Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2015 17 Jul

Gregor öffnet seinen Bücherschrank

von: Gregor Mundt Filed under: Blog | TB | 6 Comments

Bernie Krause: DAS GROSSE ORCHESTER DER TIERE
 

Berbie Krause, ein musikalisches Wunderkind, er spielte schon mit dreizehn in einem symphonischem Orchester, entdeckte dann bald aber die Gitarre und die Popmusik für sich, hatte die Möglichkeit bereits als sehr junger Mann an Aufnahmen für das Motown-Label in Detroit mitzuwirken, ging dann aber nach einem kurzen Ausflug als Mitmusiker bei The Weavers wieder zurück an die Uni und studierte Musik bei Karlheinz Stockhausen und Pauline Oliveros. Seine Freundschaft mit Paul Beaver bewegte ihn dazu, elektronische Klänge, namentlich Synthesizer-Klänge in die Musik einzubringen, ja, diese sogar mit Naturgeräuschen zu mischen. Krause arbeitete auf diese Weise mit den Doors, George Harrison, Bob Dylan, den Byrds, Stevie Wonder und anderen zusammen. Einen Namen machte sich Krause auch durch die Produktion von Filmmusik (Rosmary´s Baby, Love Story u.v.m.).

 
 
 

 
 
 

Als sein Freund Paul Beaver starb, sollte sich in Bernie Krauses Lebens noch einmal alles ändern. Nach einer Promotion über Bioakustik, entwickelte er sich zum Forscher in Sachen Biophonie. Fortan nimmt Krause wie besessen Naturgeräusche auf: von der Geräuschen der Buckelwale bis zu den Trauerklagen eines Bibers, der den Tod seiner Partnerin beweint. „Tiere heulen, meckern, knurren, zirpen, gurren, trillern. Sie zwitschern, gackern, klacken, stöhnen, jaulen, brüllen, piepsen, seufzen, pfeifen, mähen, quaken, glucksen, krächzen, hecheln, bellen, schnurren, krähen, summen, kreischen, schreien, zischen, kratzen, rülpsen, schnattern, singen Melodien, stampfen mit den Füßen, hüpfen durch die Luft und schlagen mit den Flügeln…Das einzige Geräusch, das noch lauter ist als ihr gemeinsamer Chor, ist das Heulen des Windes bei einem großen Unwetter … Das Plätschern des Wassers – der nahe gelegene Bach – ist hier die einzige konstante nicht-bioloische Erkennungsmeldodie.“ (S.12) Auf seinen Weltreisen nahm Krause über 15000 Arten und 4000 Stunden `soundscapes´ verschiedener Habitate auf.

Krause unterscheidet zwischen Geophonie (natürliche Klänge aus nicht biologischen Elementen, wie Wind, Wasser, Regen etc.), Biophonie (Klänge aus der Tier- und Pflanzenwelt) und Anthropophonie (von Menschen produzierte Klänge – Musik, Lärm, Sprache etc). Der Biophonie – schließlich lautet der Titel des Buches Das große Orchester der Tiere – widmet der Autor den größten Teil seines Buches. Über seine Hörerfahrung auf dem Gebiet der Biophonie schreibt der Autor: „… ein hochgradig orchestriertes Arrangement der Laute von Insekten, Tüpfelhyänen, Uhus, afrikanischen Waldkäuzen, Elefanten, Baumschliefern, in der Ferne brüllenden Löwen und mehreren Laubfrosch- und Krötengruppen. Jede einzelne Stimme schien mir in ihrer akustischen Bandbreite ihren Platz zu haben – so sorgfältig ausgewählt, dass ich mich an Mozarts bis zur Vollendung durchgestaltete Sinfonie Nr.41 in C-Dur, KV 551, erinnert fühlte.“

Dankenswerter Weise hat der Antje Kunstmann-Verlag den Lesern des Buches die Möglichkeit eröffnet, an bestimmten gekennzeichneten Stellen des Buches, eine Internetseite aufzurufen und sich die beschriebenen Klänge anzuhören (www.kunstmann.de/orchester).

Natürlich erinnerte ich mich beim Lesen des Buches an den Musiker und Komponisten, der für mich die schönste und bewegendste Musik geschrieben hat: Olivier Messiaen. Er hat seine Musik den Vögeln abgeschaut bzw. „abgehört“.

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6 Comments

  1. Henning Bolte:

    Ein Artikel von mir mit interessanten Links zu Biophonie

    und ein Radioprogramm mit biophonic composing
     
    http://www.writteninmusic.com

    http://www.concertzender.nl

  2. Lajla nizinski:

    Ja was für eine Sammlung von Geräuschen in der Natur. Ich werde versuchen, mir die Wehklagetöne der Biber anzuhören und dann vielleicht milder mit ihnen umgehen.

  3. Henning Bolte:

    „Stimmen“ haben eine eminente biologische Funktion, will sagen, sichern das Überleben. Das markanteste Beispiel sind die Kröten in einem weitgehend stillen Wüstengebiet, die Krause beobachtete. Sie konzertieren zusammen. In der Nähe befand sich ein Militärflug- hafen. Was passierte, wenn eine Maschine über das Wüstengebiet flog? Die Kröten kamen stimmlich aus dem Tritt. Es konnte bis zu zwei Stunden dauern bis sie ihr Orchester wieder synchronisiert hatten. In der Zeit wurden viele von den ebenfalls anwesenden Greifvögeln gefressen. Kurzum: mit ihren Orchester suggerieren sie eine Grösse, die die Vögel daran hindert zuzugreifen.

  4. Henning Bolte:

    “Die Landschaftsarchitektin wirbt um Verständnis für die Nager. Mit dem Bau von Dämmen und dem Aufstauen von Bächen trage der Biber zur Schaffung von naturnahen Feuchtgebieten bei. Denn an Gewässern, an denen Biber gerne leben, siedeln sich auch viele andere Tiere und Pflanzen an. Und diese wiederum sorgen dafür, dass Flüsse, Seen und Bachauen im ökologischen Gleichgewicht sind. Biber, berichtet Fuchs, seien friedliebend. Bissschäden könne durch das Anbringen von Hasendraht oder Elektrozäunen vorgebeugt werden. Und wenn landwirtschaftliche Wege in genügendem Abstand zu Flussufern angelegt werden, kann der pelzige Baumeister auch dort keinen Schaden anrichten.
    Natürliche Feinde haben die Nager kaum. „Fühlen sie sich bedroht, tauchen sie ab“, erklärt Fuchs. Der Eingang zum Bau liegt immer unter Wasser. Der größte Feind der Biber ist immer noch der Mensch, insbesondere der Autofahrer. Denn bei ihren Touren über Land, werden nicht wenige der behäbigen Wanderer überfahren.

  5. Henning Bolte:

    Das Naturschutzgebiet Hohes Elbufer gilt für den Biber als nahezu ideales Areal. Hier kann er im Dickicht seine Burgen anlegen. Unter Wasser befinden sich dafür die Zugänge, im Inneren haben sich die Biber den Bau mit trockenen Spänen ausgelegt. Die gefällten Bäume suchen sich die klugen Nager so aus, dass sie aufgrund ihres Wuchses ins Wasser fallen. „Da fühlt sich der Biber besonders sicher. Er kann vom Wasser her die weichen Teile der Bäume abfressen“, erklärt die Expertin vom Naturschutzring.“

  6. Martina Weber:

    Lajla, stell dir vor, du würdest in einer Hörspielkulisse leben. Es ist ein Gedanke, der mir manchmal hilft. Ich weiß nicht, wie die Knabbergeräusche von Bibern klingen, aber vielleicht kannst du das Geräusch uminterpretieren in etwas angenehmes.


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