Wenn auf einer TV-Serie „HBO“ steht, erwartet man einen gewissen Qualitätsstandard. Klappt aber leider nicht immer, selbst dann nicht, wenn Mick Jagger als Co-Produzent fungiert. Nach 45 Minuten des Pilotfilms habe ich die Segel gestrichen. Das Positive zuerst: Wer einen Eindruck erhalten möchte, welch eine höllische Stadt New York City in den frühen Siebzigern war, bekommt ihn hier. No-Go-Aereas für Weiße, Subwaystationen zum Fürchten (vom angstfreien Fahren mit der Bahn mal gar nicht zu reden), Taxifahrer, die bestimmte Gegenden gar nicht erst anfahren (das gibt es in Pittsburgh noch heute, in NYC nicht mehr), Garderoben und Frisuren sind exzellent getroffen, sogar originale Afri-Cola-Flaschen aus Deutschland hat man aufgetrieben – Kompliment an die Requisite.
Aber das ist es dann. Inhaltlich changiert die Sache zwischen schlechter Filmmusik, koksgepuderten Nasen, depperten Groupies, Schubladen voller Goofballs, Blowjobs, überspannten Plattenfirmenleuten, cholerischen Bandmanagern und Rockmusikern (gemeint sind offenkundig Led Zeppelin), die vor lauter Ausgeflipptheit nicht mehr wissen, wo vorn und hinten ist. In „Spinal Tap“, „The Monkees“ und der „Partridge Family“ hat man das alles schon zwanzig Mal gesehen, nur intelligenter. Und dass bei einem Deal mit der deutschen Polygram (! – damals hieß die Firma noch Phonogram, aber das nur nebenbei) deren Manager als Nazis dargestellt werden (fehlen nur noch die SS-Uniformen), konnte vielleicht Mitte der 1960er noch als originell durchgehen, 2016 ist es einfach nur noch verschnarcht. Trotz der schönen Afri-Cola-Flaschen.
„Vinyl“, so wurde inzwischen entschieden, wird keine zweite Staffel erleben. Gut so.