Durch seine Querverbindungen zu Hip Hop etc. wurde das neue Werk des Saxofonisten Kamasi Washington zum meistgehuldigten Jazzalbum dieser Wochen, nicht zuletzt in Popkreisen, und liess sogar das dunkel tönende, mich durchweg fesselnde Understatement von Keith Jarretts neuem Solowerk hinter sich. Der wurde immerhin 70. da gab es viel zu lesen, auch, letztens, wie unglaublich gut gelaunt er sich bei zwei Solokonzerten in Italien und der Schweiz gab. Keine Garstigkeiten. Small Talk zum Publikum, zu Scherzen aufgelegt. Schön. Nun denn: Mr. Washington kommt, wie in bunter Vorzeit Jarrett mit seinen Soloexkursionen aus Bremen und Lausanne (da waren es drei LPs in dunkelgrüner Kiste), mit drei CDs in einem Schächtelchen daher, ein opus magnum im wörtlichen Sinne, das Cover erinnert an den kosmischen Kitsch alter Zeiten. Ich renne ja nicht jedem Geschrei hinterher, aber dieses Phänomen interessiert mich, und so werde ich es mir auf der Zugfahrt zum Berliner Pokalfinale anhören. Solange es mich überzeugt. Sonst stimme ich in die Fangesänge der Borussen ein. Wir haben wirklich die Absicht, Klopps letztes Spiel zu einem grossen Fest zu verwandeln, und den Pokal zum Borsigplatz zu holen. Die Chancen stehen 50:50. Die Reise dauert etwa so lang wie die Laufzeit des vermeintlichen Meisterstücks des neuen Jazzheroen. Hat es jemand gehört, hat es jemanden bezaubert, ernüchtert? Darüber wird noch zu berichten sein: ein neues „Jazzgeheimnis“, oder nur ausgefuchstes Marketing, und ahnunglose Poprezensenten?
2015 27 Mai
Kleine Anmerkung zum JazzTalk dieser Wochen
von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | 3 Comments
3 Comments
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Manafoninweis:
Anthony Fontano findet’s grandios und vergibt ’ne gute 9:
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Michael Engelbrecht:
Anthony ist auf Dauer etwas penetrant. Ihm fehlt die Pausetaste, und das Luftholen.
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Henning Bolte:
KAMASI Washington –> Flying Lotus –> Alice Coltrane –> …