Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2016 14 Aug

Airport

von: Jan Reetze Filed under: Blog | TB | 1 Comment

Man soll doch keine Billiglatschen tragen, wenn man unter Zeitdruck endlose Strecken durch Flughafenkorridore abzulaufen hat, es rächt sich.

Und weil es mir immer wieder auffällt: Wenn man den Transatlantikflug hinter sich hat und das Gate für den mehr oder minder regionalen Anschlussflieger sucht (wie etwa den von Toronto nach Pittsburgh), dann werden die Korridore und Gänge immer länger und immer enger, immer wärmer, immer schlechter belüftet, der Bodenbelag ist unter den Rädern von Millionen Rollkoffern längst wellig geworden, an den Wändern flackern verbrauchte Leuchtstoffröhren, die der Einfachheit halber nur einmal im Monat ausgetauscht werden. Der Gesamteindruck wird mit jedem Meter schäbiger. Die Getränkebuden am Wegrand wechseln von Starbucks und McDonald’s zu meist namenlosen Tante-Emma-Theken mit fünf Barhockern. Die Fenster, so überhaupt vorhanden, könnten auch mal wieder einen Eimer Wasser vertragen, so wie die Wände einen Eimer Farbe, die Sitze in den Wartezonen sind immer enger zusammengestellt, werden unbequemer und vor allem immer weniger, so dass zwangsläufig Leute auf dem Boden sitzen müssen, der auch schon lange keinen Besen mehr gesehen hat. Man kommt man sich vor wie im Wartesaal 2. Klasse im Bahnhof von Cloppenburg am Sonnabend nach 18 Uhr.

Am Ende findet man das Gate schließlich am äußersten Ende der gesamten Flughafenanlage, muss aber darauf gefasst sein, dass es sich bis zum Abflug noch dreimal ändern wird. Zehn Minuten nach der regulären Abflugzeit teilen die Leute am Boarding-Schalter in einem gnadenlos unverständlichen Lokaldialekt mit, das Flugzeug sei zwar da, aber die Crew nicht, we apologize for any inconvenience. Die eine Hälfte der Umsitzenden nimmt dies mit meditativer Ruhe zur Kenntnis, die andere Hälfte lacht.

Das einzige, was zuverlässig auf dem gesamten Gelände funktioniert, sind die automatisierten Sicherheitsdurchsagen, die alle paar Minuten kommen. Sie haben etwas Mantrahaftes an sich und machen auch nach zwei Stunden Wartezeit klar, dass die Zeit noch nicht stehengeblieben ist.

Was würde Jacques Tati daraus machen!

This entry was posted on Sonntag, 14. August 2016 and is filed under "Blog". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. Both comments and pings are currently closed.

1 Comment

  1. Michael Engelbrecht:

    „Cloppenburg“ ist für mich ein ganz positiv besetzter Kindheitsbegriff. Dort fuhr ich als Kind immer vorbei, mit meinen Eltern, wenn es, von Dortmund aus, nach Langeoog ging. Den Bahnhof kann ich mir ganz illusionsfrei vorstellen.


Manafonistas | Impressum | Kontakt | Datenschutz