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Ja, natürlich ist Graham Nash ein gebürtiger Engländer, aber seit seinen Soloalben, und den Aufnahmen an der Seite von Crosby, Stills & Nash, hat sich der heute 74-Jährige in einen halben Amerikaner verwandelt. Und als wäre er in einen Jungbrunnen gefallen, stellte ihn das Leben, nach der Trennung von seiner Lebensgefährtin (und die Beziehung hielt weitgehend entspannte 38 Jahre) vor die uralten Themen. Das Resultat: ein Kreativitätsschub, und eines jener Alben, bei denen das sog. „Altmodische“ seltsam zeitlos wirkt, fernab vom Staub alter Hüte.
Staub wird dennoch aufgewirbelt auf diesen fünf Alben, die sich, mal tollkühn (Sturgill Simpson), mal archaisch (Lucinda Williams) durch alles andere als ausgetretene amerikanischen Pfade schlängeln. The Jayhawks sind ja nun auch auch schon eine amerikanische Tradition, ohne dass sie sanftmütig geworden sind. Im Gegenteil, sie schlagen manch scharfen Ton an auf ihrem neuen Album – „Ace“ handelt von Liebe und Sex, na gut, eher von Sex und Liebe, und ist so eine „2-Akkorde-Noise-Funk-Nummer“, die den Dead Kennedys einst auch zu Gesicht gestanden hätte – ansonsten gbt es etliche wundervolle, nur knapp am Ohrwurm vorbeischrappende Songs der völlig unverbrauchten Sorte.
Manch dunklen Geist beschwört Lucinda Williams auf ihrer Highway-Tour, und sie hat sowieso nur gute Lieder im Gepäck – einer davon, zwölf Minuten lang, mit Greg Leisz und Bill Frisell an den Gitarren, hat das Zeug für die Ewigkeit, die es nicht gibt. Der Junior im Kreis dieser gestandenen „Americana-Meute“ ist Kevin Morby, der neben scharfem Witz und einer zuweilen psychedelischen Hommage an „The Band“ noch ganz andere „vibes“ in Schwingung versetzt, zwischen Route 66 und der Strasse nach Nirgendwo.
Die gar nicht so kleine Sensation hier ist das Hammeralbum des 37-jährigen Sturgill Simpson, der seinen Songzyklus auf hoher See ansiedelt, und ferne Country-Reminiszenzen unter anderem mit wild gewordenen Bläsern, dem Otis aus der Zeit von „Blue“, sowie Seeaufnahmen koppelt, als wäre es das Naheliegendste der Welt. „The man’s only boundary now us is the horizon“, vermerkt Jason Anderson in seiner völlig angemessenen Lobeshymne in „Uncut“. Ein Beipackzettel liegt nicht bei, doch bei ausgeprägter Seekrankheit sollte man vom Hören Abstand nehmen. Ähem, das Cover ist durchaus diskussionswürdig, und deshalb abgebildet. Summa (cum laude) summarum:
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– Sturgill Simpson: A Sailor’s Guide To Earth – ****1/2
– Lucinda Williams: The Ghosts of Highway 20 – ****
– The Jayhawks: Paging Mr. Proust – ***1/2
– Graham Nash: This Path Tonight – ***1/2
– Kevin Morby: Singing Saw – ****