Während jetzt der eine oder andere Manafonista das neue Buch von Robert Macfarlane liest (Hallo, Lajla!), erinnere ich mich an meine Zeit mit dem Klassiker von Henry David Thoreau. Ich hatte meine erste Stelle als Psychologe in einer Fachklinik in Furth im Wald angetreten und eine Souterrainwohnung am Ausläufer des Hohen Bogens gemietet, „mein Dorf“ bestand aus einer Handvoll Häusern und hiess Bergeinöden. Wann also „Walden“ lesen, wenn nicht damals!?
Ich fremdelte ein wenig nahe der tschechischen Grenze, meine Studienstadt Würzburg war drei Autostunden entfernt, Dortmund in schier unerreichbarer Ferne. Und meine zwei ersten Bücher waren „Ripley Underground“ von Patricia Highsmith, und das Buch von Mr. Thoreau. Aber nach ca. 50 Seiten verlor ich, warum auch immer, die Lust an der Lektüre. ich weiss aber noch (ungefähr) zwei Dinge aus dem Buch. Thoreau beschreibt, wie man trainieren kann, in ungewohnt kühler Umgebung gut zu schlafen, und er macht sich über das ständige Geschrei über Neuigkeiten lustig. Schon damals waren Übertreibungen, speziell in der Kultur, weit verbreitet.
Knapp zwei Jahre hielt ich es am Arsch der Welt aus, als Stadtkind war das eine harte Nummer, und Ausflüge nach München reine Selbsttherapie. In München kaufte ich damals Egberto Gismontis zauberhaftes Album „Solo“. Und stromerte durch Schwabing.
Wenn ich an die Schallplatten denke, die in meiner Zeit in Bergeinöden das Licht des Marktes erblickten, fallen mir, neben Gismonti, aus dem Stegreif zwei ein, die unentwegt liefen, und reine Seelennahrung waren: „Remain In Light“ von den Talking Heads (einmal drehte die alte Wirtin, weil ich allein war mit meinem Wiener Schnitzel, den „Zündfunk“ laut auf, es liefen „Listening Wind“ und „London Calling“ als Zugabe) – und „On Land“ von Brian Eno. Letztere hatte dort, wo ich umgeben war von dem Dialekt der Bayerischen Oberpfälzer, von einem nachtaus, nachtein an der Kette schlagenden, verbitterten Hund, und später auch von einer Indianerin aus meinen Kindheitsträumen, ihren perfekten Ort gefunden. Musik für Geologen und Urzeitforscher.