Mir war schon vor längerer Zeit aufgefallen, dass die Läden, in denen ich bisher meinen Vorrat an unbespielten CDs auffüllen konnte, den Verkauf eben dieses Artikels eingestellt hatten. Deshalb führte mich mein Weg am letzten Montag in einen dieser großen, von mir weniger geschätzten Medienmärkte (waren sie doch dereinst Schuld an dem Niedergang so vieler kleiner, aber feiner Schallplatten-, Cd- und Hifi-Läden).- Nach längerem Suchen, gab ich auf und fragte einen Angestellten nach den Regalen, in denen bespielbare CDs, CD-Hüllen etc. angeboten würden. Huschte da nicht etwas Mitleid über das Gesicht des Verkäufers, als er dem Kunden mitteilen musste, dass es solche Regale schon seit geraumer Zeit nicht mehr gebe, es sei für diese Produkte keine Nachfrage, kein Markt mehr vorhanden. Hallo? Hab´ ich da etwas verschlafen? Anyway, der Angestellte wollte mich trösten und zeigte mir im letzten Winkel des riesigen Marktes ein kleines Regal, in dem noch eine 25er Spindel mit bespielbaren CDs lag. Ein Plakat verkündete den Ausverkauf dieser CDs, es gab 20% Rabatt. Ich muss wohl ziemlich verwirrt drein geschaut haben, denn der Verkäufer versuchte zu erklären: heute speichere man mit USB-Sticks, die eine enorme Speicherkapazität hätten, deshalb sei es wohl auch bald mit den CD-Playern im Auto vorbei, schon heute wären die neueren Modelle ja bereits mit USB-Schnittstellen ausgerüstet. Smartphone anschließen und fertig … Jetzt wurde es mir doch zu viel. Ich erläuterte dem jungen Mann nun meinerseits die Sachlage. Er möge sich mal vorstellen, dass man in einem Leben zunächst das Spulentonband als Speichermedium erlebt habe, dann die Kassette, dann die Minidisc, dann die DAT-Audio-Tapes und nun soll die Zeit der CD als Speichermedium auch vorbei sein???
Ich wurde den Eindruck nicht los, dass mein Gerede hier niemanden wirklich interessierte. Auf der Heimfahrt dachte ich: mit neun oder zehn Jahren kaufte ich mir ein Grundig TK 14, mein erstes Tonbandgerät (gebraucht, aber immerhin funktionsfähig). Man benötigte dafür 15cm Spulentonbänder, die man tunlichst von BASF oder ähnlichen Markenherstellern kaufte, sonst wurde man gerne mit Bandauflösungserscheinungen bestraft, die neben dem Verlust der Aufnahmen auch noch die Tonköpfe verschmutzten.
Mein ganzer Stolz: ein unbespieltes, noch originalverpacktes, ungeöffnetes Doppelspielband von BASF.
Ende der siebziger Jahre waren die besten Jahre der guten alten Spulentonbandgeräte vorbei und nun war der Kassettenrecorder angesagt. Nun benötigte man gute Kassetten, Chromdioxid-Kassetten, Ferro-Kassetten verschiedenster Marken, aber auch hier war es wichtig, gute Kassetten zu kaufen (s.o.). Zu haben waren die Größen: 60 Minuten, 90 und 120. Die 120er waren gut für die Aufnahme der zweistündigen Klanghorizonte von Michael Engelbrecht, so man denn ein Gerät besaß, dass automatisch nach 60 Minuten in die umgekehrte Richtung aufnahm … Die weiteren Aufnahmeformate lasse ich jetzt mal weg.
Okay, wer nicht aufnimmt, dem mag es ja egal sein, dieser ständige Wechsel der Aufnahmemedien. Mir aber nicht. Ich halte mehrere Spulentonbandgeräte, Kassettenrecorder, Dat-Player vorrätig und in guter Funktionsfähigkeit, damit ich die Aufnahmen, die ich seit meinem neunten, zehnten Lebensjahr gemacht habe, auch noch hören kann. Aber irgendwie bin ich jetzt ratlos. Heißt meine Kolumne hier in Zukunft „Gregor öffnet seinen USB-Stick“? Oder „Gregor öffnet die cloud“?
Oh Jammerstand!
Übrigens gab vor ein paar Tagen meine gerade erst einmal zweieinhalb Jahre alte Festplatte, die an meinem LOEWE-Fernseher angeschlossen war, ihre Funktion auf. Viele Filme, vor allem zahllose Mitschnitte von Konzerten, für immer weg, einfach so. Na denn, das ist wohl Fortschritt!