„People Take Pictures Of Each Other“. Der letzte Song von Seite Zwei, feine Vinylpressung, 2015 neu in Mono aufgelegt. Mono kann so gut klingen. Die Reise beginnt. Zuhause bleibt alles, was mediale Kommunikation ermöglicht. Nur das Handy für Notfälle (verirrt im Watt) – vier Tage, fünf Nächte, ein Buch, „The Mark And The Void“, von Paul Murray. Das Auto bleibt auf dem Festland. Sancho und ich. Das Wetter bewegt sich konstant um 20 Grad herum, der Leuchtturm ist nicht so entlegen, wie ich es am liebsten habe, ich kenne ihn seit meinem achten Lebensjahr. Die Insel ist mir so vertraut, überall Dejavues mit jüngeren Ausgaben meines Ichs, und all jenen, die lange fort sind, fast aus dem Sinn. Hier ist die Buchhandlung, in der ich Peter Rühmkorffs Gedichtband „Haltbar bis Ende 1999“ kaufte, dort ist das Cafe, deren Tortengrösse sich wohl seit den ersten Wallungen der Wirtschaftswunderzeit nicht verkleinert hat. Rumtorte, riesig, reine Nostalgie. Die Sandorntorte im Leiss. Pflaumenkuchenorgien. „Banana Split“ war in der alten Bundesrepublik mal so exotisch wie ein afrikanischer Klangtraum von Les Baxter in einem lang versunkenen Amerika. Der erste Stau auf der Fahrt in den Norden. Morgen der erste Sprung in die Wellen. Im Auto läuft „Eine Olive des Nichts“. Sancho liebt das Autofahren. Er träumt, wie ich herausfand, meistens in Farbe. Ein psychedelischer Hund. Ich würde mich jetzt gerne mit Ray Davies unterhalten. Ich bin träumendes Mitglied der „Village Green Preservation Society“. Es gibt einen kleinen Dschungel auf der Insel, mit Teestube. Die Dämmerung der Kindheit darf nicht verloren gehen.
5 Comments
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Norbert Ennen:
Frage mich, welche gut klingend Mono Edition Du Dir da zugelegt hast.
Kann eigentlich nur diese sein …
Habe aus der gleichen Serie (Kinks 50th) die Somewhere Else.
Ein ziemlich lausiger Mono Fold Down Mix. Genieße den Urlaub. -
Michael Engelbrecht:
Gruss aus Bensersiel. Letzte „Post“ bis Sonntag in einer Woche. Hervorragende Tonqualität. Genau die 50th-Reihe. Scheint Qualitätsgefälle zu geben. Aber nicht auf dieser LP. Ah, der letzte Song … people take pictures of each other …
Wie schreibt Andy Miller in seinem Büchlein:
„There is something neurotic about the wordless vocal tics that punctuate the song, and something desperate about the singsong round the piano as the track fades. The summer has passed by, childhood and freedom have vanished, love has been stolen away. You used to matter to someone, but now you don’t. You might as well sing. It’s all you’ve got – that, and your photographs.“
Definitely an album about loss …
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Lothar:
Moin,
das erinnert mich an das Lied Les Dessins d’Enfants von Marie-Paule Belle. Für mich stellt sich die Frage, mit welchem Vorlauf Du die Inselaufenthalte buchst.
Viele Grüße aus OWL,
Lothar -
Michael Engelbrecht:
Hallo, Lothar, long time no see.
Ich kenne Leute auf Langeoog. Da bekomme ich jederzeit für meinen Hund und mich eine Unterkunft.
Das Lied werde ich mir anhören, keine Ahnung, was du genau meinst…..aber dann werde ich es wohl verstehen, nach dem Lied….mein Französisch ist nur wenig eingerostet:)
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Lothar:
Hallo Micha,
ja, ich schaue ab und zu rein, und sehe, daß Du auf Sylt und Langeoog verkehrst, während unsereiner zwecks Meerurlaub auf die Kanaren fliegt. Ohne langfristige Planbarkeit ist ja auf den —ooges dieser Nordsee nichts zu machen, und diese liefert mir mein Job nicht. Ich wünsche Dir noch einen schönen Restsommer …
Lothar