Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

You are currently browsing the blog archives for the month Mai 2015.

Archives: Mai 2015

In Zeiten als Bild- und Musikmaterial noch auf Zelluloid und Vinyl bzw. Magnetbändern gespeichert wurde, filmte unser Klassensprecher Horst 1972 unsere Klassenfahrt nach London in Super 8. Jahre später, Anfang der 80ger Jahre filmte ich mit meiner stolz erworbenen VHS-Videokamera den Super 8-Streifen von der Leinwand ab. Gleichzeitig wurde mit Hilfe von Tonbandgerät, Cassettenrekorder, Plattenspieler und einem rudimentären Mini-Mischpult die Musik der 70ger-Jahre dem Filmmaterial unterlegt. Diese vertonte VHS-Version ruhte bis zum Beginn der Digitatisierung von Speichermedien im Regal und verlor aufgrund der räumlichen Nähe zu Lautsprecherboxen leider etwas an Qualität bzw. setzte eine Patina der Ära vor Beginn der Zeitrechnung in Bits und Bites an. Vor dem endgültigen Exitus wurde altes VHS-Material mit Hilfe eines DVD-Rekorders digitalisiert und auf DVD gebrannt.“ (Klaus Schäfer)

 
 
 

 
 
 

„Jean Luc Godard hat einmal gesagt, Kino bedeute, dem Tod bei der Arbeit zuzusehen. Er meinte da nicht etwa die Häufung von Todesfällen in Kriminalfilmen, sondern das Beobachten der Verwandlung von Gesichtern im Laufe der Zeit. Das Älterwerden. Nun hat es niemand von uns zur Schauspielerei gebracht, aber klar ist, dass einen,  schon beim wiederholten Betrachten des Filmes über die Jahre hinweg, ein kleiner Schauer befallen kann: lang ist’s her!

Unser damaliger Klassensprecher hat hier einen Film abgeliefert, der sich vordergründig an alle Konventionen hält: Sehenswürdigkeiten in London und um London herum, kleiner Schabernack (Taubenfüttern am Trafalgar Square), ein etwas obsessives Abfilmen der „Bobbys“ (Buckingham Palast, „Changing of the Guards“ etc.) – und natürlich kommt auch „unser“ Dr. Egon Werlich öfter ins Bild, ganz und gar als Gentleman, umgeben vom hippiesken Outlook der Zeit.

Das Besondere steckt im Detail: fremde Gesichter, die kurz durchs Bild huschen, kleine Szenen am Rande, Dinge, die erst beim zweiten Gucken auffallen. Da ist auch einmal – endlich – eine Mädchenklasse, die uns fröhlich zuwinkt (und modisch alle Erwartungen jener Jahre erfüllt – eine der wenigen Szenen, in denen mal Girls auftauchen, ein kleiner Trip ins abendliche Soho hätte dem Film sicher gut getan!:). Oder ein Abstecher in den Marquee Club.

Bereichernd auf jeden Fall: der Soundtrack der Zeit, den Klaus im nachhinein und in minutiöser Kleinarbeit hergestellt hat, so erhält der Film Rhythmus, etwas mehr „Drive“, und Struktur. Bei dem flotten, jazzigen Stück (ist das die Gruppe „Nice“?) scheinen die Autos schneller zu fahren, der Film kriegt fast Slapstick-Tempo. Einige Songs erinnert man allenfalls flüchtig, andere sind Evergreens geworden.

Die Beatles waren 1972 schon zwei Jahre Geschichte, die ersten Strassenmusikanten nahmen „Heart of Gold“ in ihr Repertoire auf (oder war es dafür noch etwas zu früh?), in Deutschland prägten Kraftwerk und Can den „Underground“, eine junge Liedermacherszene liess aufhorchen, in London avancierte Roxy Music zum letzten Schrei (im Juni 1972 erschien ihr Debutalbum), und der Produzent Manfred Eicher veröffentlichte in jenem Sommer auf seinem Label ECM Chick Coreas Meilenstein „Return To Forever“.

Wir waren übrigens in jenen Tagen in London, als Deutschland in einem berühmt gewordenen Länderspiel England im Wembleystadion 3:1 besiegte (mit Overath und Netzer). Bei dieser Klassenfahrt der OIc bin ich leider nur kurz dabei gewesen. Mit hohem Fieber und anderen Unlustigkeiten wurde ich mit dem Flugzeug nach drei Tagen in die Heimat befördert, aber immerhin komme ich einmal auf der Überfahrt von Calais nach Dover ins Bild, als langhaariges Gespenst an der Reling. Those were the days.“ (M.E.)

 

 
 
 

1) Keith Jarrett: The Survivors‘ Suite / 2) Keith Jarrett: Belonging / 3) Keith Jarrett / Jan Garbarek: Luminessence* / 4) Keith Jarrett: The Köln Concert / 5) Keith Jarrett: The Melody At Night With You / 6) Keith Jarrett: Book Of Ways / 7) Keith Jarrett Trio: Standards Vol. 1 / 8) Keith Jarrett Trio: Changes / 9) Keith Jarrett: Creation ** / 10) Keith Jarrett: Staircase / 11) Keith Jarrett: Bregenz / München / 12) Keith Jarrett: Fort Yawuh / 13) Keith Jarrett: The Sun Bear Concerts / 14) Keith Jarrett: Sleeper / 15) Keith Jarrett and Jack DeJohnette: Ruta and Daitya / 16) Keith Jarrett: Death and the Flower / 17) Keith Jarrett: Bremen / Lausanne ***

 
 
* dieses hohe „Ranking“ bei meinen „favourites“ mag einige verwundern, zumal Jarrett hier „nur“ komponiert, und selbst keinen Ton spielt, aber ich kann gar nicht beschreiben, wie sehr ich dieses Album liebe. Ach, würde Garbarek noch mal mit der Intensität von damals spielen!

** diese hohe Bewertung seiner jüngsten Soloaufnahmen ist gewiss nicht dem Effekt des „Neuen“ geschuldet!

*** kein Wunder angesichts dieser Liste, dass die „Nahaufnahme“ der nächsten Ausgabe der „Klanghorizonte“ sich mit dem „magischen Jahrzehnt des Keith Jarrett“ befasst, den Siebziger Jahren.
 

Michael-san,
 

gerade lese ich Deinen Fred Neil Eintrag. Und bin mal wieder bass erstaunt über unsere spinnwebfeinen, trans-pazifischen Verbindungen! Ich bin im Moment gerade für drei Monate in Kyoto, Japan, und zwar lost in translation. Weder beherrsche ich die japanische Sprache, noch können die Japaner besonders gut englisch. Kommunikation ist hier für mich eher sign language. Ich versuche viel zu lachen und wenig zu sprechen. Das hilft manchmal. Die ersten paar Tage ist mir immer Harry Nilssons Version von „Everybody’s talkin“ (bekannt auch aus Midnight Cowboy) durch den Kopf gerauscht: „Everybody’s talkin‘ at me, I don’t hear a word they’re sayin’, only the echoes of my mind.“ Die Sterne sind so groß, die Erde ist so klein!

 
Sayonara
yours

t

2015 7 Mai

Frank in Budapest

| Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Comments off

 

 
 
 
 
Andrássy út, Budapest, May 2015. Or was it Rákóczi út? I can’t remember. One of the city’s main thoroughfares anyway. Some crazy guy from Manchester who wore an outsize papier-mâché head and sang in a funny voice. Or his celluloid simulacrum? Maybe this wasn’t Frank at all.
 
 
 
 

 
 
 
 
Maybe this wasn’t Budapest either but an accumulation of my own imaginings of what central Europe is or should be: Trabants puking black smoke into the air, light railway rolling stock from the communist era, shelf toilets, graffiti and loads of it. And Frank. Or not-Frank. In Budapest or my dream of it, now folded neatly in time newly past, still warm. Warm and bright. Frank and not-Frank. A sticker on the wall of a bookshop doorway, somewhere in time.
 
 
 
 

 
 

 
 

 
 
 
 

 
 
 
 

 
 
 
 

„Fred Neil’s self-titled second album was a languid and fluid gem that continues to stand outside of time decades later“, Steve Leggerd writesin a review of the reappearace of this long-lost album. I found it at „Weirdo Records“ in Cambridge, Boston, a really weird, terrific and small (very small) record store on 844, Massachusetts Avenue.

„The beautifully sad, introspective songs of weary modern urban disaffection that Neilbrought to these sessions in 1967 are among the best he ever wrote, and the perfectly balanced electric instrumentation is the perfect counterpoint to Neil’s calm, wearied basso voice that pulls things along here at a decidedly unhurried pace, and the songs themselves seem to drift organically into being as he sings them, until listening to this album begins to feel like floating“,  Steve continues to write. I had not so much time left because of my flight back, otherwise I would’ve stayed there much longer.  Iranian rock music between 1973-78? No problem, you’ll find the, well, weirdest records of the world in this tiny store which is run by a lady with cool enthusiasm.

The great thing among such record shops that it makes you sensitive for sounds and styles outside the common or modern or trendy fields of music transporting you forwards and backwards in time. I mean, Fred Neil, an outsider of the folk scene, never was interested in the commercial side of things. But, gosh, what songs! Steve Leggard comes to this conclusion: „“The Dolphins“ and „Everybody’s Talkin'“ — a huge hit in a cover version by Harry Nilsson — are classics by anybody’s definition. Long out of print, „Fred Neil“ is reissued here straight and unadorned.  All these years later, it remains a haunting and reassuring masterpiece.“

2015 7 Mai

Brooklyn, Sideways

| Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | 3 Comments

 

 
 
 
 

„Brooklyn throughout my life has been a place of vastness and wildness. I remember immense ruined factories; neighborhoods where diners sold ake ake, saltfish, cowsfoot soup, comfort food from West Africa; neighborhoods where you would hear Malayam, Quechua, Ladino. I once accompanied a great Irish poet who read in Gaelic in Irish Brooklyn. I remember bars where ex-guerrillas spoke of fighting the Bloody Black and Tans. I love the sea and the mountains. Brooklyn really had the same sense of being beyond measure. I remember teaching poetry to Orthodox Jewish children. One young girl came up with the line “red is the color of dying in your sleep.” The parents were startled, halted the workshop, and consulted a rabbi as to whether the exploration of poetry was safe or psychically dangerous. The rabbi felt that confronting the depths was entirely healthy and the parents invited me back.“

(D. Nurkse, author of the poem collection „A Night In Brooklyn“)

 

2015 7 Mai

Tach zusammen

| Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | 1 Comment

 

 
 
 

 
 
 
Dieses Heimatmagazin kann man bei der Touristeninformation kaufen

oder unter www.tach-zusammen.de

Ich habe mir das neue Programm fuer das Jazzfestival in Moers mitgenommen,

das verheisst Spannendes:

www.moers-festival.de

2015 6 Mai

Hanns Dieter Hüsch

| Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Tags:  | 7 Comments

Hanns Dieter Hüsch ist der einzige Künstler außer Dieter Hildebrandt, den ich jemals per Brief mit Rückumschlag um ein Autogramm gebeten habe.
 
 
 

 
 
 
Heute wäre Hanns Dieter Hüsch 90 Jahre alt geworden. Ich nehme ja an, er wird sich deshalb mit dem lieben Gott in Dinslaken treffen und die beiden werden dort heute abend irgendeinen groben philosophischen Unfug treiben, einen groben. Ich hoffe es wenigstens.

Aus gegebenem Anlass hier eine Liste von nicht mehr erhältlichen Tonträgern von Hanns Dieter Hüsch:
 

  • Chansons, Gedichte, Geschichten (1961)
  • Das Wort zum Montag (1968)
  • Enthauptungen (1971)
  • Eine schöne Gesellschaft (1972)
  • Live (1973)
  • Joseph Goebbels‘ „Michael – Ein deutsches Schicksal in Tagebuchblättern“, zitiert von HDH (1974)
  • Liedermacher (Single, 1975)
  • Abendlieder (1976)
  • Und das Herz schlägt wie ein blinder Passagier (1977)
  • Das schwarze Schaf vom Niederrhein (1978)
  • Hagenbuch hat jetzt zugegeben (1979)
  • Das Lied vom runden Tisch (1980)
  • Am Niederrhein (1988)
  • Hanns Dieter Hüsch trifft Franz Hohler (1996)
  • Meine kleine Nachtmusik (1997)
  • Hagenbuch live (WDR/NDR-Mitschnitte, 1998)

 
Um baldige Wiederveröffentlichung in zumindest digitaler Form wird gebeten. Und dass mir die noch erhältlichen CDs nicht etwa vom Markt genommen werden!

2015 5 Mai

American Postcard

| Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Comments off

 
 

 
 

2015 5 Mai

Sylter Mai-Notizen (1)

| Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Tags:  | Comments off

– Da die Mitarbeiter des Sylt-Shuttle nicht streiken (sie sind teils verbeamtet, und werden von einer  anderen Gewerkschaft vertreten), ist die Insel für alle erreichbar, nur die Sache mit der langen Zugfahrt in dieser Woche könnte für Frühankömmlinge schwierig werden. 

 

– Manafonistas brauchen bei der Unterkunftswahl etwas Glück. Nachdem in Rantum im letzten Jahr gleich zwei Reethäuser Brandstiftern zum Opfer fielen (ungeklärt), wurde nun wiederum böse gezündelt. Zumindest besteht da mehr als ein Anfangsverdacht. Am letzten Freitag war nämlich (nicht zum ersten Mal!) das 5-Sterne-Hotel „Miramar“ auf der Friedrichstrasse ein Fall für die Feuerwehr von Westerland und Tinnum. Die Aufklärungsrate scheint auf der Insel nicht gerade schleswigholsteinische Rekorde zu sprengen. Manafonistas müssen darauf vertrauen, dass ihre Unterkunft mit genügend Feuerlöschern ausgestattet ist. 

 

– Bei dieser Häufung insularer Kriminalität steht zu befürchten, dass demnächst das erste Tatort-Team auf Sylt regelmässig zum Einsatz kommt. Solche Pläne scheinen, so eine zuverlässige Insiderquelle, schon in den Schubladen beim NDR an der Rothenbaumchaussee zu liegen. „Friesenkrimis“ sind bereits  eine arrivierte Sparte der deutschen Krimikultur. Man denke nur an die Romane von Klaus-Peter Wolf, an „Ostfriesenwut“, oder das höhergehandelte Werk „Ostfriesenblut“. 


Manafonistas | Impressum | Kontakt | Datenschutz