSEY (1975), ein interessantes Soloalbum allemal. Aber das Album hatte sich in meinem Archiv versteckt.

Die zweite kleine Panne dann nach dem allerletzten Stück des jamaikanischen Dub-Rausches aus den frühen Siebzigern. Ich hatte einen Schalter (in gutem Glauben) deaktiviert, der de facto das Signet für die Nachrichten blockierte (hundemüde, leichte Trance, leichte Kopfschmerzen). So fiel mir beim Abblenden des letzten Tracks auf, dass gleich Coxsone Dodds „Nairobi“ die Stimme des Nachrichtensprecher als leicht bekiffter Klangteppich grundieren würde, was erboste Höreranrufe zur Folge gehabt hätte. Ich streckte die Abblende, so dass das Schlimmste verhindert wurde, sagte im Schaltraum Bescheid (mea culpa!), und kümmerte mich um den umgekippten Honigtopf. (me)

 

 

Scott Walker: Childhood Of A Leader / Sinikka Langeland: The Magical Forest / Ian William Craig: Centres / Kacirek & Klein: Selekt 03 / Tigran Hamasyan: Atmospheres

Pierre Favre: Drum Sights /  Throws: Throws / Sten Urheim: Strandebarm / Darren Hayman: Thankful Villages Vol. 1 / Erland Epneseth Trio: Det andere rommett / Mats Eilertsen: Rubicon

Barre Phillips: Mountainscapes /// Arild Andersen: Clouds In My Head /// John Abercrombie – Ralph Towner: Sargasso Sea /// Jan Garbarek-Bobo Stenson Quartet: Dansere /// Abercrombie – DeJohnette – Holland: Gateway //////////// Jakob Bro: Streams /// Tord Gustavsen: What Is Said /// Rolf Lislevand: La Mascarade /// Jon Balke: Warp

Joni Mitchell: Court And Spark / Joni Mitchell: Hejira / Joni Mitchell: Don Juan’s Reckless Daughter / Joni Mitchell: Mingus / Joni Mitchell: The Hissing Of Summer Lawns

Van Morrison: It’s Too Late To Stop Now II, III & IV

Soul Jazz Records presents: Studio One Dub Fire Special

 

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24 Comments

  1. Michael Engelbrecht:

    Die playlist der fünf Stunden (nur Name und Obertitel) postet sich hier automatisch morgen um 5.00 Uhr in der Früh.

  2. Michael Engelbrecht:

    Die Sendung wird nicht online gestellt im Nachhinein.

  3. Olaf:

    Ach, schade, ich hatte mich schon aufs Nachhören gefreut. Heute nacht schaff‘ ich es leider nicht (muss morgen vormittag arbeiten.). Dann: gute Musikreise heute Nacht.

  4. Michael Engelbrecht:

    Olaf, du bekommst einen Download-Link beim radiohoerer (s. Blogroll)

  5. Olaf:

    Cheers!

  6. Jan Reetze:

    Olaf, der DLF hat auch einen Online-Recorder, der sogar eine Timer-Funktion hat. Funktioniert wunderbar.

    http://www.deutschlandradio.de/erste-schritte.440.de.html

  7. ijb:

    …Auf die Timer-Funktion sollte man sich allerdings nicht verlassen. Bei mir ist es schon mehrmals einfach ausgegangen. Deshalb besser einschalten und durchlaufen lassen…

  8. Radiohoerer:

    Hallo zusammen!
    Der Mitschnitt hat funktioniert. Das mit dem hochladen wird noch dauern. Ich fahre heut erstmal quer durch Deutschland. Jan hat schon recht, aber die Mitschnitt Software ist leider nicht fehlerfrei und es passiert leider öfters, das es nicht klappt. So lasse ich immer parallel mitschneiden….

  9. Wilfried:

    Bitte beachten: Der Radiorekorder (nicht nur DLF) bietet lediglich 128 kBit/s. Das ist zwar gut genug zum Nachhören am PC, aber doch meilenweit von HiFi entfernt.

  10. Michael Engelbrecht:

    Ich lade alle bislang beteiligten Kommentatoren ein, live bei der Sendung am 15. Oktober dabei zu sein. Eine schlaflose Nacht mit guter Musik hat schon einen besonderen Charme.

  11. radiohoerer:

    Abgemacht, am 15.10.2016 bin ich dabei …

  12. Michael Engelbrecht:

    Okay. Mehr nicht? Sollte eigentlich ne Party werden!

  13. ijb:

    Klingt gut. Toll, danke. Für mich leider nicht machbar, da ich am 15. tagsüber in Berlin einen Job habe. Selten genug, aber dennoch…

    Bei mir hat der Mitschnitt übrigens nach vier Stunden abgebrochen. Schade, denn gerade die Stücke in der letzten Stunde waren vor allem die, die ich noch nicht kenne. Aber ich freue mich trotzdem, nächste Woche beim Autofahren durch Mecklenburg oder Schweden die Joni-Mitchell-Stunde zu hören (auch wenn ich die Alben natürlich alle selbst habe und schätze).

  14. Rosato:

    256 kBit/s Format mp2 (540 MB) – 4h 55min 10s
    aus dem ASTRA transport stream,

    Kann hier für max. 1 Woche abgeholt werden
    time’s up.

  15. Frank Nikol:

    Danke, Rosato !

  16. Michael Engelbrecht:

    Zu der Musikauswahl ein paar Dinge:

    1) Nach den Liedern von Joni M und Van M musste es ein entspanntes Finale geben, mit dem Dub-Mix blieb man zugleich in den 70ern (weitgehend), und es ging auf Kingston gleichermassen experimentell wie laid back zu.

    2) Mein Lieblingsmoment war das Nacheinander von Sinikka Langeland (die ja unser Freund Nordischer Musik auch richtig gut findet) und Ian William Craig. Erst beim Hören in der Live-Situation merkte ich, dass ich mich auf die Noise-Songs erst umstellen muss. Psychoakustiker Effekt des ECM-Sounds.

    3) Ganz glücklich bin ich mit der Fundgrube der Musik von Darren Hayman. Und seinen Stories. Das hat manchmal etwas von Robert Wyatts „Dondestan“ fürs englische Hinterland. Dann wieder ein Hauch vom Penguin Cafe Orchestra fürs Hinterland. Einer seiner Songs, eine seiner Geschichten, kommen sicher mit nach Kristiansand

    P.S. – Am 15. Oktober ist dann um 5.40 VERNAL EQUINOX TIME. „Hasselliana“. Klingt nach einem Ausdruck aus dem Erdkundebereich – und das Motto der Party steht auch schon fest: No sex, no drugs, no rock’n’roll!

    Erwartungen an demnächst auftauchende Musik: Eicher hat nicht produziert, aber es erscheint bei ECM eine Quartettplatte von Free Drummer Andrew Cyrille (u.a. mit Bill Frisell!). Und Frau Boros (heisst die so) mit einer weiteren Sologitarrenmusim bei der New Series. Nicht nur für Jochen! Peter Brodericks neues Album – with a touch of John Cage – ist bei mir gesetzt! Lambchop sowieso, und Wilco erlebe ich live!

    Und natürlich noch mal ATMOSPHERES von Tigran Hamasyan. War ja jetzt eine Frühvorstellung, da kommt noch eine Haupt- und eine Spätvorstellung … (VÖ: 2. September)

  17. Michael Engelbrecht:

    Parties ohne Frauen sind ja eigentlich out. Das hat was von Gentlemen-Clubs. Zum Glück habe ich nicht den Ruf, das superideale Beispiel für einen Gentleman zu sein.

  18. Olaf:

    Wäre gerne dabei, muss einmal schauen, was am 15.10. für mich an Terminen wartet – vielen Dank für das Angebot!

    Und: vielen Dank für den Download Link. Sinikka Langeland läuft schon.

  19. Wilfried:

    Auch von mir vielen Dank für die Einladung, aber der Termin ist schon geblockt wg. Urlaub. Hat mich auch gefreut, dass der „Radiohörer“ wieder in der Linkliste Einzug gehalten hat.

  20. Lajla Nizinski:

    Langeland führt ja in die Vorhölle von Dante, danach landet man in dem farbigen Bastrockland, wo alles in the Move ist.

    Mir fällt das Eintauchen in die Konstruktkunstmusik von ECM schwer, ja hohe Kunst an den Instrumenten, allein der Körper bleibt stiff, das Ohr muss hören. Eine Stunde Joni ist wie beste Bernardini Schokolade, danke dafür.

  21. Michael Engelbrecht:

    Bernardini Schokolade. Interessant, nie gehört. Ich möchte ja auch was lernen durch meine Sendungen. Also, das nächste Mal in Düsseldorf, bring ein Täfelchen mit!

  22. Freund Nordischer Musik:

    Nicht nur die Langeland, auch das Album von I.W. Craig finde ich grandios, habe mich über diese Gegenüberstellung in der Sendung auch sehr gefreut.
    Schon Craigs voriges Album hatte mich extrem begeistert, aber „Centres“ ist dann doch eine der innovativsten und tollsten Platten des Jahres.

    Dank auch von mir für den Download-Link. Läuft gerade.

  23. Martina Weber:

    Ich bin noch am Nachhören, umgeben von Gipskartonplatten und den bereits eingetroffenen Schallschutz-Teppichfliesen, morgen wird weiter renoviert, gerade mache ich Pause beim Rio Reiser Kalenderblatt. Als Michael nach dem Scott Walker Intro den Bezug zu Sarah Bakewells „At the Existentialist Café“ hergestellt hat, ein Buch, von dem er hier ja schon geschwärmt hat, habe ich online hineingelesen. Ich hatte auch eine Existenzialismusphase, mit Anfang 20. Ich mochte das Foto der 16-jährigen Bakewell in Schlaghosen und Sandalen. Sie schrieb (deutsche Fassung): „Sartre hatte mich gelehrt auszusteigen.“ Sie schwänzte dann erstmal die Schule und suchte einen Job in einem Laden, verkaufte Reggaeplatten und Haschischpfeifen.

    In dem Stück von I.W. Craig kann man sich wunderbar verlieren. Die Grenzen des Ich. Ein Zentrum?

  24. Michael Engelbrecht:

    Nicht minder als als SL oder IWC schätze ich, was wohl rübergekommen ist, Darren Hayman, eine Platte so fernab von aller neuesten Soundforschung oder Szenebildung – und schlichtweg ein Füllhorn von Sounds, Songs, und Stories.

    Und auch hier wahrzunehmen: der ästethische Wert von lofi – der ganze Zugang von Darren verwehrt geradezu einen veredelten Sound.


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