William Shaw hat bislang drei Romane geschrieben, die sich um ein Londoner Ermittlerpaar anno 1968 drehen. Cathal Breen und Helen Tozer. Der zweite Thriller ist bei uns gerade zum „thriller of the month“ gekürt worden, der dritte liegt bislang allein im englischen Original vor. Der Auftakt der Reihe, SONG FROM DEAD LIPS hat, in bestem Deutsch, den etwas plakativen Titel ABBEY ROAD MURDER SONG bekommen.
„Swinging London“? Der „Swing“ darf nicht mit dem Jazzstil verwechselt werden, es war die Hoch- und Endzeit der Beatles, die Welt wurde farbig, aber bei vielen Zeitgeistern herrschte damals noch tristes Grau. Die englische Staatsmacht beförderte das Grauen von Biafra, Frauen- und Fremdenfeindlichkeit geistern klassenübergreifend durch die Gesellschaft.
Dysfunktionale, traumatisierte Detektive, Korruption auf allen Ebenen – Nostalgie wird einem bei der Lektüre vorzugsweise ausgetrieben. Was man statt eines kolorierten Sittengemäldes erhält, ist ein packender, abgründiger Roman, der anfangs ein langsames Tempo anschlägt und permanent mit der beträchtlichen Fallhöhe aller Beteiligten rechnet. Und „feeling“, „soul“, das gibt es zum Glück auch.