Während jetzt der eine oder andere Manafonista das Buch von Robert Macfarlane liest, und eine Reise zu den Äusseren Hebriden bzw. Wales Gestalt annimmt, erinnere ich mich, auch aufgrund des gestrigen Kommentars von Uwe, an meine Zeit mit dem Klassiker von Henry David Thoreau. Das Buch gab es 1980 als Diogenes Taschenbuch. Damals trat ich meine erste Stelle als Psychologe in einer Fachklinik in Furth im Wald an, ich hatte eine Souterrainwohnung am Ausläufer des Hohen Bogens gemietet, „mein Dorf“ bestand aus einer Handvoll Häusern und hiess Bergeinöden. Wann also „Walden“ lesen, wenn nicht damals!?
Ich fremdelte arg im nahe der tschechischen Grenze, meine Studienstadt Würzburg war drei Autostunden entfernt, Dortmund in schier unerreichbarer Ferne. Und meine zwei ersten Bücher waren „Ripley Underground“ von Patricia Highsmith (oder ein anderes – ich fand es nicht so gut wie andere) und eben das Buch von Mr. Thoreau. Aber nach ca. 50 Seiten verlor ich, warum auch immer, die Lust an der Lektüre. ich weiss aber noch (ungefähr) zwei Dinge aus dem Buch. Thoreau beschreibt, wie man trainieren kann, mit weniger Schlaf auszukommen, und er macht sich über das ständige Geschrei über Neuigkeiten lustig. Schon damals waren Übertreibungen, speziell in der Kultur, weit verbreitet.
Knapp zwei Jahre hielt ich es am Arsch der Welt aus, als Stadtkind war das eine harte Nummer, und Ausflüge nach München reine Selbsttherapie. In München kaufte ich damals Egberto Gismontis zauberhaftes Album „Solo“ (ich übertreibe nicht), und ich weiss, dass es irgendwann in diesem Jahr oder früh im nächsten ein reines Gitarrensoloalbum des Brasilianers geben wird, das in Lugano von Manfred Eicher produziert wurde.
Wenn ich an die Schallplatten denke, die in meiner Zeit in Bergeinöden das Licht des Marktes erblickten, fallen mir, neben Gismonti, aus dem Stegreif zwei ein, die tausendfach liefen, und reine Seelennahrung waren: „Remain In Light“ von den Talking Heads, und „On Land“ von Brian Eno. Und letztere hatte dort, wo ich umgeben war von dem Dialekt der Oberpfälzer, von einem tagaus, tagein an der Kette schlagenden, verbitterten Hund, und später auch von einer Indianerin aus meinen Kindheitsträumen, ihren perfekten Ort gefunden. Musik für Geologen und Urzeitforscher.