Sie hatte lange überlegt, bevor sie zur roten Telefonzelle ging, um den Colonel anzurufen. Sie sagte, sie sei 23, kinderlos, von arabischer Herkunft, hätte feine, fleissige Haende. Ein Auto besässe sie nicht. Der Colonel sagte: „No problem.“ Dann legte er auf.
Sie lief zurück in ihr Haus Ta`Marija´ und legte sich nackt auf das schmale Bett. Diese nordafrikanische Hitze wuerde sie noch umbringen. Sie träumte sich in ein Land, in dem es kühl, aber sonnig war. Im Hafen von Brighton fiel ihr zu allererst die helle Haut der Menschen auf. Sie wunderte sich über die grossen, schönen Autos und darüber, dass die Besitzer ihre Sprache beherrschten. Etwas unangenehm empfand sie den Dauerregen, der die Gesichter unter den Regenschirmen verschwinden liess. Durch Fensterscheiben sah sie Menschen in Mänteln Tee trinken. Das Café hatte einen lustigen Namen: MAD DOGS AND ENGLISHMEN GO OUT IN THE MID-DAY SUN.
Ein dumpfes Klopfen an der Holztür weckte sie. Schnell wickelte sie sich in das körperwarme Laken und öffnete die Tür einen Spalt. Da sei ein Anruf für sie in der Bar. Sie nickte. Schnell glitt sie in ihr helles Baumwollkleid und lief barfuss hinüber in die Bar. Eine freundliche Männerstimme befahl sanft: „Halten Sie sich morgen früh um 8:00 Uhr bereit, Sie werden abgeholt.“ „Thank you, Sir“, sagte sie mit tuffweicher Stimme.
Dann verfiel sie erneut in nachmittägliche Träumereien. Ein Ritter erschien und versprach ihr, sie auf den Flügeln seines Falkens in ein fernes Land zu fliegen.
„MEIN RITTER,
KEIN ANDERES LAND LIEBE ICH SO
SEHR WIE, MEIN MALTA,
NUR DU GABST MIR EINEN NAMEN,
…
KEIN LAND IST SO GROSS WIE DU,
MAG DER UMRISS AUCH KLEIN SEIN,
DU BIST GROSS AN GEIST UND AN KÖRPER.
UM DEINE SCHÖNHEIT BENEIDET DICH MANCH‘ MÄCHT’GES LAND.“
Die Malteserin stand in der Morgenröte auf und türmte ihr Haar. Sie wartete auf dem kleinen Holzbalkon. Ein Mann zog mit seinem Esel die Strasse entlang und hielt vor ihrer Tür. Schnell zog sie sich ins Innere des Hauses zurück.
„Are you coming?“ rief eine Stimme. Sie ging hinaus und stieg wortlos in den weissen Morrison ein. „I take you to Colonel John. Leider ist er aufgrund einer seltsamen Krankheit ans Bett gefesselt.“ „Das tut mir sehr leid, ich werde ihm nach Kräften zu Diensten sein.“
Am Abend fand der Fahrer eine Nachricht:
„Nie mehr werde ich John dienen. I am off to Brighton“.