„Each step a story, a song in the making.“
(Tindersticks, „How He Entered“).
Am nördlichsten Punkt der britannischen Insel, Dunnet Head, öffnete ich, nah einer Klippe, die Fahrertür des Land Rover, und liess Brian Enos „Taking Tiger Mountain (By Strategy)“ erschallen. Ich schaute in völliger Zweisamkeit mit der Musik, die ich schon tausendundeine Nacht lang gehört hatte, hinüber zu den Orkney-Inseln, und schlenderte durch das grüne Gras. Nun ist langsam wieder Zeit für all die neuen Platten und gehobenen Schätze, die (wahrscheinlich) in den „Klanghorizonten“ am dritten Samstag im Februar zu hören sein werden. Das unfassbare Abschiedsalbum von David Bowie wird vorkommen, aber es muss nicht mehr gespielt werden, das hat nun jeder, der es braucht. „Low“, „Heroes“, „Scary Monsters“, „Blackstar“ – mein ganz perönliches Quartett des „Thin White Duke“. Und so trudelt allmählich so manches ein, was gefangen nimmt, Sinne schärft und Sinne raubt, beispielsweise neue Sounds & Songs & Tracks von den Tindersticks und Lucinda Williams, von Jon Balke (***** – VÖ: 11. Februar, WARP, auf ECM) und Stavros Gasparos (Entdeckung!), von Thomas Köner (noch im Presswerk, ein Stück daraus spielte ich als „The Electronic Griot“ in Kristiansand 2014) und Federico Albanese, von Ketil Björnstad (Piano solo, ein kleines Fest für Rosato) und Matmos (Waschmaschine solo), von Frank Vigroux (Erinnerungen an „Radioaktvität“) und Alva Noto (Frostmusik, breitwandig), von Ches Smith (one title strangely called „Wacken Open Air“) und Michel Benita („a warm bath of sounds“), von Mavis Staples (76 years young, produced by M. Ward), Tortoise und Ben Monder, Mats Gustafsson und Ennio Morricone (der Soundtrack des 83-Jährigen für den exzellenten neuen Tarantino-Western) – zudem grosse alte Magie aus Jamaika und England, „Tales of Mozambique“ und „Avocet“ (Joey könnte für die Serie 33 1/3 ein Buch schreiben zu diesem lang vergriffenen Gitarrenzauber von Bert Jansch), ganz zu schweigen von Holzblasinstrumenten aus der Ferne (Schellack!), und der „Thrak Box“ von King Crimson. „What is the difference between pop and rock“, fragt Robert Fripp den Interviewpartner in einer Bowie-Gedenk-Sendung. Er wartet, blickt maliziös seinem Gegenüber ins Auge, und sagt: „In rock music you might get fucked.“