Heute ist der 24.11.2015, die Temperatur beträgt 24 Grad, in einer Woche beginnt der Sommer in Uruguay. Wer jetzt geboren wird, wird in das Blau der Nationalflagge und in das Blau des Nationaltrikots geboren. Wenn es einen Livestyle oder eine Religion gibt, mit dem sich das ganze Volk identifizieren kann, dann ist es der Fussball. Kleine und große Jungs haben ihn ständig vor den Füßen, in den Bars und Restaurants werden ununterbrochen Fussballspiele gezeigt, auch die Bundesliga hat ihren Sendeplatz. Das Centenario ist ein Tempel, dort wurde 1930 die erste WM von Uruguay gewonnen. Der großartige Spieler Diego Forlan ist mittlerweile 36 Jahre alt und ist noch fuer 18 Monate unter Vertrag beim Peñarol, dem Hauptstadtclub. Er läuft mit der Nummer 10 im schwarzgelben Trikot auf, den Farben der Eisenbahnarbeiter. Seltsamerweise gibt es im ganzen Land keine Personenzüge, sondern nur Güterzüge. Dafür ist das Bus- und Strassennetz hervorragend erschlossen. Alle Busse starten in Montevideo.
PAUSA
De vez cuando hay que
hacer
Una pausa
(Zeilen von dem berühmten Landesschriftsteller Mario Benedetti, 1920 – )
In Montevideo lässt es sich wie in einem Garten der belle époche spazieren gehen. Viele Gebäude aus dieser Epoche stehen noch, Parkanlagen mit kunstvollen Skulpturen laden zum Verweilen ein. Die Atmosphäre ist relaxed mit und ohne Marihuana.
„MEINE SEELE HAT KEIN GESCHLECHT.“
Diese Frieden versprechenden Zeilen stammen von der bewundernswerten Juana de Ibarbourou (1895-1979), die fast den Literaturpreis gewonnen hätte. Hier in Lateinamerika wird sie hoch verehrt. Wer sich auf den Balkon des Landes setzen will, der kann das Schauspiel der Vermischung vom Rio de la Plata mit dem Südatlantik verfolgen. Uruguay besitzt ueber 600km Küste mit feinem weissen Sandstrand und beachtlichen Dünen. Hier greifen Skuas an, wenn man in Nestnaehe geraet, Flamingos stolzieren friedlicher umher, tote Seelöwen liegen an menschenleeren Stränden. Kleine, melancholische, ehemalige Fischerdörfer liegen vereinzelt in azurblauem Licht. So muss es einmal an der Côte d Azur ausgesehen haben.
„Del mar las ondaz azules
Una vez besan la playa,
Y el céfiro rumurosa
Dice su secreto y pasa …“
(Aus: La Isla de los cánticos /1925 von Maria Eugenia)
Verläßt man die Küste in Richtung Norden, erscheinen ganze Palmenhaine am Horizont. Und tatsächlich denkt man sich in die Savanne, wo Palmen wie ein Orchester zusammenstehen. Das ist wirklich die einzige bemerkenswerte Abwechslung in der Landschaft, die ansonsten von den unendlich weiten Campos bestimmt wird. Dieser Garten Eden ist wohl das Kapital des Landes. Scheinbare Ruhe strahlen auch die schönen Pferde, Rinder und Schafe aus. Dazwischen grasen Vögel Strauss.
„La edad del cielo“ heisst ein ruhiges Gitarrenstück von Gustavo Ripa auf seiner CD CALMA.
Im Norden gibt es kleine Städte, die einen reichen Schatz an Kunst hervorbrachten. Von hier stammt der Tango, von „El Zorzal Criollo“, wie er hier genannt wird. Carl Gardel wurde in der Nähe von Tacarembo geboren, ihm zu Ehren gibt es dort ein sehenswertes Museum, wo auch nicht gescheut wird, seinen verbrannten Körper auf einem Foto zu zeigen. Gardel war 1935 mit allen seinen Musikern in Medellin abgestürzt.
„Por una cabeza
Si ella memolvida
Que importa perderme,
Mil veces la vida
Para que vivir …“
Bleibt noch der Westen des Landes, begrenzt durch den Rio Uruguay nach Argentinien hin. Hier wurde das Land durch Portugiesen, Schweizer, Italiener und Deutsche besiedelt. (Die Familie Lahusen produzierte ueber Jahrzehnte einen ausgezeichneten Weisswein).
Kurz zu den kulturellen Mentalitäten: die Menschen sind sehr freundlich, sprechen kaum Englisch. Das Essen ist von riesigen Steaks über dem Holzkohlengrill bestimmt, ansonsten eher poor. Hervorragend sind die Kuchen.
Kurzum: Uruguay muy bien und ZAMBA DE MI ESPERANZA.