Es war ja nur ein kleiner Dialog unter Filmfreaks, aber er klang nach. Ein Freund nordischer Musik, Mr. Biermann, erwartet von Quentin Tarantino, nach dem entfesselten Django, kein Meisterwerk, aber er sei gespannt auf die Roadshow-Version seines neuen Westerns. Ach, Meisterwerke gebe es ja genug, antwortete ich, und da ich eine gewisse Schwäche für klassische, uralte, moderne und postmoderne Western habe, kann ich die Darbietung in der Essener „Lichtburg“ kaum erwarten. Es wird, ich ahne es, archaisch. Und dieses schöne, lang vergangene Bildformat.
Ich komme dem Entstehungsjahr eines alten Farbfilms oft recht nah, wenn ich nur die Farbwerte des Himmels sehe. Das sind Dinge, die man aus der Kindheit mitnimmt, Faszinationen, die später angenehme Dejavues produzieren, und manchmal einen alten Schauer, weil dann auch „12 Uhr Mittags“ bei einem Rotwein seine Wirkung tut. Immer noch. Oh, my darling Clementine, Shenandoah, Staubwolken und Schlussakkorde! Der erste Film, den ich allein sah, im Kino, nachmittags (woher weiss ich noch, dass es ein Sommertag in der Harkortstrasse war?), war „Sie nannten ihn Pferd“ (oder hiess er „Hombre“?).
Die Tiefe von Berührung und Ergriffensein hängt m. E. keineswegs ab von der Zugehörigkeit zu den „100 Meisterwerken der Filmgeschichte“. Der Zauber rührt anderswoher, und wenn mich ein Film gefangen nimmt, rutsche ich im Kinosessel in eine tiefe Trance, werde irgendwohin transportiert, und bleibe erstmal dort. Manchmal macht der Sound 60% eines guten Films aus. Jetzt wird es Zeit für Tarantino und die „Roadshow-Version“, für den orchestralen Morricone und den alten weissen Himmel über der grossen Schneewelt. Und ich ahne es, ich werde nicht enttäuscht. Der letzte fabelhafte Western, den ich sah: „Slow West“. Und gerne mal wieder „Silverado“. Oder „The Glorious Seven“: “It’s only a matter of knowing how to shoot a gun. Nothing big about that.”