Bernie Krause: DAS GROSSE ORCHESTER DER TIERE
Berbie Krause, ein musikalisches Wunderkind, er spielte schon mit dreizehn in einem symphonischem Orchester, entdeckte dann bald aber die Gitarre und die Popmusik für sich, hatte die Möglichkeit bereits als sehr junger Mann an Aufnahmen für das Motown-Label in Detroit mitzuwirken, ging dann aber nach einem kurzen Ausflug als Mitmusiker bei The Weavers wieder zurück an die Uni und studierte Musik bei Karlheinz Stockhausen und Pauline Oliveros. Seine Freundschaft mit Paul Beaver bewegte ihn dazu, elektronische Klänge, namentlich Synthesizer-Klänge in die Musik einzubringen, ja, diese sogar mit Naturgeräuschen zu mischen. Krause arbeitete auf diese Weise mit den Doors, George Harrison, Bob Dylan, den Byrds, Stevie Wonder und anderen zusammen. Einen Namen machte sich Krause auch durch die Produktion von Filmmusik (Rosmary´s Baby, Love Story u.v.m.).
Als sein Freund Paul Beaver starb, sollte sich in Bernie Krauses Lebens noch einmal alles ändern. Nach einer Promotion über Bioakustik, entwickelte er sich zum Forscher in Sachen Biophonie. Fortan nimmt Krause wie besessen Naturgeräusche auf: von der Geräuschen der Buckelwale bis zu den Trauerklagen eines Bibers, der den Tod seiner Partnerin beweint. „Tiere heulen, meckern, knurren, zirpen, gurren, trillern. Sie zwitschern, gackern, klacken, stöhnen, jaulen, brüllen, piepsen, seufzen, pfeifen, mähen, quaken, glucksen, krächzen, hecheln, bellen, schnurren, krähen, summen, kreischen, schreien, zischen, kratzen, rülpsen, schnattern, singen Melodien, stampfen mit den Füßen, hüpfen durch die Luft und schlagen mit den Flügeln…Das einzige Geräusch, das noch lauter ist als ihr gemeinsamer Chor, ist das Heulen des Windes bei einem großen Unwetter … Das Plätschern des Wassers – der nahe gelegene Bach – ist hier die einzige konstante nicht-bioloische Erkennungsmeldodie.“ (S.12) Auf seinen Weltreisen nahm Krause über 15000 Arten und 4000 Stunden `soundscapes´ verschiedener Habitate auf.
Krause unterscheidet zwischen Geophonie (natürliche Klänge aus nicht biologischen Elementen, wie Wind, Wasser, Regen etc.), Biophonie (Klänge aus der Tier- und Pflanzenwelt) und Anthropophonie (von Menschen produzierte Klänge – Musik, Lärm, Sprache etc). Der Biophonie – schließlich lautet der Titel des Buches Das große Orchester der Tiere – widmet der Autor den größten Teil seines Buches. Über seine Hörerfahrung auf dem Gebiet der Biophonie schreibt der Autor: „… ein hochgradig orchestriertes Arrangement der Laute von Insekten, Tüpfelhyänen, Uhus, afrikanischen Waldkäuzen, Elefanten, Baumschliefern, in der Ferne brüllenden Löwen und mehreren Laubfrosch- und Krötengruppen. Jede einzelne Stimme schien mir in ihrer akustischen Bandbreite ihren Platz zu haben – so sorgfältig ausgewählt, dass ich mich an Mozarts bis zur Vollendung durchgestaltete Sinfonie Nr.41 in C-Dur, KV 551, erinnert fühlte.“
Dankenswerter Weise hat der Antje Kunstmann-Verlag den Lesern des Buches die Möglichkeit eröffnet, an bestimmten gekennzeichneten Stellen des Buches, eine Internetseite aufzurufen und sich die beschriebenen Klänge anzuhören (www.kunstmann.de/orchester).
Natürlich erinnerte ich mich beim Lesen des Buches an den Musiker und Komponisten, der für mich die schönste und bewegendste Musik geschrieben hat: Olivier Messiaen. Er hat seine Musik den Vögeln abgeschaut bzw. „abgehört“.