Sehr geehrter Herr Mundt,
Sind Sie nicht auf Ihrem Blog schon, wie Peter Handke in seinem Buch, aufgetreten als bekennender Pilznarr? Dann kennen Sie sicher Jean Henri Fabre. Viele seiner Pilzbilder finden sich Museum national d‘ Histoire naturelle in Paris. Schauen Sie doch das nächste Mal vorbei, es ist gar nicht so weit entfernt von der Lieblingscreperie Ihres Jukeboxkumpels Michael E., dem Cafe Breizh.
Heute sind viele der von Fabre gezeichneten Pilzsorten ausgestorben. Die Aquarelle sind Zeuge dieser verschwundenen Vielfalt und von Fabres andauernder Hingabe an die geheimnisvollen Wesen. Pilze sind „rätselhafte Geschöpfe“, Sie haben vielleicht auch auch schon mal Peyote probiert, in Ihrer Castaneda-Phase, oder!? Ich glaube ja, dass Günter Grass einen „neben sich herlaufen hatte“ mit seinen beknackten Fischgrätenbildern, aber diese Pilzportraits sind schon ein anderes Kaliber.
Keine Wurzel, kein Spross, kein Blatt, keine Blüte, rätselhafte Geschöpfe dunkler Herkunft, dem Reich der Verwesung entsprungene Sporenträger, Emporkömmlinge aus unterirdischem Geflecht oder aus holzdurchwucherndem Gespinst, Schmarotzer am lebenden Baum die einen, Fäulniszehrer die anderen, Buche mit Satanspilz, Birke mit Birkenröhrling und Birkenreizker, Eiche mit Trüffel; ach, ach, ach … und eine ganze Skala der Gerüche: nach frischem Mehl duftende oder nach verdorbenem, nach Anis, Obst, Kokosflocken, Apfelkompott, wie Juchtenleder riechend, wie Rettich, Rüben, rohe Kartoffeln, Lauch oder stinkend wie Heringe, verfaulter Kohl, Chlorwasser, Leuchtgas, Karbol und Aas.
Hochachtungsvoll,
M&S!