Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2016 20 Jul

Der Zauber der Tage mit Paul, Zitroneneis, und Nebenhöhlenblues

von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | 5 Comments

Normalerweise, wenn ich längere Zeit an einem Ort weile, fern der vertrautesten Räume mit elektrischem Kino und Hängematten auf einem Berg, habe ich nur ganz wenig Musik bei mir. Es macht mir so viel Freude, tiefer und tiefer in ein, zwei Alben einzusteigen. So ergeht es mir in diesen Tagen mit dem neuen Album vom hierzulande noch wenig bekannten Ian William Craig (wenn keiner Widerspruch erhebt, unser nächstes Album of the Month) – und Paul Simon. Ich lese die Texte Simons so lange, bis sich mir Stück um Stück mehr von ihrem Reichtum erschliesst. Ich halte STRANGER TO STRANGER für eines seiner grössten Alben, und es bedeutet mir jetzt schon mehr als ein Klassiker a la GRACELAND. Lassen Sie nur mal diesen Text auf sich werken, IN A PARADE und später vielleicht, mit welcher Zwischenraumklanglust jede Zeile an Tiefe gewinnt.

 
 

Some nights the ER is quiet as an EKG
But tonight it feels like every broken bone
Tonight it feels like every wounded soul
Is filling out a form or on the ‚phone

I can’t talk now, I’m in a parade
I can’t talk now, I’m in a parade
Can’t talk to you now, I’m in a parade
I can’t talk now, I’m in a parade
Diagnosis: schizophrenic
Prognosis: guarded
Medication: Seroquel
Occupation: Street Angel

I drank some orange soda
Then I drank some grape
I wear a hoodie now to cover my mistake
My head’s a lollipop
My head is a lollipop
My head’s a lollipop and everyone wants to lick it
I wear a hoodie now so I won’t get a ticket
I write my verse for the universe
That’s who I am

I can’t talk now, I’m in a parade
I can’t talk now, I’m in a parade
I can’t talk now, I’m in a parade
Can’t talk to you now, I’m in a parade

Diagnosis: schizophrenic
Prognosis: guarded
Medication: Seroquel
Occupation: Street Angel

 
 

(Empfehlung: nochmal lesen!) Und warum ich soviel Reggaemusik liebe, ist mir manchmal ein kleines Rätsel, jenseits der experimentellen Werke mag ich nämlich auch die gesammelten „heartfelt songs“ von Bunny Wailer’s BLACKHEART MAN. Zum Beispiel. Ich kannte es bis vor kurzem gar nicht. Ich glaube, es kommt aus den 70ern.

Derzeit reden alle, man kann es den Hype des Monats kennen, von Michael Kiwanuka und seinem retro-experimentellen, na ja, halb experimentellem Retro-Soulalbum LOVE AND HATE. Ehrlich? Ich glaube, es ist wirklich so gut! Danger Mouse haut mich auch nicht oft vom Stuhl, aber hier: chapeau! Das Zauberwort: „Verwundbarkeit“. Das Rezept: den klassischen Sound aufbrechen, und dennoch Lieder lauschen, von denen man das Gefühl hat, sie seien schon immer da gewesen. Sind sie aber nicht. Frank Ocean hat gute Spuren hinterlassen.

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5 Comments

  1. Lajla:

    Der Text ist der Hammer. Ich denke an den 17 jährigen Afghanen bei Würzburg.

    Warum wurde er erschossen?!

    Why didn’t he wear a hoodie, where was the street angel?

  2. Lorenz:

    Stranger to Stranger interessiert mich sehr (werde sie mir demnächst kaufen). Ich habe Paul Simon nach langer Zeit erst vor kurzem wiederentdeckt. Eine schöne einfache Version von Biko auf der Peter Gabriel Revanche CD und durch Brian Enos Wikipediabeschreibung kam ich auf Surprise von Paul Simon auf der Eno als eine Art Klanglandschaftsgärtner genannt wird. Tolle CD – sein Einfluss ist unüberhörbar ohne zu wenig von Simon übrig zu lassen.

    Graceland hat mich nie so ganz gefangen. In dem Zusammenhang finde ich es immer noch jammerschade, dass die zuvor erschienene Platte mit südafrikanischen Musikern von Lizzy Mercier Descloux (welch charmante Stimme!) nie so einen großen Erfolg hatte.

  3. Norbert Ennen:

    Apropos Bunny Wailer:

    Dieser Tage erscheinen zwei unverzichtbare Compilations auf dem japanischem Dubstore-Label.
    Es handelt sich dabei um Singles und deren Dub Versions, die Bunny Wailer auf dem Solomonic Label herausgebracht hat.

    https://twitter.com/dubstorerecords/status/748733383618928640

  4. Michael Engelbrecht:

    Johnny Scar – United Africa / Dub It In Africa

  5. Lajla:

    Dion ist ja großartig in dem Song „New York is my home“. Für Paul Simon ist er wohl die Antwort auf alles Suchen in seiner Musik ( Homeward bound, Bridge over troubled water, …)


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