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2016 1 Aug.

Vinyl

von: Jan Reetze Filed under: Blog | TB | 3 Comments

 

 
 
 

Wenn auf einer TV-Serie „HBO“ steht, erwartet man einen gewissen Qualitätsstandard. Klappt aber leider nicht immer, selbst dann nicht, wenn Mick Jagger als Co-Produzent fungiert. Nach 45 Minuten des Pilotfilms habe ich die Segel gestrichen. Das Positive zuerst: Wer einen Eindruck erhalten möchte, welch eine höllische Stadt New York City in den frühen Siebzigern war, bekommt ihn hier. No-Go-Aereas für Weiße, Subwaystationen zum Fürchten (vom angstfreien Fahren mit der Bahn mal gar nicht zu reden), Taxifahrer, die bestimmte Gegenden gar nicht erst anfahren (das gibt es in Pittsburgh noch heute, in NYC nicht mehr), Garderoben und Frisuren sind exzellent getroffen, sogar originale Afri-Cola-Flaschen aus Deutschland hat man aufgetrieben – Kompliment an die Requisite.

Aber das ist es dann. Inhaltlich changiert die Sache zwischen schlechter Filmmusik, koksgepuderten Nasen, depperten Groupies, Schubladen voller Goofballs, Blowjobs, überspannten Plattenfirmenleuten, cholerischen Bandmanagern und Rockmusikern (gemeint sind offenkundig Led Zeppelin), die vor lauter Ausgeflipptheit nicht mehr wissen, wo vorn und hinten ist. In „Spinal Tap“, „The Monkees“ und der „Partridge Family“ hat man das alles schon zwanzig Mal gesehen, nur intelligenter. Und dass bei einem Deal mit der deutschen Polygram (! – damals hieß die Firma noch Phonogram, aber das nur nebenbei) deren Manager als Nazis dargestellt werden (fehlen nur noch die SS-Uniformen), konnte vielleicht Mitte der 1960er noch als originell durchgehen, 2016 ist es einfach nur noch verschnarcht. Trotz der schönen Afri-Cola-Flaschen.

„Vinyl“, so wurde inzwischen entschieden, wird keine zweite Staffel erleben. Gut so.

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3 Comments

  1. DJones:

    “ … einem Deal mit der deutschen Polygram (! – damals hieß die Firma noch Phonogram, aber das nur nebenbei)“
     
    Der Name Polygram stimmt:
     
    1962 legten Siemens & Halske (Deutsche Grammophon) und die holländische Philips Gloeilampenfabrieken (Philiips Phonographische Industries) ihre Schallplattenfirmen zu DG/PPI zusammen.

    Ab 1972 hieß die deutsch-holländische Holding PolyGram. Diese umfasste zwei Vertriebs- und Verwaltungsorganisationen: Phonogram International BV und Polydor International GmbH.

    Die Nazi-Geschichte geht (laut Frederic Dannen, Hit Men) zurück auf den PolyGram-Manager Kurt Kinkele, der bei Verhandlungen mit US-Managern (z.B. Vertrieb von Casablanca) gern den Witz machte, er habe New York zum ersten Mal durch das Periskop eines U-Bootes gesehen.

  2. Michael Engelbrecht:

    Ich habe in der Mitte von Folge 2 jegliches Interesse verloren.

    Überrascht, positiv, hat mich STRANGER THINGS / SEASON 1 (Netflix). Ein Trip in die frühen 80er.

  3. Jan Reetze:

    Mein Fehler. Irgendwo in dem Film läuft im Hintergrund „Cum on feel the Noize“ von Slade, und ich habe das Stück aus der Erinnerung auf 1971 datiert. Tatsächlich stammt es von 1972; 1973 hat die Band eine kurze US-Tour gemacht. Man kann also die Spielhandlung auf 1973 datieren, und da hieß die Firma in der tat bereits Polygram.


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