Genauer gesagt, das Album heisst „The End of an Ear“, und ist das erste Soloalbum von Robert Wyatt. Ich habe nun wahrlich, wie vielleicht sonst nur Gregs bei den Manafonisten, und der Japanreisende Thomas Weber unter unseren Lesern (die Dunkelziffer ist hoch), seine Musik seit den ersten beiden Soft-Machine-Alben verfolgt und fast durchweg geliebt (Lieblingssänger No. 2 auf dem Planeten), aber aus irgendwelchen Gründen ist dieser Erstling an mir vorübergangen. Flüchtig nur habe ich die eine oder andere freie Sequenz im Ohr, und wundere mich selbst, dass ich da nie abgetaucht bin. Ich suche es auch gar nicht. Das ist ungefähr so, als hätte Jochen ein Pat Metheny-Album von 1973 verpasst. Es erschien im Jahre 1970, und womöglich hörte ich erstmals etwas daraus (und fast letztmals) in einer Radiosendung von Winfried Trenkler im WDR. Man assoziiert damit (ich auch, aus der Ferne) Free Jazz und ein experimentelles Album. Wie ich nachlese, gastieren Elton Dean am Tenorsaxofon und David Sinclair (von Caravan) an der Orgel, und die Hälfte des Albums besteht aus einem, gewiss hochgradig exzentrischen, Cover der Gil Evans-Komposition „Las Vegas Tango“. Aber es ist durchaus faszinerend, um solche „Löcher“ der eigenen Hörgeschichte zu wissen. Erst ein Vierteljahrhundert nach dem Erscheinen habe ich Van Morrisons „Astral Weeks“ schätzen gelernt, warum soll ähnliches nicht, wenn es an der Zeit ist, mit diesem obskuren Debut geschehen? Derzeit habe ich mit Gregs Hilfe ein rares CD-Exemplar der Vertonungen der Geschichten von Edward Gorey bekommen (da singt Robert, meine LP ist hoffnungslos verknistert), das für die nächste dreistündige Ausgabe der Klanghorizonte am 20. Juni fest gebucht ist, natürlich für die „Zeitreise“. Aber auch die Zeit für „Das Ende eines Ohres“ wird kommen.
8 Comments
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Anonymous:
Wer ist Lieblingssänger No. 1 auf dem Planeten?
Grüße aus HH
NorbertVon wegen Abstieg. Morgen geht’s für uns beide um die Euro League. Ihr werdet es packen.
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Michael Engelbrecht:
Ich sags dir nur, weil wir unter uns sind: Brian Eno. Es sind auch meine geschätztesten Interviewpartner.
Ich gönne dir morgen einen Auswärtssieg, und mir den Pokalsieg kommende Woche. Ich werde dabei sein. In Berlin. Die Einkaufspolitik meines Vereins ist mir seit einem Jahr ein Rätsel. Letztes Jahr Ginter und andere Flops, jetzt womöglich für viel zu viel Geld Norbert Geis von Mainz. Castro? Naja.
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Gregor:
Oh, hätte ich das gewusst, ich hätte dich bei deinem letzten Besuch hier in LE mit diese Platte überraschen können. Ich habe die Platte allerdings auch nur als Rewind-CD, Sony Music – The Collector´s Series…
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Gregor:
…und, wenn es morgen tatsächlich passieren sollte, bin ich erst einmal weg, nicht zu sprechen…echt!
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Norbert Ennen:
Noch schlimmer: Kevin Kampl, womit wir auch beim Thema „Fußballerfrisuren“ wären, aber das ist eine andere Geschichte.
Deine No. 2 ist meine No. 1. Habe ihn aber nicht über Soft Machine sondern durch das Rough Trade Label (also eher im Post Punk Kontext) kennengelernt und erst dann die Soft Machine-Platten gekauft.
Viel Spaß in Berlin und einen Sieg im Finale
wünscht Norbert -
Michael Engelbrecht:
Es war natürlich ein Fest, Norbert, als diese beiden Stimmen dann auf dem Stück FOREST zusammen auftraten. Robert erzählte mir damals, dass Brian sich wie ein Opernsänger vor dem Mikrofon postierte – was für ein herzzerreisseinder Song aus CUCKOOLAND!
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Christoph:
Hallo Michael,
gibt es in Deiner Sendung Platz auch für einen wie Jim O’Rourke? Seine erste Solo CD „Eureka“ finde ich sehr gut. Ich bin gespannt ob die neue „Simple Songs“ mir auch gefallen wird. Was seine anderen vielfältigen Kooperationen anbetrifft, kann man sie durchaus als End of an Ear bezeichnen;-)
Grüsse
Christoph -
Michael Engelbrecht:
Jim O’Rourke war von Anfang an dabei, mit Songs, mit Noise, mit seinen Kollaborationen.